Pain Of Salvation – Linoleum EP

Pain Of Salvation – Linoleum EP
InsideOut / EMI (2009)
(6 Stücke, 29:33 Minuten Spielzeit)

Seit dem letzten Studioalbum von Pain Of Salvation („Scarsick“) sind mittlerweile zwei Jahre ins Land gegangen, doch die schwedische Prog-Metal-Formation um ihren Bandleader Daniel Gildenlöw ist noch nicht ganz bereit für den nächsten Wurf. Bis es soweit ist, vertröstet die Band die Fans mit der EP „Linoleum“, die am 13.11.2009 erscheinen wird. Im Laufe der Jahre haben sich Pain Of Salvation immer mal wieder neuen Stilrichtungen geöffnet bzw. stilistische Mixe in ihren Songs verankert. Auffälligstes Beispiel hierfür ist sicherlich die abgedrehte Disconummer „Disco Queen“, die durch Hinzufügung von Metaleinlagen absolut hypnotisch wirkt und bei Konzerten regelmäßig gefeiert wird.


Sechs Songs bietet die EP mit Laufzeiten zwischen 2:27 und 7:54 Minuten Länge. Los geht es mit dem Titelstück der EP. Hier hört man schon diesen ursprünglichen, urgewaltigen Sound von Pain Of Salvation heraus. Die Kombination aus Gitarre, Keyboards und Gesang ist schon von Beginn an fesselnd und hat etwas von der Faszination die auch Led Zeppelin zu entfalten wussten. Schon in diesem knapp fünfminütigen Stück packt der schwedische Vierer so viel Abwechslung, wie manch andere Band in ein ganzes Album. Da wird mit den unterschiedlichsten Stilmitteln aus Melodie- und Dynamikwechseln gespielt.

Abrupt endet der erste Song und bluesige Gitarren, unterlegt mit Lord’scher Orgelarbeit leiten in „Mortar Grind“ über. Es entwickelt sich ein erotischer, einschmeichelnder, balladesker Song, der allerdings eine gewisse Düsternis nicht verleugnen kann und in einen kraftvollen Refrain mündet. „If You Wait“ ist eine atmosphärische Midtemponummer mit psychedelischem Anstrich. Daniel lässt sich von Anflügen hinreißen, in denen er wie eine Bowiehafte Kopie von U2’s Bono zu singen beginnt. Das klingt nicht wirklich nach den großen Namen, führt bei mir aber zu gewissen Assoziationen.

Etwas jazzig angehaucht und mit einer gehörigen Portion Prog-/Artrock ist das mehr als siebenminütige „Gone“. Daniel’s Gesang wechselt von gnomenhaft bis kraftvoll. Ein sehr abwechslungsreicher Titel, bei dem wieder stilistisch in die Trickkiste gegriffen wird. Es folgt „Bonus Track B“, ein recht ungewöhnlicher Titel für ein Musikstück, der es bei genauerem hinhören auch nicht ist. Über die volle Länge von zweieinhalb Minuten hören wir Daniel und seinen Mitstreitern zu, als würden sie sich über einen Bonustitel unterhalten, das hat was Voyeuristisches bzw. etwas von einer Dokumentation. Ich glaube aber, dass es einfach nur ein Gag der Band ist. Durch einen Donnerschlag wird man dann zum abschließenden Track „Yellow Raven“ geweckt, der mit herrlichen, atmosphärischen Gitarren durchsetzt ist. Daniel singt hier fast flüsternd. Sehr schöner Titel, der zunächst durch seine einfühlsame Melodie besticht, zur Mitte hin aber in ein musikalisches Inferno (hier sind auch sturmartige Windgeräusche zu hören) übergeht, um dann aber doch atmosphärisch zu enden.

„Linoleum“ verkürzt die Wartezeit auf das neue Album, sorgt bei den Fans aber auch dafür, dass sie es kaum erwarten werden, bis der nächste Longplayer der Band vor ihnen liegt. Man darf gespannt sein, was uns die Schweden als nächste kredenzen. Jedenfalls macht diese EP Appetit auf mehr.

Stephan Schelle, November 2009

   

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