Phil Collins – No Jacket Required
Phil Collins – Testify
Warner Music Entertainment (1985 /2016)
Warner Music Entertainment (2002 /2016)

(23 Stücke, 121:44 Minuten Spielzeit 
22 Stücke, 104:55 Minuten Spielzeit)

Das Jahr 2016 ist in der ersten Jahreshälfte von den Neuveröffentlichungen von Phil Collins-Alben bestimmt, denn im monatlichen Rhythmus erscheinen jeweils zwei seiner Studioalben in remasterter Fassung. Der nächste Termin ist der 15.04.2016, an dem die Alben „No Jacket Required“ (Album Nr. 3) und „Testify“ (Album Nr. 7) in unterschiedlichen Formaten (Doppel-CDs, zum Download und auf 180g-Vinyl (ohne Bonus Content)) erscheinen. Mir lagen erneut die Deluxe-Editionen vor, die als DoppelCD herauskommen.

Wie gehabt zieren die Cover die von Phil Collins aktuell nachgestellten Fotos. Jetzt prangt das Gesicht eines gereiften Menschen/Musikers von den Album-Hüllen. Die CDs kommen in der gewohnten Form, also in einem sechsseitigen Digipack mit einem 16seitigen Booklet, das zu einem Poster ausgefaltet werden kann. Darin befinden sich alle Songtexte und Linernotes von Phil selbst.

Während die jeweils erste CD die Originalalbumtracks aufweist, hat Phil auf der Bonusdisc wieder umfangreiches, bisher unveröffentlichtes Material zusammengestellt.


„No Jacket Required“, das 1985 erschien, war vollgepackt mit erstklassigen Songs. Mit diesem Album brachte Collins den Sound der 80’er auf den Punkt. Kein Wunder, dass es allein in Deutschland mit Platin ausgezeichnet wurde und auf Platz 1 der Albumcharts stürmte. Auch in den USA und im Großbritannien katapultierte es sich auf die Top-Positionen.

Das Album wurde folgerichtig mit drei Grammy®-Awards ausgezeichnet: „Best Album”, „Best Pop Vocal Male” und den Grammy in der Kategorie „Producer of the Year”  für COLLINS und seinen Co-Producer Hugh Padgham. Das Album, das sich weltweit über 20 Millionen Mal verkaufte und schneller über die Ladentische ging als Michael Jacksons „Thriller”, enthält die Hit-Singles „Sussudio“, „One More Night“, „Don‘t Lose My Number“ und „Take Me Home“. Und diese Songs sind auch heute noch Klassiker und immer wieder gern gehörte Stücke. Allerdings atmen sie auch die Sounds der 80’er und somit ein ums andere Mal die für diese Zeit typischen E-Drums. Collins hatte aber auch die bewährten Bläsersätze eingebaut, die den Stücken einen unvergleichlichen Charakter verliehen. Das hatte mit Genesis nichts mehr tun, Collins wandelte vielmehr im Popbereich. Das aber auf hohem Niveau.

Die BonusCD besteht aus zehn bisher unveröffentlichten Liveversionen, darunter neun Songs vom Album und die herrliche Nummer „Easy Lover“, die Phil in der Studioversion zusammen mit Philip Bailey (Earth Wind And Fire) eingesungen hat. Der Song wurde seinerzeit für Bailey’s Album „Chinese Wall“ eingespielt. Daneben finden sich noch Demoversionen zu den Songs „Only You Know And I Know“, „One More Night“ und „ Take Me Home” auf der Disc.

Das zweite Album „Testify“ stammt aus dem Jahr 2002. Es ist bis heute das letzte Album mit eigenen Originalkompositionen. Ungewohnt für seine Fans, dominieren auf „Testify“ die melancholischen und introspektiven Töne, etwa mit den Songs „This Love This Heart“ und „You Touch My Heart“. Aber wieder war es eine Coverversion, die den größten Erfolg dieses Albums einheimste. Leo Sayer’s „I Can’t Stop Loving You“ konnte sich in Großbritannien auf Platz 1 und in Deutschland immerhin noch auf Platz 11 behaupten. Mit einigen Songs eroberte Collins sich auch neues Territorium so zum Beispiel mit den ekstatischen Beats und Rhythmen von „Driving Me Crazy“ und dem Gospel-beeinflussten Titeltrack „Testify“. Allerdings hat das Neuwerk nicht mehr ganz die musikalische Brillanz wie seine ersten Alben.

Bei dieser Ausgabe hat Phil lediglich vier bisher unveröffentlichte Liveaufnahmen auf den Bonussilberling gebannt. Daneben gibt es dann noch zwei Demoversionen von „It’s Only Loving“ und „Tearing And Breaking“ sowie vier Single B-Seiten.

Auch in der dritten Runde der „Take A Look At Me Now’!“-Retrospektive von Phil Collins kommen gleichzeitig zwei qualitativ unterschiedliche Alben in remasterter Form auf den Markt. Während „No Jacket Required“ zum Tafelsilber Collins und damit in jede gute Plattensammlung gehört, fällt „Testify“ daneben schwächer aus. Insgesamt wieder sehr schöne, lohnenswerte Wiederveröffentlichungen.

Stephan Schelle, April 2016

   

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