O.S.I. - Blood
 

O.S.I. - Blood
inside out / spv (2009)
(9 Stücke, 47:35 Minuten Spielzeit)

Jim Matheos (Fates Warning) und Kevin Moore (Chroma Key) sind die beiden Hauptakteure hinter dem Musikprojekt O.S.I. Bereits 2003 erschien ihr Debütalbum mit dem Titel „Office Of Strategic Influence“, auf dem sie einen ganz eigenen Stil kreierten, der nur so vor Ideen und tollen Melodien wie zum Beispiel in „When You’re Ready“, „shutDOWN“ oder „Hello Helicopter!“ mündete, die heute noch zu meinen Favoriten gehören. Neben den beiden Masterminds sind auf den Alben immer wieder Gastmusiker zu hören. War das auf den beiden ersten Werken am Schlagzeug Mike Portnoy (u. a. Dream Theater, Transatlantic), so sitzt nun Gavin Harrison (Porcupine Tree) hinter der Schießbude.


Das neue, mittlerweile dritte Album von O.S.I. trägt den kurzen Titel „Blood“. Es enthält neun Stücke (die Spezial Edition hat noch eine Bonus-CD mit drei weiteren Tracks) mit Laufzeiten zwischen 3:06 und 6:43 Minuten. Hatte mich der Erstling regelrecht vom Hocker gehauen, konnte mich das zweite Album „Free“ nicht ganz überzeugen. Auf „Blood“ zeigt der Daumen aber wieder eindeutig nach oben, denn Jim und Kevin präsentieren wieder außergewöhnliche Sounds, tolle Melodien und Arrangements auf dem Silberling.

Faszinierend ist vor allem die Kombination aus Metalriffs und tollen elektronischen Sounds, die durch die Melodien und den einschmeichelnden Gesang von Kevin perfektioniert werden. Die beiden haben ihre Ideen per Email untereinander ausgetauscht und dann jeweils noch verändert oder ergänzt. Dass dabei ein derart kompaktes und stimmiges Werk herausgekommen ist, kann man kaum glauben.

Gleich der Opener „The Escape Artist“ weiß durch einen sehr eingängigen Refrain zu überzeugen. Ist der Song anfangs noch von den härteren Gitarrenriffs bestimmt, so kommen im Verlauf (im Instrumentalteil) klasse Synthiepassagen hinzu. Auch „Terminal“ zeigt eine faszinierende Kombination von Gitarre und Synthie, dieses Mal zeigen sich die beiden Instrumente aber in eher harmonischer Eintracht. Kevin’s Stimme bohrt sich beim Hörer direkt unter die Haut und die Synthieeinschübe bohren dabei noch mal eine Stufe tiefer.

Ein hartes Brett folgt dann mit „False Start“. Zu Beginn des Tracks erwartet einen zunächst eine richtige Gitarrenwand. Das Stück ist ein richtiger Kracher, der die Ohren frei bläst. „We Come Undone“ schlägt dann wieder ruhigere Töne an. Zunächst hat man das Gefühl als würde man einen hohen Frequenzton hören, was bei mir die Assoziation einer Sendersuche im Radio erweckt, dann starten sanfte Keyboards und Jim’s Stimme bohrt sich wieder unter die Haut. Einige eingestreute Keyboardsounds, die etwas verstörend wirken sowie Sprachfetzen, die nach einem Bericht klingen setzen einen Kontrapunkt zu diesem harmonischen Titel.

„Radiologue“ ist wieder so ein Hammersong, der mich schon vom ersten Ton an fasziniert. Er hat die gleiche Sogwirkung wie die Titel des Debütalbums. Etwas experimentell und sehr leise beginnt „Be The Hero“ um im weiteren Verlauf in einen harten Song überzugehen. Hier kommt in der zweiten Hälfte der Metal wieder zu seinem Recht. „Microburst Alert“ ist der Track, der etwas aus dem Album herausfällt und für mich der schwächste des Albums ist. In einer etwas verstörenden und experimentellen Art gehen die beiden hier zu Werke.

Als nächstes folgt „Stockholm“, bei dem sich die beiden als Gastsänger den Schweden Mikael Akerfeldt ans Mikro geholt haben. Da Mikael einen anderen Gesangsstil hat, fällt dieser im Vergleich zu Jim anders aus. Aber auch dieser Song hat eine sehr hohe atmosphärische Dichte, kommt aber viel sanfter als so manches auf diesem Album rüber. Den Abschluss bildet dann das Titelstück, das auf mich ebenfalls wieder eine hohe Sogwirkung ausübt. Die beiden spielen hier mit Lautstärke, herrlich harmonischen Melodiefolgen und einem rauen Elektroniksound (schrebbelt ein bisschen).

Mit „Blood“ knüpfen O.S.I. qualitativ nahtlos an ihr Debüt an. Die neun Stücke auf dem Album haben durch ihre Instrumentierung eine ungeheure Intensität und vereinnahmen den Hörer sofort. Die CD bietet damit ein ähnliches Suchtpotenzial, wie es schon das Debüt aus 2003 tat. Wer die bisherigen Alben von O.S.I. mag, der kommt an dieser CD nicht vorbei. Freunde des Progrock (mit Metaleinschlag – ist aber auf der CD sehr gemäßigt), die die Alben von O.S.I. noch nicht kennen, sollten unbedingt Probehören, sie werden - wie ich - fasziniert sein.

Stephan Schelle, April 2009

   

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