Peewee Bluesgang – Boudoir de Luxe

Peewee Bluesgang – Boudoir de Luxe
Eigenvertrieb bzw. Sireena Records / www.peewee-bluesgang.de (2011)
(10 Stücke, 46:06 Minuten Spielzeit)

Die aus Iserlohn stammende Peewee Bluesgang gehört zu den dienstältesten Blues-Rockbands Deutschlands und ist seither eine der besten Blues-Rockbands Europas. Bereits im Jahr 1977 unter anderem von den Musikern Richard Hagel (Gesang, Perkussion) und Thomas Hesse (Gitarren, Gesang) gegründet, erschien im Jahr 1979 ihr erstes Album. Im Dezember 2011 erscheint nun - nach längerer Zeit - wieder ein neues Studioalbum unter dem Titel „Boudoir de Luxe“.


Sänger Hagel und Gitarrist Hesse sind immer noch dabei, sie stellen über die Jahre hin auch die feste Konstante der Band dar. Diese beiden haben sich unter anderem einige jüngere Musiker an die Seite gestellt. Das sind auf der neuen Produktion Andreas Müller (Bass, Akustikgitarre), Martin Siehoff (Schlagzeug, Perkussion), Karlos Boes (Saxophon) und Nico Kozuschek (Keyboards).

Auch wenn sich die Band einer Verjüngungskur unterzogen hat, so steht doch fest, dass sich die Peewee Bluesgang immer noch im Bluesrock bewegt. Die zehn neuen Stücke stammen dabei alle aus der Feder der Musiker selbst, wobei vor allem Thomas Hesse den Großteil der Stücke komponiert hat.

Mit einer Wah Wah-Gitarre und herrlich nostalgischen Orgelsounds startet die Band im Opener in den Track „Just In Heaven“ und klingt dabei so frisch und lässig wie lange nicht mehr. Schon dieser Opener kann überzeugen und macht einfach nur Spaß. Der Song klingt so unaufgeregt und doch fesselnd zugleich. Es hört sich tatsächlich an, als seien die Peewee Bluesgang durch einen Jungbrunnen gestiegen.

Etwas spanisches bzw. südamerikanisches Flair kommt bei der unwiderstehlichen Bluesnummer „Too Much Soul“ rüber, bei der Richard Hagel in Spanisch hoch zählt. Es folgt das Titelstück, das auch als Single ausgekoppelt wurde Hier merkt man von Beginn an schon, das der Song wesentlich kommerzieller angelegt ist. Schnell schiebt sich die Melodie, die von einem französischen Text (von einer weiblichen Stimme gesprochen) eingeleitet wird, ins Ohr. Das ist ein Stück, das auch live sehr gut abgehen wird, da bin ich mir sicher. Dann könnte man dem Song auch noch einige Ecken und Kanten verpassen.

Im ersten Moment dachte ich, jetzt kommt eine Dire Straits-Nummer, als ich den Beginn von „Saturday Night“ aus den Boxen auf mich zufliegen hörte. In diesem Stück liegen nicht nur die Melodie und die Gitarrenarbeit nah an den Briten, auch der Gesang von Richard Hagel passt sich streckenweise an die Megaband an. Das von Karlos gespielte Saxophon verpasst dem Song dann aber eine weitere Note und bringt ihn in eine andere Ecke.

Smoothy und verraucht, so wie aus einer dunklen Bar kommt „Tikki Bar Is Open“ auf den Hörer zu. Dabei kann ich mir gut vorstellen, wie ich auf einem Hocker in einer Bar sitze und mein Bier schlürfe. „Come Back To Me“ ist eine einfühlsame Ballade, die mich wieder ein wenig an Bands wie die Dire Straits erinnert. Allerdings liegen die Peewee’s hier nicht so nah am Sound der Briten. Nach dieser ruhigen Nummer kommt mit „Give Me Your Love“ ein stampfender Blues.

„Can’t Pay“ sticht ein wenig aus dem Album heraus, da hier vorwiegend Akustikgitarre auf Saxophon trifft und dadurch eine jazzige, teils sogar experimentelle Stimmung verbreitet wird. Die letzten beiden Nummern „It’s Just The Way“ und „Armageddon 2012“ sind dann wieder zwei tolle Rocknummern die direkt ins Ohr gehen.

Die Peewee Bluesgang scheint in ihrem zweiten Frühling angekommen zu sein, denn das neue Album „Boudoir de Luxe“ klingt so leicht und locker, so dass man sich seinem Flair nicht wirklich entziehen kann. Eine tolle Bluesrock-Scheibe, die Hagel, Hesse & Co. da eingespielt haben.

Nachtrag: Im April 2012 erscheint das Album als Digipack mit einem leicht veränderten Booklet (jetzt nicht mehr zum Poster ausklappbar, sondern geheftet) beim deutschen Label Sireena Records.

Stephan Schelle, Dezember 2011

   

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