Mr Zarko – Electric Gypsy Disco Noise

Mr Zarko – Electric Gypsy Disco Noise
Pyromusic (2013)
(13 Stücke, 56:26 Minuten Spielzeit)

Von Gucha nach Berlin und Zurück: Mr Zarko stammt aus dem zentralserbischen Städtchen Čačak, unweit von Gucha (Guča), dem zwar kleinen aber weltbekannten Dorf, in dem das legendäre Guča-Trompetenfestival stattfindet. Auf dem Balkan eilt den Menschen aus Čačak und Umgebung ein sonderbarer Ruf voraus: Mr Zarko erklärt dies zum Teil mit den Worten „folcloristical madness“, eine ganz spezielle Form des Wahnsinns, die er vor einigen Jahren auf seine Art mit nach Berlin brachte.


Dort hat der Serbe seine Clubtauglichkeit und Unverwechselbarkeit längst bewiesen und zudem eine Menge Balkankolorit im Gepäck. Zusammen mit fünf und gerne auch mal mehr Bandkollegen aus Bulgarien, Rumänien und Deutschland bringt er seine selbst geschriebenen „songs of laughter, pain, dances and tears“ auf die Bühne und kleidet sie in ein ganz eigenes Kostüm psychedelischer Note. So zumindest stellt der Pressetext den serbischen Musiker vor.

Mr Zarko alias Žarko Jovaševic (Gesang, Gitarre) hat sich die Bulgarin Katya Tasheva (Gesang), den ebenfalls aus Bulgarien stammenden Vladimir Kaparov (Saxophon) sowie die deutschen Musiker Carsten Hein (Bass), Philipp Bernhardt (Schlagzeug, Perkussion), Stefan Chriac (Trompete) und Nikolaus Neuser (Trompete, Horn) an die Seite gestellt. Dieses Septett bildet den musikalischen Kern von Mr Zarko.

Und was bietet Mr Zarko musikalisch? Die Band hat eine faszinierende Mischung aus Zigeunermusik, orientalischen und arabischen Elementen sowie Rock- und Popmusik zu etwas gänzlich eigenständigen gemacht. Die CD „Electric Gypsy Disco Noise“ (in dem Titel sind schon viele Elemente der Musik enthalten) beginnt mit dem auch als Single ausgekoppelten Stück „Gypsy Street“. Schnell erfährt der Hörer, in welche Richtung es geht, denn nach ersten, nach Big Band klingenden Sekunden, geht es sofort in die Kasba, was durch den herrlichen Rhythmus (Perkussion) hervorgerufen wird. Und doch hat man nicht das Gefühl ein reines folkloristisches Stück zu hören, unterschwellig klingt hier Popmusik durch. Verschiedene Elemente die nach Vorderasien, Arabien und auch nach mediterranem Flair klingen, kommen hier schon zur Geltung und vermischen sich zusätzlich mit Rhythmen zu einer faszinierenden Art. Man ist schnell gefangen in diesem Sound.

Sanft und zart weht dann „Zaspala Je Moja Mila Draga“ wie ein mittelalterlich angehauchtes Stück durch den Raum. Hier singen Žarko und Katya (die beiden Stimmen ergänzen sich gut) nicht in englischer Sprache. Polkarhythmen kommen dann in „Ruza“ auf, bei dem man sich sofort in einem serbischen oder türkischen Ort auf einem Marktplatz wähnt. Und in „The Land Of Forgotten Dreams“ kommen gar Tangorhythmen auf. Während Žarko seinen Text haucht singt Katya dabei wie eine Diva aus den 20’er Jahren. Das hat absolutes Flair. Die einzelnen Stücke sind sehr abwechslungsreich, haben eine hohe Ausstrahlung und machen einfach Spaß.

Mit „Electric Gypsy Disco Noise“ ist der Band Mr Zarko um ihren Mastermind Žarko Jovaševic eine wirkliche gute Mischung aus Zigeunermusik, orientalischen und arabischen Elementen sowie Rock- und Popmusik gelungen, die schnell zu fesseln weiß und bei der man sich sofort bewegen will. Hier zeigt sich mal wieder, dass Musik keine Grenzen kennt.

Stephan Schelle, September 2013

   

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