O’Phrenic – O‘Phrenic
Eigenvertrieb (2017)
(10 Stücke, 40:52 Minuten Spielzeit)

Die aus dem sauerländischen Iserlohn stammende Band O’Phrenic veröffentlicht drei Jahre nach ihrem letzten Album „The Mexican“ (2014) ihren dritten, selbstbetitelten Longplayer. Der lange Zeitraum wurde 2016 durch die Single „Take You Out“, dessen Titel sich auch auf dem neuen Album befindet, verkürzt. Dass das neueste Werk schlicht den Namen der Band trägt könnte daran liegen, dass Bandgründer Kevin Brandie nicht mehr in der Band ist. 


Zum 2014’er „The Mexican“ hat sich die Besetzung geändert. Noch mit von der Partie sind André Terp (Gitarren), Tobias Fazio (Bass) und Sebastian Hertel (Schlagzeug). Als neuen Sänger haben sie Felix Hueck ins LineUp geholt. Sebastian Haller, der 2014 noch Bandmitglied war, ist auf „Take You Out“ noch als Gastmusiker an der Orgel zu hören, während Elmar Lahrmann die Tasten der Orgel im Song „Devil Woman“ bedient und Jan Terp Pfeife bei „Rock Your Town“ und Gitarre bei „Disease“ spielt.

Trotz der Besetzungswechsel stehen O’Phrenic noch immer für erdigen, kraftvollen Rock. Das beweisen sie gleich beim eröffnenden „Rock Your Town“ mit seinem stampfenden Beat. Allerdings wird hier der Unterschied zu früheren Produktionen deutlich, denn Felix’ Stimme ist wesentlich klarer und nicht so rau wie es die von Bandgründer war, dem Schotten Kevin Brandie. Dieser erste Song geht schon mal gut ins Ohr und zeigt dass die Jungs doch nur rocken wollen. Einen leicht Bluesrockartigen Einschlag bekommt der Song auch noch durch ein schönes Gitarrensolo.

Ein fetter Bass zum ruhigen Schlagzeug, so beginnt dann „Mr. O.“ bei dem O’Phrenic mit viel 70’er-Flair agieren. Ein atmosphärischer Midtemposong, der so manche Erinnerungen an die 70’er aufkommen lässt. Dann lassen die Vier nach gut anderthalb Minuten die Zügel los und verpassen dem Song in einigen Momenten gar Black Sabbath-Drive. Hardrock der melodischen und intensiven Art bekommt man dann mit „Take You Out“ geboten, einem klasse Song, der schon vorab als Single erscheinen ist.

„Devil Woman“ ist dann einer der wenigen Songs, in denen die Band Orgelsounds eingebunden hat. Dieses eröffnende Orgelintro lässt erneut 70’er Jahre-Flair raus. Dann kommen aber gar an AC/DC erinnernde Sounds und Rhythmen auf. Auch Felix Stimme passt sich diesem Stil sehr gut an. Ein klasse Rocksong, der wie geschaffen für die Livepräsentation ist.

Wenn dann in „Remember“ die Akustikgitarren am Anfang erklingen meint man zunächst in einem Eagles-Song zu sein, die Nähe ist in der Tat nicht ganz von der Hand zu weisen und doch klingt das Stück völlig anders. Damit haben sie einen sehr atmosphärischen Song im Programm, der einen Ruhepol in dem rockigen Umfeld darstellt. Ebenso atmosphärisch zeigt sich auch das folgende „Frozen Flame“, das hier aber einige härtere Zwischenparts bereithält und zum Ende hin an Kraft gewinnt, da sich die Band in Richtung Metal bewegt. Leicht psychedelische Heavy Metal-Sounds, die wieder an Black Sabbath erinnern, kommen dann in „Disease“ auf. Felix’ Gesang (oder ist hier eine weiterer Sänger zu hören – im Cover ist kein Hinweis darauf) liegt hier aber näher an Geddy Lee von Rush als an Ozzy Osbourne. Mit dem wunderbaren, sanften „Trees“, dessen Melodie sich in die Gehörgänge schiebt, endet dann das Album.

Das selbstbetitelte Album von O’Phrenic zeigt eine gereifte Band, die geschickt Elemente des 70’er-Jahre-Rock mit ihrem eigenen Stil der irgendwo in der Schnittmenge von Hardrock und Heavy Metal liegt, miteinander verbindet. Ein Album, bei dem man Appetit auf eine Liveperformance bekommt.

Stephan Schelle, November 2017

   

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