Pariahlord - Vultures
Boersma-Records (2022)
(8 Stücke, 45:56 Minuten Spielzeit)

Pariahlord nennt sich eine Stoner-Rock-Band aus dem nordrhein-westfälischen Hagen. Der Ort spricht für sich, kommen doch so erfolgreiche Bands wie Grobschnitt und Extrabreit hierher. Die Band, bestehend aus Carsten Schmitt (Gitarre, Gesang), Jan Kurtze (Bass) und Phil Röttgers (Schlagzeug), veröffentlichte am 02.09.2022 ihr Debütalbum unter dem Titel „Vultures“. Zuvor hatte die 2019 gegründete Band bereits die EP „Embrace The Misery“ im Jahr 2020 veröffentlicht.


Sie selbst beschreiben ihre Musik als harte Stoner-Songs mit vielschichtigen Prog-Elementen, die die Hörer auf eine staubtrockene Wüstenexkursion mitnehmen.

Das Cover des Albums, das in einem vierseitigen Digipak steckt, ziert ein dreiköpfiger Geier, der kraftvoll heranfliegt. Eine gute Metapher, denn Pariahlord sind wahrlich ein Powertrio, bei dem der Begriff alles andere als abgedroschen ist, denn sie machen ordentlich Alarm, was den Sound und die Dynamik betrifft. Das zeigt sich auch gleich schon im Opener, dem 4:45minütigen Titelstück. Da empfängt einen ein kraftvolles Bassmotiv, das ordentlich losfetzt. Man sollte hier die Anlage nicht voll aufdrehen, sonst zerfetzt es die Membrane und haut einen aus dem Stuhl. Das ist richtig fett und wird dann von druckvollem Schlagzeug und Gitarre untermauert. Die Band baut in ihre Songs, wie dem Titelstück, neben Stoner- auch Hardrock- und Metal-Passagen mit ein und sorgt für einen schweren Sound der auch an Bands wie Black Sabbath erinnert. Das ist aber alles sehr eigenständig und hervorragend gemacht.

Ein unheilvolles Dröhnen oder Rauschen ist zu Beginn des 6:40minütigen „Dead Man’s Hand“ zu hören, das neben dem Titelsong auch schon vorab als Single veröffentlicht wurde. Dann schlägt Schlagzeuger Phil Röttgers den Song mit seinen Stöcken ein und schon geht die wilde Fahrt wieder ab. Das klingt Stellenweise nach Bands wie Crippled Black Phoenix, nur mit schwereren Riffs. Hier erinnern das Riffing und der Gesang auch wieder an Black Sabbath & Co. In einigen Passagen fühlt man sich in die Wüsten des US-amerikanischen Westens versetzt. Ein toller Song mit eingängiger Melodie.

Erneut eröffnet ein fetter Bass einen Song. Dieses Mal ist es das 8:05minütige „Super Mega Ultra Van“. Ein fetter Song, der Härte und Melodie in perfekter Form miteinander verschmelzen lässt. Im letzten Drittel hauen die Drei den Hörern eine hypnotische Instrumentalpassage um die Ohren, aus deren Fängen man sich kaum befreien kann.

Das 3:48minütige „This Is The Voice Of ...“, das in den nächsten Song „Vrillon“ überleitet, ist der ungewöhnlichste Track des Albums. Hier wird zu im Hintergrund gelagerten, atmosphärisch/düsteren Flächen ein stimmlich verfremdeter Text gesprochen. Das 6:46minütige „Vrillon“, das sich nahtlos anschließt beginnt mit einem schönen Gitarrenmotiv, das aber schon nach wenigen Momenten von mächtigen Drumsounds unterstützt und im Stonerstil fortgeführt wird.

Stoner- und Psychedelicrock verbinden sich dann zunächst im 7:12minütigen „Valley Of The Roses“. Nach etwas mehr als zwei Minuten explodiert die Band dann aber wieder in einem Riff/Rhythmus-Part. Es folgen die beiden Parts von „Halcyon“, die nahtlos ineinander übergehen. Mit atmosphärischem, fetten Bass beginnt das zweiminütige „Halcyon Pt. I“ und wird durch eine recht stonermäßige Gitarrenpassage ergänzt während sich das Schlagwerk dezent zurückhält. Zum Ende hin wird es dann härter und schwerer. Diese schwere Atmo wird dann in das 6:40minütige „Halcyon Pt. II“ weitergereicht und fortgeführt.

Wow, was für ein Debütalbum. Das Hagener Power-Trio Pariahlord hat mit ihrem Album „Vultures“ eine echte Granate abgefeuert. Der fette Klang, gepaart mit sehr eingängiger Melodieführung ist einfach berauschend. Eingefangen hat dies Produzent Martin Buchwalter (u.a. Destruction, Tankard, Paul Di’Anno, Jen Majura) in den Gernhart Studios in Troisdorf. Wenn die Band auch diesen Sound auf die Bühne bringt wird das ein Liveerlebnis werden.

Stephan Schelle, Dezember 2022

   

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