Öl – Corello Motello

Öl – Corello Motello
Eigenvertrieb / www.oel-music.de (2013)
(14 Stücke, 61:44 Minuten Spielzeit)

Da besucht man ein großes Volkfest um ein bisschen abzufeiern (in meinem Fall den Erbacher Wiesenmarkt) und wird an einem Abend von einer Liveperformance einer Band förmlich geflasht. Die aus dem Odenwald stammende Band Öl (ØL geschrieben) hatte - neben zwei weiteren Bands - bei diesem Fest einen Auftritt im „europäischen Dorf“. Öl glänzten mit eigenen Stücken im Stil von Alternative Rock, versehen mit Popelementen.


Die Band, die bereits seit 17 Jahren besteht und im Jahr 1996 ihr Debüt („Moon“) vorlegte, veröffentlichte in 2013 ihren neuesten Silberling unter dem Titel „Corello Motello“. Öl bestehen aus Sebastian Schimmer (Gitarre, Gesang), Jens Weimar (Gitarre, Backgroundgesang), Marcus Hartmann (Bass), Dirk Weimar (Keyboards) und Sascha Brandel (Schlagzeug).

Obwohl sie schon zahlreiche Alben und Singles veröffentlicht haben, konnten sie bisher ihren Durchbruch nicht schaffen, was völlig unverständlich ist, wenn man sich beispielsweise den bereits in 2012 zur EM veröffentlichten Song „Heartbeat“ anhört, der auch auf dem Album zu finden ist. Der Song hat absolutes Hitpotenzial und sollte die Band eigentlich nach vorne bringen.

Aber nicht nur „Heartbeat“ gehört zu den Highlights des Albums, auch schon das eröffnende „Feeling“, das nach einem gut einminütigen „Intro“ startet, hat Ohrwurmcharakter und weiß schnell durch den sehr eingängigen Refrain zu überzeugen. Das ist schon Alternative Rock von seiner besten Seite mit sehr schönen Gitarrenmotiven und einem Rhythmus, der zum Tanzen einlädt. Herrlich auch das Gitarrensolo im letzten Drittel des Songs. Allerdings fällt hier schon auf, dass Sascha ein sehr trockenes Schlagzeug spielt.

Und dann kommt gleich das absolute Highlight des Albums „Heartbeat“. Mit diesem Song haben sie ein Stück das süchtig macht und das man immer wieder hören will. Nicht nur auf CD sondern auch live ein absoluter Abräumer, was auf dem Wiesenmarkt zu spüren war. Danach wird es dann mit der Midtemponummer „Come On, Come On“ ein wenig ruhiger, aber nicht minder intensiv. Auch dieses Stück setzt sich schnell fest, weil es die Stimmung und Atmosphäre der ersten Songs nahtlos übernimmt.

In „Hold Your Hand“ kommt neben dem Alternative Rock dann auch noch – meines Erachtens durch den Keyboardsound – stellenweise eine Spur Neue Deutsche Welle mit in den Song, was ihm einen besonderen Charme verleiht. Aber ab diesem Song stört mich dann ein wenig das für meinen Geschmack dann doch zu trocken gespielte Schlagzeug, da hätte ich mir etwas mehr Abwechslung und Variantenreichtum gewünscht. Naja, das ist mal wieder Klagen auf hohem Niveau.

„Girlfriend“ geht dann ordentlich ab, mit fettem Bass, knackigen Rhythmusmustern und leicht verfremdetem Gesang. Der Refrain verleitet schnell zum mitgrölen und Spaß haben. „Out There“ hat ein ganz besonderes Flair. Irgendwie kommt mir das unglaublich bekannt vor, ohne dass ich es sofort unterbringen kann (Joe Jackson fällt mir da ganz entfernt ein). Die Melodie setzt sich aber auch hier sofort fest. Mehrstimmigen Gesang gibt es dann in der Ballade „Ballad Of Wild“.

„Somebody Else“ sticht dann ein wenig aus den anderen Stücken heraus, weil es stilistisch anders angelegt ist. Ein klasse Rocker, der für Abwechslung sorgt. Ansonsten haben Öl ganz klar ihre eigene Handschrift gefunden. Das zunächst voluminöse „All In All“ mit seinen 11:19 Minuten, das eigentlich aus zwei Stücken besteht, beendet dann dieses wunderbare Album. „All In All“ bringt es eigentlich auf knapp vier Minuten, dann folgt eine tonlose Strecke von etwa anderthalb Minuten um dann mit einem Hidden Track, der recht antiquiert (wie aus den späten 60’ern bzw. frühen 70’ern mit Sounds die an antiquierte Computer der Marke C64 erinnern) wirkt, fortzufahren. So kurios endet dann das Album.

Den Namen Öl sollte man sich merken, denn die Jungs aus dem Odenwald verstehen es tolle Melodien im Alternative Rock-Stil zu verpacken. Diese Band hat definitiv mehr Beachtung verdient, denn die Musik von Öl hat Substanz und besitzt einen hohen Spaßfaktor. Man merkt förmlich, dass hier Musiker am Werk sind, die technisch perfekt sind und sehr gut miteinander harmonieren.

„Corello Motello“ ist eine Platte, die ich sehr empfehlen kann. Schon alleine die ersten drei Songs rechtfertigen den Kauf der CD. Wer jetzt neugierig ist, der sollte sich mal die Videos auf der bandeigenen Seite www.oel-music.de anschauen oder sofort die CD ordern, die übrigens auch bei amazon und über bekannte Downloadportale erhältlich ist.

Stephan Schelle, August 2013

   

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