Nerissa Schwarz – Playgrounds Lost
Eigenvertrieb (2016)

(9 Stücke, 37:43 Minuten Spielzeit)

Den Namen Nerissa Schwarz kennen die Freunde des Art- und Progressive Rock, gehört sie doch seit Jahren zur deutschen Formation Frequency Drift, bei der sie Harfe und Keyboard spielt. Im Jahr 2014 hat sie damit begonnen eigene Stücke zu schreiben, die sie für ihr erstes Soloalbum nutzen wollte. Das Ergebnis ist auf ihrem Solodebüt „Playgrounds Lost“ zu hören, das am 23.09.2016 auf den Markt gekommen ist.


Sieht man Nerissa, die ihrem Namen entsprechend meist schwarz gekleidet ist, so macht sie auch auf dem Foto des Innenteils einen in sich gekehrten und nachdenklichen Eindruck. Auch der Titel und das Cover der CD lassen vermuten, dass es auf dem Silberling eher melancholisch zugeht. Und in der Tat erzeugen die Instrumentalstücke, die sie im Alleingang mit Harfe und Mellotron eingespielt hat, eine etwas düstere, melancholische Stimmung.

Neun Stücke mit Laufzeiten zwischen 1:44 und 6:31 Minuten finden sich auf dem Album. Den Beginn macht das fast dreiminütige „Play“. In diesem spielt Nerissa eine eindringliche und intime Melodie auf ihrer Harfe. Diese wird an einigen Stellen von sanften Mellotronflächen unterlegt. Hier zeigt sich schon dass die Musik auf dem Album nicht weit von elektronischer Musik angesiedelt ist. Einige Tonfolgen erinnern in diesem ersten Stück gar an den Ennio Morricone-Soundtrack „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Der Harfe entlockt Nerissa dann im nächsten Track „Dance Around Black Hole“ gar Klänge die an ein Piano erinnern. Wie sie dann die Xylophonartigen Klänge erstellt hat, kann ich aber nicht sagen. Aus ihrem Instrumentarium holt sie jedenfalls alles heraus, so dass es nicht nach lediglich Harfe und Mellotron klingt. In diesen lockeren ersten Part webt sie dann einen sehr sphärischen und teils mysteriös wirkenden Ambientteil ein. Das könnte auch gut der Soundtrack für einen Thriller oder Horrorfilm sein, da die Musik hier etwas Bedrohliches hat.

Das 1:44minütige „Running Out“ wirkt wie ein kurzes Zwischenspiel. Der Track besticht durch eine sehr schöne, angenehm wirkende Harmoniefolge, ist aber für meinen Geschmack etwas kurz geraten. Verträumt wirkt „Fireflying“, so als würde man Schmetterlinge oder Glühwürmchen zuschauen, wie sie ihre Kreise durch die Luft ziehen. Nerissa nutzt dafür einen sehr symphonisch wirkenden Sound. Diese Beispiele zeigen, wie unterschiedlich sich die Musik auf dem Album darstellt.

In den einzelnen Stücken baut Nerissa Schwarz immer mal wieder musikalische Wendungen ein, die diese abwechslungsreich und spannend halten. Damit hat sie einen ganz eigenen Stil kreiert, der mit kaum etwas zu vergleichen ist.

Nerissa Schwarz, die man bisher nur als Mitglied der Artrockband Frequency Drift kannte, hat mit „Playgrounds Lost“ ein außergewöhnliches Album eingespielt, auf dem sie mit ihrer Harfe und dem Mellotron die unglaublichsten Sounds zaubert. Insgesamt wirkt das Album durch die Klangfarben und die Harmoniefolgen recht melancholisch, hat aber auch seinen ganz besonderen Reiz. Auch Freunde der elektronischen Musik sollten diesem Werk Gehör schenken.

Stephan Schelle, September 2016

   

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