Peter Tosh – 1978 - 1987

Peter Tosh – 1978 - 1987
EMI (2012)
(74 Stücke, 389:37 Minuten Spielzeit)

Der aus Jamaika stammende Musiker Peter Tosh gehört zweifelsfrei zu den Begründern und wichtigsten Musikern des Reggae. Schon zu Beginn der 70’er Jahre war er Mitglied der Wailers, zu denen neben Neville O’Reilly Livingston (alias  Bunny Wailer) auch Bob Marley gehörten. Um das Jahr 1974 kam es dann zum Bruch bei den Wailers und Peter Tosh widmete sich fortan seiner Solokarriere. Von 1976 bis 1987 entstanden insgesamt sieben Studioalben.


Bis zu seinem tragischen Tod im September 1987 – er wurde in seinem Haus in Jamaika während eines Raubüberfalls ermordet  – veröffentlichte er insgesamt fünf Studio-LPs und das Livealbum „Captured Live“ bei dem Label EMI. Das Label EMI veröffentlicht am 25.05.2012 eine sechs CDs umfassende Werkschau des Jamaikaners, in der die fünf Studioalben der Phase von 1978 bis 1987 sowie das 1984’er Livealbum „Captured Live“ enthalten sind. Damit kommen alle Werke, die Peter Tosh bei EMI veröffentlichte jetzt digital remastert wieder auf den Markt.

Aber nicht nur diese sechs Alben finden sich auf den sechs Silberlingen. Es gibt zwei Bonus-CDs mit alternativen Versionen und einem BBC-Konzert aus dem Jahr 1983, das bisher unveröffentlicht ist. Gerade diese beiden CDs sind es, die diese Box so wertvoll machen. Die sechs Alben sind auf vier CDs verteilt, so dass den beiden letzten CDs die Bonusstücke vorbehalten sind. Mitgeliefert wird ein achtseitiges Booklet, das alle Titel den dazugehörigen Alben zuordnet, ansonsten aber außer Linernotes wenig Informationen bietet.

Die Box enthält die Alben „Bush Doctor“, „Mystic Man“, „Wanted Dread And Alive“, „Mama Africa“, das mit einem Grammy als bestem Reggae-Album ausgezeichnete Werk „No Nuclear War“ sowie „Captured Live“.

Die Box startet mit dem Album „Bush Doctor“, das unter anderem das im Duett mit Mick Jagger gesungene Temptations-Cover „(You Gotta Walk) Don’t Look Back“ beinhaltet. Der Song wurde zum Hit. Dass die Aufnahmen klanglich sehr gut aufbereitet wurden hört man beispielsweise an dem sehr transparenten Klang im Stück „Pick Myself Up“ bei dem schon sehr schöne Stereoeffekte aus den Boxen kommen. Und diese Effekte ziehen sich durchs gesamte Werk.

Peter Tosh verstand es Reggae-Rhythmik mit weiteren musikalischen Stilen zu verbinden, so dass die einzelnen Stücke recht abwechslungsreich klingen, was dem Genuss des Oeuvre’s zugute kommt. So finden sich beispielsweise Elemente von Soul, Funk und Rock in seinen Stücken.

Die fünfte CD beinhaltet insgesamt 14 Alternativversionen, darunter Single, Maxisingle und weitere Fassungen. Sehr schön ist auch der auf CD Nummer sechs enthaltene Konzertmitschnitt, der bei Tosh’s Auftritt am 23.10.1983 im Dominion Theatre in London aufgenommen wurde. Klanglich steht die Aufnahme den anderen in nichts nach. Sie klingt erstaunlich transparent und hat auch Dynamik. Insgesamt zehn Stücke haben Platz auf dem Silberling gefunden, darunter natürlich auch eine Version von „(You Gotta Walk) Don’t Look Back“. Und auch die Coverversion von Chuck Berry’s „Johnny B. Goode“ (sie ist auch schon auf dem 1983’er Album „Mama Africa“ enthalten) sowie der Wailers-Hit „Get Up Stand Up“ sind hier in ausgiebigen Liveversionen zu hören. Die beiden Stücke entwickeln bei Tosh ihren ganz eigenen Reiz und unterscheiden sich von den Originalen recht deutlich.

Neben den Wailers, Bob Marley und Third World gehört Peter Tosh zu den Wegbereitern des Reggae. Diese sechs CDs umfassende Box, die alle EMI-Alben (fünf Studio- und ein Liveabum) enthält, gehört in jede gute Musiksammlung. Da sich auf der letzten CD ein bisher unveröffentlichter Konzertmitschnitt befindet ist diese Box auch für den Hardcorefan geeignet, der die Alben schon in seiner Sammlung hat. Die Musik spricht für sich, daher ist die Box sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, Mai 2012

   

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