Mark Kelly’s Marathon - Marathon
earMUSIC (2020)

(5 Stücke, 44:06 Minuten Spielzeit)

Der Name Mark Kelly sollte jedem Rockfan geläufig sein, ist er doch seit mehr als 30 Jahren Keyboarder der Progressive-Rockband Marillion. Mark hat ein neues, sein erstes Solo-Projekt aus der Taufe gehoben, dem er den Namen Mark Kelly’s Marathon gegeben hat. Das Ergebnis erscheint am 27.11.2020 als limitiertes und nummeriertes CD+DVD Digipak (inkl. der Marathon „Real World Session”), LP Gatefold, CD Digipak und Digital. Mir lag zur Besprechung die „normale“ CD-Version vor. 


Zusammen mit John Cordy (E-Gitarre), seinem Neffen Conal Kelly (Bass, E- und Akustikgitarre, Backgroundgesang), Henry Rogers (Schlagzeug) Oliver M. Smith (Gesang, Percussion) und Pete „Woody” Wood (E-Gitarre) hat Mark Kelly (Keyboards) das Alum eingespielt. Während die Musik von Mark Kelly, Oliver Smith und Conal Kelly komponiert wurde, stammen die Texte von Guy Vickers. Und auch Marillion Bandkollege Steve Rothery hat es sich nicht nehmen lassen und hat für den Song „Puppets” ein Gitarrensolo beigesteuert.

Auch wenn der CD-Player zehn Stücke anzeigt, so sind auf dem Album doch nur fünf enthalten. Das liegt ganz einfach daran, dass der eröffnende Song „Amelia“ in drei Parts und das abschließende „Twenty Fifty One“ in vier Parts unterteilt sind, die jeweils einzeln angewählt werden können, in sich aber geschlossen sind.

Die Thematik des Albums dreht sich um folgendes Thema: „Seit jeher sehnt sich die Menschheit nach der Fähigkeit zu fliegen, angefangen beim Erreichen von Höhen, weiter bis zum Überqueren von Kontinenten, dann Ozeanen, der Umrundung der Welt, bis hin zum Aufbrechen ins All und ersten Versuchen mit dem zu kommunizieren, was auch immer da draußen ist. Doch was, wenn die Kommunikation ausfällt?” - Marathon

Das Album beginnt mit dem dreiteiligen und mehr als elfminütigen „Amelia“, das der berühmten Flugpionierin Amelie Earhart gewidmet ist. Der dreigeteilte Longtrack beginnt mit dem knapp eine Minute Spielzeit dauernden Part „Shoreline“ entsprechend mit Wellenrauschen und Vogelstimmen sowie Stimmsamples. Richtig los geht es dann im zweiten Part „Whistling At The Sea“. Hier vermischen Kelly und seine Mitstreiter Neoprog mit AOR in sehr gelungener Weise, denn der Song kommt locker/leicht aus den Boxen. Durch die Gitarren kommt im dritten Part „13 Bones“ zwischenzeitlich leichtes Genesis-Feeling auf, das aber mit weiteren Elementen durchtränkt ist und zum Ende hin durch wunderbaren Satzgesang und druckvollem Rhythmus an Drive gewinnt. Ein klasse Longtrack, den Mark bereits auf der Marillion „Couch Convention“ den Fans vorgestellt hat.

Das leicht balladeske, aber druckvolle „When I Fell“ besitzt dann doch einige strukturelle Elemente, die an Marillion erinnern, auch wenn der Song nicht wirklich mit seiner Stammband vergleichbar ist. Im Mittelteil kommen gar Orgelsounds auf, die an die guten alten 70’er Jahre-Rockbands erinnern und wechseln dann nach etwa weiteren zwei Minuten in einen treibenden, elektronischen Part in bester Artrockmanier.

„This Time“ erinnert mich dann gar ein wenig an die 80’er Jahre und hat neben Neo-Prog auch Klänge, die leicht beatlesk und sogar an Tears For Fears & Co. erinnern. Das folgende „Puppets“ bietet Artrock mit klassischen Pianomotiven und hymnischem Sound. Für diesen Song konnte Mark dann seinen Marillion-Kollegen Steve Rothery für ein wunderbares Gitarrensolo gewinnen.

Der zweite Longtrack „Twenty Fifty One“, der in vier Parts unterteilt ist, beschließt dann das Album. Die Science Fiction-Thematik wurde perfekt umgesetzt. Part 1 „Search“ beginnt sehr elektronisch (atmosphärische Keyboards und E-Gitarre) und mit einem gesprochenen Text. Dann setzt ein tuckernder elektronischer Beat ein und leitet den Wechsel zu einem tollen Artrock-Stück ein. Im zweiten Part „Arrival“ gibt es Neo-Prog vom Feinsten. Im dritten Part „Trail Of Tears“ spielt Mark dann ein an Tony Banks gemahnendes Keyboard-Solo. Unter die Haut gehende Gitarrenharmonien und Neo-Prog sorgen dann im letzten Part „Brief History“, bei dem wieder Genesis-Feeling aufkommt, für einen genussvollen Ausklang.

Der Erstling von Mark Kelly’s Marathon ist nicht etwa ein Keyboard- sondern ein tolles Rockalbum geworden, das sich zwar musikalisch von Mark’s Stammband entfernt, aber trotzdem diese Intensität von Marillion aufweist. Die Songs sind von herrlichen Melodien und Soli durchzogen und bewegen sich im weitesten Umfeld des Neo-Prog mit leichten AOR-Elementen. Man darf darauf hoffen, das Mark dieses Projekt zukünftig weiterführt.

Stephan Schelle, November 2020

   

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