Onkel Tom Angelripper – Nunc Est Bibendum

Onkel Tom Angelripper – Nunc Est Bibendum
Drakkar Records / Sony Music (2011)
(15 Stücke, 51:45 Minuten Spielzeit)

Da ich die Band bzw. das Projekt Onkel Tom Angelripper bisher nicht kenne, hier erst einmal ein Auszug aus dem Presstext: Kinder, wie die Zeit vergeht! Ist das wirklich schon über fünfzehn Jahre her, dass sich Onkel Tom Angelripper mit Alben wie „Ein schöner Tag“, „Ein Tröpfchen voller Glück“ oder „Ein Strauß bunter Melodien“ in die Herzen der Metal-, Punk- und Rock-Gemeinde spielte?


„Na ja, ich hab’ ja noch eine andere Band“ untertreibt Tom Angelripper grinsend. „Die andere“ hört auf den Neben „Sodom“ und hatte in den letzten Jahren ziemlich viel zu tun. Platten- und DVD-Aufnahmen oder Tourneen um den gesamten Erdball brauchen halt ihre Zeit. Auch Nebenprojekte wie die erste „Desperados“-Platte oder das im letzten Jahr veröffentlichte Debüt-Album seiner Band „Die Knappen“ waren sehr arbeitsintensiv. Von Werbespots mit Roberto Blanco wollen wir hier gar nicht erst anfangen. „Und zack! Sind zehn Jahre nach der letzten Onkel Tom Weihnachts-CD vergangen“, bilanziert der ehemalige Grubenschlosser. Nun dürfen alle Freunde ehrlicher, handgemachter deutscher Rockmusik frohlocken, denn mit „Nunc Est Bibendum“ legt Onkel Tom das abwechslungsreichste Album seiner Solo-Laufbahn vor.

Natürlich finden sich auf dem neuen Album nach wie vor die Stimmungsmacher, die jede lahme Party im Handumdrehen in ein Tollhaus verwandeln, beispielsweise „Drink doch ene met“ (Onkel Tom goes Kölsch) oder „In Junkers Kneipe“. Doch besonders die zahlreichen Eigenkompositionen wissen anno 2011 restlos zu überzeugen. Wie „Auf nach Wacken“, die offizielle (und einzig wahre) Hymne zum größten Heavy-Metal-Festival der Welt. Oder das brillant betitelte „Wenn der Zapfhahn kräht“. Nicht zu vergessen das nach bösem Metal klingende „Bier“, punkige Hymnen wie „Auf immer und ewig“, das nachdenkliche „Format C“ oder das eigentlich todtraurige „Fällt das Glas aus meiner Hand“ (Petra Pascal). Abwechslung wird groß geschrieben.

Onkel Tom Angelripper besteht aus einer fünfköpfigen Band, bei der Tom Angelripper singt. Daneben sind noch Alex Kraft (Gitarre), Celly (Gitarre), Mark (Bass) und Corny (Schlagzeug) mit von der Partie. Dieses Quintett haut auf der neuen CD eine Art Party-Punk raus, der sich streckenweise nach den Toten Hosen etc. anhört.

Gleich das an den Anfang gesetzte Titelstück protzt nur so vor kraftvollem Metal / Punkrock und treibt schon mal den Puls in die Höhe. Im zweiten Stück „Wenn der Zapfhahn kräht“ erinnert der Gesang in den Strophen ein wenig an „Flieger, grüß mir die Sonne“ von Extrabreit, ansonsten kommen mir im Refrain die Toten Hosen in den Sinn. Der Song ist ein heftiges Sauflied, das man auf so mancher Rockparty hervorragend mitgrölen kann.

Die Songs sind alle mit Laufzeiten zwischen 2:31 und 4:49 Minuten recht kurz und doch bieten sie, wie beispielsweise in „Auf immer und ewig“ die Möglichkeit zu Soli. Die Themen drehen sich häufig um Bier, was sich in den Titeln selber oder in den Texten widerspiegelt.

Während die Band harte Riffs und treibende Schlagzeugrhythmen spielt, die eine Mixtur aus Metal und Punkrock darstellt, rotzt Tom grölend die Texte raus, dass man sie kaum verstehen kann (in meiner Pressekopie war kein Booklet enthalten, so dass ich sie auch nicht nachvollziehen konnte). Es gibt zahlreiche gute Melodien, die in dieses kraftvolle Gewand gepackt wurden. Sehr gelungen finde ich auch das Cover, das in Anlehnung an „Abbey Road“ von den Beatles – hier allerdings mit Bierkästen an den Händen – erstellt wurde.

Wer auf Bands wie die Toten Hosen steht, der wird auch dieses Album mögen, denn es gibt einige Parallelen. Dazu sind es Stücke wie „Wenn der Zapfhahn kräht“, „In Junkers Kneipe“, „Ein Heller und ein Batzen“, „Auf nach Wacken“ oder „Drink doch ene met“, die zum mitsingen/mitgrölen animieren. Mit „Nunc Est Bibendum“ gibt es die Scheibe für die nächste Rock- bzw. Metal-Fete.

Stephan Schelle, August 2011

   

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