Nihiling - Egophagus

Nihiling - Egophagus
playdead music (2011)
(10 Stücke, 62:42 Minuten Spielzeit)

Nihiling ist eine blutjunge Band (ihre Mitglieder sind gerade mal Anfang 20) aus Hamburg, die sich im Genre des PostRock/Metal mit Prog-Anleihen bewegt. Nach Veröffentlichung zweier EPs, mit denen sie schon in der Szene für Aufsehen sorgten, erschien im Jahr 2009 das Debütalbum „M[e]iosis“ mit dem sie sich als Support für Bands wie Mono, This Will Destroy You oder auch Caspian empfehlen konnten. Im Mai 2011 waren sie als Support für die deutsche Instrumentalrockband Long Distance Calling unterwegs. Bei dieser Tour konnte man schon das kommende Album mit dem Namen „Egophagus“ in der Tour Edition kaufen.


Mit „M[e]iosis“, das schon sehr ausgereift für ein Debütalbum einer jungen Combo war, bewegten sie sich in der Schnittmenge von Bands wie Porcupine Tree, Mogwai, Oceansize und Tool. Sie schafften es eine gelungene Symbiose aus herrlichen Melodien und kraftvollen Gitarrenwänden aufzubauen.

Das neue Album „Egophagus“, schlägt in die gleiche Kerbe, ist dazu eine Spur düsterer ausgefallen als sein Vorgänger. Eventuell mag das auch an einer Umbesetzung der Band liegen, deren Kopf aber immer noch Gorka Morales (Gesang, Gitarre, Noise) ist. Daneben gehören zur Band Alexandra Steinmetzer (Bass, Gesang), Felix Eggert (Gitarre), Jan Hendrik Schnoor (Schlagzeug) und Andreas Höfler (Gitarre, Gesang).

Den Einstieg bietet das nicht ganz vierminütige „The Antagonist“, das mit tollen Gitarrenmotiven aufwarten kann und schon eine hypnotische Ausstrahlung durch seine treibende Gangart aufweist. Ohne große Pause geht es dann in den Song „Pa(r)tik(e)l“ weiter. In diesem Stück kommen mir auch zunächst Porcupine Tree in den Sinn, denn Gorka singt hier in einem sehr angenehmen Stil, dazu die sehr schönen Gitarren. Nach einigen Minuten wird es dann aber heftiger und Metal tritt mit stakkatoartigem Schlagzeuggewitter in den Vordergrund. Mir gefallen die atmosphärischen Passagen aber wesentlich besser.

Mit „Minnows“ wird eine recht lieblich wirkende Nummer zwischengeschoben, in der Alexandra’s Gesang eine Mischung aus kindlicher Stimme und sehnsuchtsvoller Stimmung bietet. Nach diesem zarten Stück Musik geht es aber gleich rockig in „Demise“ weiter. Zunächst noch recht melodisch und ruhig, bieten Alexandra und Gorka ein Duett. Dieser Harmonie werden jedoch sägende Gitarren, die einen gegenläufigen Unterboden für diese Nummer bilden, dagegengesetzt. Im zweiten Teil wird es dann recht sphärisch.

Mit sehr atmosphärischen Gitarren und akzentuiertem Schlagzeugspiel beginnt „Sirens“. Ein Song der nur durch den teilweise schreienden Gorkan in seiner Dichte unterbrochen wird. Immer dann, wenn es zu schreiendem Gesang kommt, was aber nur selten der Fall ist, fällt das Album aus meiner Sicht ab. Das anderthalbminütige „Letter To Senor Iraola“ sticht ein wenig mit seinem Akkordeoneinsatz hervor und fügt eine Art Folkstimmung ein. Ansonsten geht es rockig mit atmosphärischen Gitarren weiter.

Nihiling ist für das Alter ihrer Mitglieder eine erstaunlich reife Band. Nach dem wirklich sehr guten „M[e]iosis“ folgt zwei Jahre später mit „Egophagus“ ein gelungener und würdiger Nachfolger. Diese Band macht ihren Weg, da bin ich mir sicher. Für Freunde von Symbiose aus PostRock und Metal eine Bereicherung. Ein schönes Album, das bei jedem Hördurchgang an Intensität gewinnt.

Stephan Schelle, Mai 2011

   

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