Paul Roland with Ralf Jesek - Hexen

Paul Roland with Ralf Jesek - Hexen
Palace Of Worms Records (2013)
(16 Stücke, 47:02 Minuten Spielzeit)

Nach Bates Motel erschien noch Ende 2013 ein weiteres Werk des britischen Gothik-Psychedelikers Paul Roland. Wie bei seinen anderen Werken hat er sich auch hier wieder den mystischen und unheimlichen Dingen gewidmet. Dieses Mal sind es, wie es der Titel seiner CD „Hexen“ verspricht, die gleichnamigen unheimlichen Fabelwesen, die in unterschiedlichen Gestalten und zahlreichen Erzählungen, Märchen und Mythen ihr Unwesen treiben.


Der Zusatz „with Ralf Jesek“ bezieht sich dieses Mal darauf, dass drei der 16 Stücke von eben diesem stammen und auch komplett eingespielt wurden. Die restlichen 13 Tracks stammen alle aus der Feder von Paul Roland, der zahlreiche Instrumente eingespielt und den Gesang übernommen hat. Daneben wirken noch Mick Crossley (Leadgitarre), Joran (Gesang und Flöte bei „Devil’s Wood“), Joshua Roland (Bass), Veronique Rocka (Violine, Kirchenorgel) und Violet The Cannibal (Schlagzeug) mit.

Die Musik ist von dem aus dem Jahr 1922 stammenden dänischen Stummfilm „Haxan“ inspiriert. Paul fand die Originalmusik zu diesem alten Horrorfilm nicht passend und beschloss eine eigene Musik zu komponieren und einzuspielen. Das hat bei Paul Roland Tradition, waren seine beiden anderen Veröffentlichungen in 2013  „Bates Motel“ und „The Werewolf Of London“ (als Remaster des Originals aus 1980) doch ebenfalls von älteren Filmen inspiriert.

Wie bei seinen bisherigen Alben verbindet Paul Roland Gothik mit Psychedelic, New Wave und Popmusik. Recht mystisch und sakral wirkt der Opener „Sanctus“, das eine gewisse monotone Stimmung aufwirft. Das passt aber zu alten Filmen und lässt bei mir Erinnerungen an den Film „Tanz der Vampire“ aufkommen. Auch die Kirchenorgel am Ende tut ihr Übriges.

Psychedelisch wird es dann im folgenden „Night Of The Witch“. Der treibende Rhythmus und die Sounds gehen musikalisch weit in die 60er zurück. Das hat was von frühen Pink Floyd in modernem Gewand. Damit packt einen Paul Roland - wie schon bei seinen bisherigen Werken.

Fast schon Singer/Songwriter-Mentalitäten kommen im nächsten Stück „Devil’s Wood“ auf. Hier agiert Paul gesanglich von Akustikgitarre und Flöte begleitet. Dazu sind nur im Background Frauenstimmen zu hören. Folkloristisch zeigt sich dann „Beltane“. Man hat das Gefühl ein altes Seemannslied zu hören.

Fast schon eine Spur Progressive Rock kommt dann im Stück „Wicker Man“ auf. Die Violine verleiht dem Song aber noch eine weitere folkloristische Note. Zahlreiche Anleihen scheinen einem hier in den Kopf zu kommen wie zum Beispiel The Strawbs, Jethro Tull oder Alan Parsons. Jeder wird hier wohl seine eigenen Anknüpfungspunkte finden, so vertraut und doch eigenständig klingt es.

Das einminütige Zwischenspiel „Witch’s Hovel“ sticht so ein bisschen aus dem Album hervor, da es sehr orchestral mit Fagott, Flöte und Xylophon instrumentiert ist. Elektronisch zeigt sich das von Ralf Jesek eingespielte Instrumental „Scourage Of The Lord“. Es passt aber trotzdem gut ins Gesamtkonzept.

Das folgende „Benedictus“ klingt ähnlich wie das eröffnende „Sanctus“ sakral und mystisch und bekommt durch seine Instrumentierung, den Gesang und die Melodie einen mittelalterlichen Anstrich. „Inquisitor“ von Ralf Jesek klingt zu Beginn wie die Musik zu einer Verfolgungsjagd um nach gut einer Minute in eine sphärische Klangcollage überzugehen. „Nuns Possessed“ stammt auch von Ralf Jesek, der dieses mal orchestraler zu Werke ging, zumindest bis zur Hälfte. Dann ändert sich das Bild schlagartig und elektronische Rhythmen und Sounds kommen zum Vorschein, die auf ein aufregendes Ereignis hinzuarbeiten scheinen. Das ist Filmmusik pur.

„Sanctus Miscere“ nimmt dann die Inhalte vom Opener erneut auf. Das fünfminütige „Orgy In The Woods“ klingt wie ein sehr abwechslungsreiches Soundtrack- oder Theatermusikstück. Hier wurden einige Ideen zusammengefasst, die in sich aber kein harmonisches Ganzes ergeben. Ans Ende hat Paul Roland dann den druckvollen Psychedelicrocker „Kissing The Devil’s Arse“ gesetzt, das einen wieder musikalisch Jahre zurückversetzt. Dieses Mal klingt es wie in den frühen 70’ern. So ein bisschen kommt dabei Alice Cooper-Stimmung auf, was an Paul’s Gesang liegt.

Auch mit dem neuesten Werk ist sich der Brite Paul Roland treu geblieben und liefert seine ganz besondere, eigenartige und doch fesselnde Mischung aus den Stilarten Psychedelic, Gothic, Rock und Soundtrack ab. Wer die anderen Alben von Paul Roland mochte, der wird auch an diesem seine helle Freude haben. Eine gelungene Mischung.

Stephan Schelle, Januar 2014

   

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