Neo-Prophet - Monsters

Neo-Prophet - Monsters
Eigenvertrieb / www.neoprophet.com (2009)
(8 Stücke, 62:17 Minuten Spielzeit)

Wenn sich eine Band Neo-Prophet nennt, dann sorgt das natürlich sofort für eine gewisse Erwartungshaltung, die bei mir in Richtung Neo-Prog ging. Wenn man dann noch in der Presseinfo erfährt, dass die aus Belgien stammende Gruppe als Einflüsse auch Pink Floyd, Genesis und Marillion nennt, dann scheint man mit diesen Erwartungen genau richtig zu liegen. Das Ergebnis des ersten richtigen Albums (das Demo „Feeblemindednedss“ nicht mitgerechnet) ist dann aber doch eher im symphonischen Melodic-Rock, mit weiteren Zutaten aus Hard- und Progressive Rock verwurzelt.


Bereits im Jahr 2005 hatten Hans ’Mac’ Six (Gesang, Bass), Rudi Lins (Schlagzeug, Perkussion) und Sjoerd ’Cap’ Bruyneel (Piano, Hammond, Moogs, Keyboards, Backgroundgesang) einen neuen Gitarristen gesucht und ihn in Frank Debruyne gefunden. Seither sind die vier als Neo-Prophet unterwegs und machten auch bereits bei einigen Konzerten ihre Liveerfahrungen. Produzent, Studioinhaber und Musiker Frank van Bogaert (er bringt unter seinem Namen elektronische Musik heraus) hat wie schon bei der belgischen Progformation Mindgames Hand an die Produktion gelegt. Bei einigen Stücken ist er auch als Gastmusiker zu hören. Außerdem sind Sängerin Dani Caen bei zwei Stücken mit den Hauptvocals und bei weiteren Stücken als Backgroundsängerin sowie Björn Verschoore in einem Track am Saxophon vertreten.

Bereits in 2008 aufgenommen, erschien das Album „Monsters“ Anfang 2009. Es enthält acht Songs, von denen der letzte, ein in sechs Parts unterteilter Longtrack von fast 21 Minuten Spielzeit ist. Los geht es aber erst einmal mit dem vierminütigen Opener „The Truth“, der mit sehr symphonischen Keyboards eröffnet, begleitet unter anderem von Harfenklängen. Nach etwas einer Minute setzt ein rockiger Rhythmus ein und ein Titel zwischen AOR- und Progrock á la Pendragon’s Album „Believe“ führt in das Album ein.

Mit dem zweiten Stück wird es dann eine Spur rockiger, was sich in einer Mixtur aus klassischem Hardrock und Melodic-Rock widerspiegelt. Ein markanter Basslauf und an Led Zeppelin und Deep Purple erinnernde Streicher und Schlagzeugrhythmen bestimmen dann das Bild in „(March Of The) Boneless“. Garniert wird das ganze dann noch mit einigen Gitarrensoli die auch von Nick Barrett (Pendragon) stammen könnten. Im zweiten Teil des mehr als siebenminütigen Stückes ändert sich dann der Song stilistisch etwas und führt eher wieder in die proggige Ecke. In „The Blessed One“ tritt erstmals Dani Caen ans Mikro, was dem Stück unheimlich gut tut. Doch zunächst webt die Band an islamische Gebetsrufe erinnernde Samples in ihren Song und auch Hans singt zunächst die ersten Strophen, bevor Dani im wirklich kraftvollen Refrain ihre Chance im Duett mit Hans bekommt, um dann auch einige Soli zu singen. Das gibt dem Song eine hohe Dynamik und Dramatik, die dem Stück wirklich gut stehen. Ein echt mitreißender Song!!

Die Hammond steht im Stück „Man Without A Name“ zunächst im Vordergrund und verleiht dem Stück Stadionrockatmosphäre, die mich streckenweise an Toto und Konsorten erinnert. „Song X“ ist eine melodische, balladeske Midtemponummer, bei der Hans’ Gesang recht dreckig rüberkommt (klingt als hätte er vor dem Einsingen einige Whiskeys gekippt). Und auch bei diesem Stück kommen mir wieder die britischen Progger Pendragon in den Sinn. Mit Sprachsampleeinspielungen beginnt „911 Paranoid“, das zunächst ein Supertramp ähnliches Pianointro bereithält, um dann aber nach einer Pianokaskade in einen kraftvollen AOR-Titel mit Proganteil überzugehen. Vor allem durch das fast Ragtime-artige Piano kommt eine eigenartige, theatralische und abwechslungsreiche Stimmung auf.

Als Abschluss bieten uns die vier belgischen Musiker dann einen lupenreinen Longtrack mit dem Titel „The New Prophet“, dessen sechs Parts einzeln angewählt werden können, aber nahtlos ineinander übergehen. Der erste Part „The New Prophet“ startet mit Wah Wah-Gitarren (zeigt für mich eine Spur von den Crowded House). Das die Belgier auch den Humor nicht vermissen lassen zeigt, dass sie in dieser anfänglich Hawaiianischen Stimmung mal eben mit den Gitarren einige Klänge des Traditional „Oloha He“ einflechten, bevor es dann recht proggig weitergeht. Nach diesem ersten Part geht es dann mit dem Stück „Monsters“ weiter, das etwas getragener angelegt ist, während „A Lonely One“ eine sehr schöne, melodische Nummer ist, die durch einen eingängigen Satzgesang und herrliche Gitarrensoli besticht. Das kurze instrumentale „Revelations“ stellt eine epische Brücke zur darauf folgenden  Hardrocknummer „The Pilgrimage“ dar. Im letzteren bestechen die kraftvollen Gitarrenriffs und -soli. Mit „My Stone Of Life“ endet dann nicht nur der Longtrack, sondern auch die CD. Nach einem längeren Instrumentalintro teilen sich dann Hans und Dani wieder das Mikro. Ist der Song zunächst sehr kraftvoll, endet er umso sphärischer.

„Monsters“ ist ein gutes Rockalbum, das sich in der Schnittmenge zwischen symphonischen Melodic- und Progressivem Rock bewegt, bei dem Neo-Prophet den Fokus auf die Melodien und schönen Soli legen. Wer sich in diesen Gefilden tummelt, dem kann ich die Debüt-CD ans Herz legen. Soundbeispiele kann man sich auch über die Internetseite www.myspace.com/neoprophet anhören.

Stephan Schelle, August 2009

   

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