Moon Safari – [blomljud]

Moon Safari – [blomljud]
Just For Kicks Music (2008)
(11 Stücke, 104:05 Minuten Spielzeit)

Die aus Schweden stammende Neo-Progband Moon Safari sorgte mit ihrem 2005’er Debüt „A Doorway To Summer“ für Furore. Das lag sicherlich auch an dem Umstand, das die fünf Schweden in Tomas Bodin (Flower Kings) einen guten Produzenten für das Album gewinnen konnten, was sich wohl auch auf die Musik auswirkte, denn stilistisch bewegte sich die Band damit stark im Fahrwasser der Blumenkönige.


Gut zweieinhalb Jahre nach dem Debüt legen Moon Safari mit der DoppelCD „[blomljud]“ ihr zweites Werk vor. Zwar heißt der Produzent nicht mehr Bodin, doch vom Stil her hat sich wenig geändert, denn die Ähnlichkeiten zu den Flower Kings sind unüberhörbar.

Obwohl die Aufnahmen im Norden Schwedens in einer Zeit von Kälte und Dunkelheit entstanden, so strotzt das Werk doch nur so vor Wärme und Harmonie. Man würde diese Art von Musik eher in der Gegend der amerikanischen Westküste ansiedeln, als im hohen Norden.

Die Songs der DoppelCD bewegen sich mit kürzeren Laufzeiten zwischen 1:40 und 5:45 im radiotauglichen und mit ausladenden Longtracks mit Laufzeiten von 8:00 bis 31:40 Minuten Spielzeit im sehr Prog orientierten Bereich. Da sollte für jeden etwas dabei sein.

Die erste CD beginnt mit dem kürzesten Stück „Constant Bloom“, bei dem ich zunächst etwas irritiert war, denn dieser an Weihnachtslieder erinnernde Satzgesang ist mir zu schwülstig und süßlich angelegt. Zum Glück sind diese Momente auf dem Album aber doch recht spärlich gesät. Das folgende fast 16minütige „Methuselah’s Children“ kann dann aber voll überzeugen. Gleich zu Beginn des Stückes verbreiten Gitarre, Keyboard und Piano sofort ein Flower Kings-Flair. Mir persönlich gefällt das sehr gut, auch wenn sie sich doch recht stark an ihren Landsleuten orientieren. In diesem Stück funktioniert der Satzgesang gut und die Melodie setzt sich in den Gehörgängen fest. Neben Tempowechseln finden sich auch – wie für einen Prog-Longtrack üblich – die gewohnten unterschiedlichen Melodielinien in diesem Song wieder.

Akustikgitarre, wie man sie von Anthony Phillips her kennt, dazu ein Westcoast-Feeling kombiniert mit Floki-Sound, das sind die Bestandteile von „In The Countryside“. Nach dem fast neunminütigen Instrumental „Moonwalk“, das wieder sehr stark an die Floki’s heranreicht, kommt in „Bluebells“, auch durch den Einsatz von Violinensounds, wieder Westcoastfelling auf. Der gut zehnminütige Song lebt vor allem vom eingängigen Refrain, den Instrumentalpassagen und im zweiten Teil durch tollen Acapella-Gesang. Auch variieren die Schweden die Melodie durch unterschiedliche Tempi im Melodiebereich, was mir sehr gut gefällt.

„The Ghost Of Flowers Past“ beendet dann den ersten Silberling. Ein sehr schöner ruhiger Track, der von E-Gitarre, Keyboards (Mellotron) und Piano getragen wird, auf dem der Leadgesang und die Melodie ein wenig an Alan Parsons erinnern.

„Yasgur’s Farm“ eröffnet die zweite CD wieder mit Floki-typischen Sounds dazu enthält der Song Passagen, die Popappeal haben. Wieder ein Stück, der gut ins Ohr geht. Mit „Lady Of The Woodlands“ kommt ein Stück, das aufgrund der Violine auch direkt von einem Kansas-Album (zu ihren besten Zeiten) stammen könnte. Das ganze kombinieren sie mit einer mitreißenden Melodie. Es folgt mit „A Tale Of Three & Tree“ ein balladeskes Stück, das mir wie schon der Eingangstrack der ersten CD zu viel Schmalz aufweist. Der Track ist aber nur 3:20 Minuten lang.

Herzstück der zweiten CD ist das mit 31:40 Minuten längste Stück „The Other Half Of The Sky“. Es wird mit herrlichen Akustikgitarren á la Anthony Phillips eröffnet. Der Longtrack pendelt stilistisch zwischen frühen Genesis, Flower Kings und Spock’s Beard und bietet alles, was ein Neo-Prog-Fan von einem derartigen Longtrack erwartet. Für mich gehört dieser Track zu den Highlights des Albums. Mit dem beschaulichen „To Sail Beyond The Sunset“ segelt der Hörer langsam aus dem Album heraus und wird wieder in die Gegenwart entlassen. Auch hier kommt wieder der süßliche Gesang zum tragen, passt aber besser, als in den oben genannten zwei Stücken, wo er mich eher störte.

Wer die Flower Kings mag, der wird an Moon Safari nicht vorbei kommen, auch wenn der Satzgesang - wie erwähnt - an einigen Stellen, die sich aber in Grenzen halten, ein wenig schmalzig und süßlich klingt, so wie man es von amerikanischen Weihnachtsliedern her kennt, wird doch der Großteil der DoppelCD von herrlichen, harmonischen Neo-Prog-Elementen inklusive sehr schöner Instrumentalpassagen bestimmt. Insgesamt gesehen ist „[blomljud]“ ein empfehlenswertes Album für Freunde harmonischen Neo-Progs á la Flower Kings.

Stephan Schelle, März 2008

   

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