Mother Jane – Turn The Page

Mother Jane – Turn The Page
Fenn Music / Dust On The Tracks (2012)
(13 Stücke, 68:26 Minuten Spielzeit)

Die deutsche Rockband Jane ist schon ein Unikum, haben sich doch nach ihrem Auseinanderbrechen drei Formationen aus ehemaligen Mitgliedern gebildet, die den Bandnamen Jane im Titel tragen. Jane selbst darf sich nach einem längeren Rechtsstreit in 1994 keine Formation mehr ohne Namenszusatz nennen. Das führte zu den Formationen Peter Panka’s Jane, Werner Nadolny’s Jane und Mother Jane, eine Formation um Gründungsmitglied Klaus Hess.


Diese drei Formationen haben in der Vergangenheit bereits eigene Alben herausgebracht. Im Herbst 2012 erscheint nun das vierte Album von Mother Jane bei Fenn Music. Das Mother in der Namensbezeichnung soll darauf hinweisen, wer der Urheber der Band Jane war.

Auffallend ist sofort, dass der Schriftzug des Covers von Buchstaben dominiert wird, durch die das Cover des 75’er Albums „Lady“ scheint. Wer nun glaubt, dass sich auf „Turn The Page“ Neuinterpretationen der Songs vom „Lady“-Album befinden, liegt allerdings falsch. Obwohl hier auch ältere Jane-Songs wie zum Beispiel „Another Way“ „Windows“ oder „Expectation“ enthalten sind, finden sich keine Stücke vom „Lady“-Album, auf der CD.

Dem Pressetext ist zu entnehmen: Bislang nur als Live Tracks vorhandene Songs aus dem 1976 erschienenen Megaseller „Jane Live At Home“ sowie drei bislang nur als Live-Version zu erhaltene Mother Jane Songs erscheinen nun um typischen Mother Jane Sound als Studio-Tracks, ergänzt durch einen Bonus-Song, „Turn The Page“, im Original von Bob Seger. Dieser Song wurde auch schon komplett durch das neue Line Up eingespielt. Auf der Bonus-CD finden sich bislang nicht veröffentlichte Songs aus dem ehemaligen Jane-Studio in Sarstedt; mitgewirkt haben u. a. Klaus Hess, Peter Panka, Martin Hesse, Manfred Wieczorke, Pedja u.v.m.

Klaus Hess will mit diesem neuen Album eine Wende einleiten, will er doch die bisherigen Musiker austauschen. Auf dem Album agierten neben Klaus (Leadgitarre), Jens Bentjemann (Gitarre, Backgroundgesang), Kai Schiering (Bass, Backgroundgesang) und Lucas Quentin (Schlagzeug), die in dieser Formation ihren Abschluss finden wird. Das Titelstück wurde von der neuen Formation eingespielt, die neben Hess aus Qusai Zureikat (Gesang), Heike Nolden (Bass) und Panza Lehmann (Schlagzeug) bestehen wird. Katharina Maria Hess (Tochter von Klaus Hess) hat darüber hinaus bei der intensiven Interpretation von „Windows“, das hier den Titel „Nightmare (Windows 2012)“ trägt, eine sehr verträumte Pianopassage beigesteuert, die dem Titel eine weitere Note verleiht.

Während sich Peter Panka’s Jane - nach dem Tod des Schlagzeugers und Mitbegründers von Jane - bei den Neukompositionen mehr und mehr vom Sound der 70’er Jahre-Jane verabschiedeten, haben Mother Jane den rauen Klang der frühen Jahre immer noch für sich verinnerlicht, was sich an den Songs der Platte deutlich zeigt.

Die Songs versprühen diese gewisse Rauheit, die die Urgewalt in sich vereint und das macht diese Art von Musik so spannend und Energie geladen. Die Produktion ist darüber hinaus äußerst gut gelungen, kommen die Instrumente doch unglaublich fett rüber. Tolle Soli und treibender Rock durchwehen Stücke wie „Take It“. In „Out Of Control“ werden dann sanfte, ruhige Passagen mit kraftvollen, rockigen gemischt.

Der Track „Hightime“ ist mit dem Zusatz (Session) versehen. Dieser Track ist instrumental, bietet aber hypnotische Musik, die schnell in ihren Bann zieht. Ein klasse Stück. Die Neuinterpretation des Jane-Stückes „Windows“, die hier den Titel „Nightmare (Windows 2012)“ trägt, ist wirklich hörenswert und eines der Highlights des Albums. Rhythmus und Sound haben eine ungeheure Sogwirkung, der man sich nicht entziehen kann. Den Abschluss bildet dann die druckvolle Version von Bob Seger’s „Turn The Page“. Mit diesem Sound kann das neue Kapitel beruhigt aufgeschlagen werden, mit ihm wird sich die Band im vorderen Feld der deutschen Rockbands bewegen.

Drei Stücke werden auf der zweiten CD, die es auf gut 19 Minuten Spielzeit bringt, geboten. Zwei der Stücke sind zusätzlich in einer Long-Version enthalten. Das ist ein kleines Schmankerl für die Jane-Fans.

Mother Jane haben mit „Turn The Page“ ein klasse Album eingespielt, das sowohl ältere Jane Titel wie auch Mother Jane-Songs enthält. Darüber hinaus bietet es noch Demo-Songs aus dem Jane-Studio in Sarstedt, die 2011 überraschend auftauchten. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, November 2012

   

CD-Kritiken-Menue