Peter Wahle'S Tanz der Götter 2002

Peter Wahle's Amigo News - Tanz der Götter 2002
Eigenvertrieb (2002)

Heute möchte ich euch eine CD von Peter Wahle’s Amigo News ans Herz legen. Die meisten von euch werden jetzt sagen, „Kenn ich gar nicht“. Das ist mir genauso gegangen. Doch wenn ich jetzt sage, dass Peter seinerzeit in der Band Flaming Bess mitgespielt hat und die neue CD „Tanz der Götter 2002“ heißt, dann geht vielleicht einigen von euch ein Licht auf.

Wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen ist es Peter nicht möglich gewesen, den Projektnamen Flaming Bess zu nutzen. Das ändert aber nichts an der Qualität der CD, denn die ist wirklich hervorragend.

 


Bei der CD-Präsentation, die am 09.11.2002 in Peter’s Düsseldorfer Studio stattfand, hatte ich die Gelegenheit einige Informationen zu dem neuen Album zu erfahren. Peter beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit dem Gedanken, das erfolgreiche Album „Tanz der Götter“ aus dem Jahr 1979 neu aufzunehmen. Damals war das Titelstück gut 16 Wochen in den Charts der WDR-Schlagerralley und brachte es sogar bis auf Platz 2.

Die Ideen wurden in die Tat umgesetzt und man fing an die alten Stücke neu zu arrangieren und einige Instrumente aufzunehmen. Ursprünglich sollte die CD schon im Jahr 2000 fertig sein und als „Tanz der Götter 2000“ das Licht der Laser erblicken. Doch mit dem Lauf der Zeit stellte sich heraus, dass es komplizierter war dieses Projekt umzusetzen, denn es kamen weitere Ideen, wie zum Beispiel ein Streichorchester mit einzusetzen. So war es dann schon fraglich ob überhaupt eine Version 2001 herauskommen könnte, ja es schien sogar auf eine 2003’er Version hinauszulaufen. Doch nun ist es geschafft. Mitte November 2002 kam die CD heraus.


Peter Wahle in seinem Studio

Peter hat die fünf Originalstücke der 79’er LP („Bedrohung“, „Kampf und Vertreibung“, „Oasis“, „Arkana“ und „Tanz der Götter“) mit einer Reihe von Musikern neu eingespielt. Darunter ist auch der ehemalige King Crimson- und Camel-Musiker Mel Collins. Wer diesen Ausnahmemusiker (Saxophon) noch mal sehen will, kann dies mehrfach die Woche im Fernsehen tun. Mel ist nämlich schon eine Weile Mitglied der Helmut Zerlett-Band, die für die musikalische Untermalung der Harald Schmidt-Show sorgt. Über Zerlett, den Peter gut kennt, ist dann auch der Kontakt zu Mel entstanden.

In einem Gespräch erzählte mir Peter, dass er Helmut Zerlett fragte, ob er nicht einen guten Saxophonisten kennen würde. Helmut antwortete ihm: "Klar, du kannst Mel Collins ansprechen." Und Peter, der das erst nicht glauben konnte, meinte nur "Ja, und Mick Jagger singt dann." Doch der Kontakt kam zustande und Mel machte bei der Produktion mit.

Der Radiomoderator Wolfgang Neumann übernahm auf dem 79’er Album den Erzählpart zu Beginn der jeweiligen Stücke, was dem Album seinerzeit eine außergewöhnliche und interessante Komponente verlieh. Peter hat nun noch einen drauf gesetzt. Die Originaltexte von damals sowie zwei neue, die in ihrer phantasievollen Sprache den damaligen Texten in nichts nachstehen, werden von dem Schauspieler Rolf Berg gesprochen. Seine Stimme kommt noch eindrucksvoller rüber als das 1979 Wolfgang Neumann vermochte.

Nun zur Musik:
Neben den Originalstücken (alle Instrumental) finden sich drei weitere Titel (zwei gesungen und eins instrumental), die Peter neu komponiert hat und die sich nahtlos in das Gesamtkonzept einfügen. Peter hat die alten Stücke neu arrangiert, so dass sie ihre damalige Qualität behalten haben aber die heutige Soundqualität aufweisen. Das verleiht ihnen mehr Dynamik und eine bessere Soundqualität. Schon bei der Präsentation war ich hingerissen von den einzelnen Titeln, die mir so nicht mehr in Erinnerung waren. Ein Vergleich mit dem Original zeigt dann auch, dass die neue Version durch druckvollere, spielfreudigere Instrumentierung an Qualität gewonnen hat. Die Streicher beispielsweise tun der Produktion sichtlich gut. Auch die Idee zu dem Stück „Oasis“ mit Tropfensounds zu Beginn einen Rhythmus zu kreieren, gefällt mir ausgesprochen gut.

Die einzelnen Songs bieten eine Menge an 70’er-Jahre Feeling. Mal klingen Sounds á la Jethro Tull oder Santana raus, dann hört man Camel oder den typischen Krautrock der 70’er. Das soll aber nicht heißen, dass auf der Platte nur Plagiate enthalten sind. Die von euch, die das Original kennen, werden wissen, was ich meine. Die beiden gesungenen Stücke, also die neuen Titel, hören sich stark nach Camel der 70’er Jahre an. Beim letzten Stück kommen dann auch ethnische Einflüsse mit in die Musik. Der Titel „Tanz der Derwische“ klingt nach dem nahen Osten bzw. lässt türkische Rhythmen und Sounds erklingen. Hier wird ein Thema aus dem vorhergehenden „Tanz der Götter“ aufgenommen und zu einem eigenen Stück geformt.


Film mit tanzenden "Derwischen", der während der Präsentation lief.

Das in seiner Erstauflage auf 500 Kopien limitierte Album hat ein 36seitiges Booklet, das in schlichtem weiß gehalten ist. Hierin findet man die gesprochenen Texte (1979 habe ich mir die noch selbst aufschreiben müssen) und zeigt die einzelnen Musiker im Bild.

Alle die das Original schon geliebt haben und all diejenigen, die auf gute Rockmusik der 70’er stehen, empfehle ich die 2002’er Version uneingeschränkt. Die CD kann über die Homepage von Peter’s Label bestellt werden. Die URL lautet:

www.moonlight-company.com

Stephan Schelle, November 2002

 
   

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