Novalis - Vielleicht bist Du ein Clown?

Novalis – „Vielleicht bist Du ein Clown?“
revisited rec / spv (1978/2007)
(6 Stücke, 34:39 Minuten Spielzeit)

Novalis ist nicht nur der Name des frühromantischen Dichters Karl Friedrich von Hardenberg. Zwischen 1971 und 1985 war die Hamburger Band Novalis, die sich nach vorgenanntem Dichter benannte, eine der einflussreichsten deutschen Rockbands, die vor allem durch ihre Vertonung von Texten deutscher Dichter auf sich aufmerksam machte. Stücke wie „Wer Schmetterlinge lachen hört“, „Wunderschätze“, „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“, „Atlanto“ und auch „Der Geigenspieler“ gehören zu den Klassikern der Band.


Nachdem 1998 das Label Repertoire Records erstmalig einige Novalis-Alben in remasterter Version herausbrachte, erscheinen diese jetzt beim spv-Unterlabel revisited rec. Nach „Novalis“, dem zweiten Album der Band erschien im Herbst 2007 das fünfte Studioalbum „Vielleicht bist Du ein Clown?“ aus dem Jahr 1978 in neuer remasterter Fassung.

Die CD erscheint im Digipack und ist mit dem Originalcover, das von Hipgnosis, die durch ihre Cover für Pink Floyd bekannt wurden, ausgestattet. Außerdem ist ein 12seitiges Booklet beigefügt, das neben Linernotes von Matthias Mineur sechs bisher unveröffentlichte Fotografien vom Sänger Fred Mühlböck zeigt. Auf drei Fotos ist er als Clown maskiert, so wie er auch bei den Liveinterpretationen des Stückes „Vielleicht bin ich ein Clown“ auf der Bühne agierte.

Novalis waren Ende der 70’er auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und so zählt auch „Vielleicht bist Du ein Clown?“ zu den Highlights der Band. Die CD beginnt wie ein Hörspiel, denn man hört bei „Der Geigenspieler“, wie ein Orchestermusiker - in diesem Fall ein Geiger - die Bühne betritt. Dieses Stück gehört zu den Klassikern der Band. Herrliche Akustikgitarren und Mellotronsounds stellen das Grundgerüst für diesen einfühlsamen Song dar. Dazu drückt Sänger Fred Mühlböck dem Stück - wie auch den anderen Gesangsnummern- seinen Stempel auf. Novalis entwickeln den Song über die mehr als acht Minuten weiter zu einer sehr druckvollen Nummer.

Neben den Gesangsnummern finden sich auch zwei Instrumentalstücke auf dem Album. Zum einen ist das „Zingaresca“, das durch Rhythmus und Gitarre wie ein Santana-Stück dieser Zeit klingt. Ein tolles Stück Musik, das sich im Verlauf noch weiter entwickelt. Zum anderen ist das „City Nord“, das durch seine Geräusche und die elektronische Ausrichtung wie eine Fahrt in einem Zug oder einer S-Bahn durch eine nächtliche Großstadtidylle wirkt. Durch den Einsatz der Gitarre entflieht der Titel jedoch der reinen Elektronikmusik um in Richtung Rockmusik zurückzuschwenken.

Mit „Manchmal fällt der Regen eben lang“ ist ein Stück auf dem Album vertreten, das radiotauglich ist, aber auch schon etwas schlagerhaft klingt. Doch Novalis schaffen es die Kurve noch zu kriegen, ohne dass der Song ins oberflächliche abdriftet. Durch die sehr schöne Pianolinie zu Anfang und Hartwigs Schlagzeugspiel wirkt dieses Stück sehr druckvoll. Und zum Abschluss präsentieren die norddeutschen noch ein Stück, das auf einem klassischen Gedicht beruht. Dieses Mal haben sie einen Text des Schriftstellers Friedrich Schiller für „Die Welt wird alt und wieder jung“ genutzt. Dabei handelt es sich um ein balladeskes, eher leises, orchestral-/theatralisches Werk.

Novalis schaffen, es einen Sound zu kreieren, bei dem alle Instrumente in einem partnerschaftlichen Gleichgewicht nebeneinander agieren. Zeitlose Musik, die auch heute noch funktioniert. Das Album gehört definitiv in jede gut sortierte Rocksammlung. Einziger Kritikpunkt: Mit gerade mal 35 Minuten ist die CD nicht gerade lang. Da hätte ich mir den ein oder anderen Bonustitel gewünscht.

Stephan Schelle, Dezember 2007

   

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