Mountain – Original Album Classics

Mountain – Original Album Classics
Sony Music / Columbia (2010)
(46 Stücke, 268:04 Minuten Spielzeit)

Mit der amerikanischen Blues-/Hardrockformation Mountain beschäftigt sich eine weitere fünf CDs umfassende Box der Reihe „Original Album Classics“ aus dem Hause Sony. Die Band wurde 1969 von Leslie West in New York gegründet. Neben West (Gitarre und Gesang) gehörten vor allem Felix Pappalardi (Bass, Keyboards und Gesang) und Corky Laing (Schlagzeug und Perkussion) zur Stammmannschaft.


Die Box lässt das Debütalbum aus und beginnt mit dem zweiten Album „Climbing!“ aus dem Jahr 1970. Drei weitere Studioalben und ein Livealbum decken den Zeitraum bis 1974 ab. Diese Alben sind alle der Frühphase der Band entnommen, in der neben Bluesrock auch eine Spur Hardrock ein wichtiger Bestandteil in ihrer Musik war, so ganz deutlich in „Mississippi Queen“ vom Album „Climbing!“ zu hören. Und in „Theme From An Imaginary Western“ kommen gar Ähnlichkeiten zu Bands wie Bad Company auf, oder haben die sich bei Mountain etwas abgeschaut? Auch Passagen, die an Led Zeppelin erinnern, tauchen an der ein oder anderen Stelle auf.

Auf dem zweiten Album der Box, „Nantucket Sleighride“ aus dem Jahr 1971, gehen die Amerikaner schon ein wenig straighter zur Sache. Der Bluesanteil hat abgenommen und man hatte sich mehr dem Rock verschrieben, wobei sich die meisten Songs im Midtempobereich tummelten. Ebenfalls aus dem Jahr 1971 stammt „Flowers Of Evil“. Hier besticht das mehr als siebenminütige „Pride And Passion“, das einige Anleihen zu „Let It Be“ von den Beatles aufweist. Die Gitarre erinnert ein wenig an Brian May von Queen. Kernstück des Albums ist aber das mehr als 25minütige Livestück „Dream Sequence“, das live mitgeschnitten sein muss. Hier zeigt zunächst ein ausuferndes Gitarrensolo von West, das sich die Band auch im Fahrwasser von Gruppen wie Deep Purple & Co. bewegte. Auch eine sehr rockige (dreckig gesungene) Version von „Roll Over Beethoven“ ist in diesen Longtrack verquickt. Als Abschluss ist noch eine Liveversion von „Mississippi Queen“ enthalten.

Das 1974’er Album „Twin Peaks“ ist ein Livemitschnitt, der 1973 bei einem Konzert in Osaka aufgenommen wurde. Auf diesem Album zeigt die Band eindrucksvoll ihre Livequalitäten, die schon ein recht großes Fundament im Hardrock aufzuweisen hatte. Mittelpunkt dieses Albums sind die beiden Parts „Nantucket Sleigh Ride“, die jeweils eine komplette Albumseite auf dem Vinylalbum umfassten und hier in einem mehr als 31minütigen Stück zusammengefasst wurden.

Als letztes ist das ebenfalls aus dem Jahr 1974 stammende Werk „Avalanche“ in der Box enthalten. Auch hier gehen sie straight vor, ohne ihre Wurzeln aus ihrem Repertoire zu streichen, was sich gleich im Opener „Whole Lotta Shakin’ Goin’ On“ zeigt. Aber schon das folgende „Sister Justice“ klingt mehr dem Zeitgeist der Mittsiebziger folgend. Mit „Alisan“ findet sich eine sanfte, melodisch verträumte Akustikgitarrennummer auf dem Album, die mitten aus den Sümpfen des amerikanischen Südens entnommen sein könnte. Das Album enthält Auch noch eine eigenwillige Interpretation des Rolling Stones Klassikers „Satisfaction“.

Bonusstücke sind in dieser Box etwas rar, lediglich die ersten beiden Alben enthalten je einen Livemitschnitt als Bonus.

Mit dieser Box bekommt der Rockfreund eine gute Zusammenstellung der Frühphase der amerikanischen Rockband, deren Hardrock noch stark mit Blueselementen durchwoben war. Ein guter Einstieg und eine Entdeckung für alle, die die Band bisher nicht kannten.

Stephan Schelle, September 2010

   

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