Marius Tilly – Nebula Rising
Mig / made of germany music (2016)
(12 Stücke, 46:05 Minuten Spielzeit)

Nach dem Album „Come Together“ der Marius Tilly Band aus dem Jahr 2015 geht der Mastermind der Band, Marius Tilly, im Jahr 2016 neue Wege. Das ist auch der Grund, warum er nur noch mit seinem eigenen Namen firmiert. Das erste Ergebnis findet sich auf seinem Dritten, Mitte März 2016 erscheinenden Album „Nebula Rising“. Den postmodernen Bluesrock hat er hinter sich gelassen und wandelt nun schwerpunktmäßig im Alternative- und Rock-Bereich.


Sich selbst neu erfunden hat Marius Tilly. mit seinem aktuellen Album: „Nebula Rising“ (M.i.G. Music/Indigo) präsentiert den deutschen Sänger/Gitarristen, der bislang in postmodernen Bluesrock-Gefilden unterwegs war, als gereiften Songschreiber sowie Interpreten im Spannungsfeld von Alternative und Rock. „Mir war es wichtig“, betont der Mann aus dem Ruhrgebiet, „dass die Lieder keine Vorlage sind, um mich als Instrumentalist in Szene zu setzen. Stattdessen steht das Songwriting im Fokus.“ Die künstlerische Umorientierung mündete in der Konsequenz, dass der Zusatz „Band“ aus dem Gruppennamen gestrichen wurde und die mit Rhythmusduo „zu 90% live eingespielte Platte“ unter „Marius Tilly.“ erscheint.

Und auch der Umstand, das Tilly sein Album im ehemaligen Studio seines Mentors Frank Bornemann (Kopf der deutschen Artrocklegende Eloy) eingespielt hat, deutet auf den Stilwechsel auf „Nebula Rising“ hin. Dessen Frischzellenkur kommt in Form von zwölf Songs, die Brian Lucey (The Arctic Monkeys, Ray LaMontague) gemastert hat, daher. Sie sind ebenso abwechslungsreich wie intelligent strukturiert und arrangiert. Stilistisch erinnern die Eigenkompositionen entfernt an The Black Keys, Jack White, Robert Plant oder Rival Sons. „Diesmal ist das leichte Rahmenkonzept das Thema Weltraum“, erläutert Tilly. Konkret meint der Fan von Douglas Adams’ Science-Fiction-Satire-Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis“: „Die Lyrik wirft von außerhalb einen Blick auf unsere Welt.“

Gleich im Opener „Dinosaur“ zeigt sich das neue Gesicht von Marius Tilly. Nachdem Tilly hochzählt geht es mit kraftvollem Rock’N’Roll los, der im Refrain zu treibendem Alternative mutiert. Und gerade der Refrain kommt grandios und fetzig rüber. Die Gitarren sorgen in „Danger“ für treibenden Wohlklang. Hier zeigt sich Tilly’s Songwriterqualität. Auch in diesem Song ist es vor allem der Refrain, der fesselt. Und diese Kombination von Rock’N’Roll-Elementen und Alternativerock findet sich über das ganze Album verteilt in den Stücken wieder. Tilly schafft es darüber hinaus in die Stücke immer wieder mitreißende Refrains einzubauen, die zum mitsingen einladen und die oft im Kontrast zu den Strophen stehen.

Hypnotisch wirkt „Colder Below“ mit seinen akzentuiert eingesetzten Gitarren  und Schlagzeugrhythmen sowie dem atmosphärischen Sounds. Tilly’s Gesang passt sich dieser Stimmung hervorragend an. „Palooza You“ wirkt wie ein Song aus einem Western bzw. nach Desertrock, ohne Countryelemente zu nutzen. Vielmehr sind es dieser basslastige Rhythmus (klingt recht indianisch) und die Gitarre, die diese Stimmung erzeugt. Das verbindet er dann auch noch mit psychedelischen/spacigen Sounds. Eine Kombination, die sehr gelungen ist. Im abschließenden Titelstück geht er wiederum sehr psychedelisch zur Sache. Dieser ruhige Track zeigt sowohl Sinne vernebelnden Klangfarben wie auch akzentuiertes Gitarrenspiel und einen fast flehenden Gesang.

Mit „Nebula Rising“ hat der deutsche Musiker Marius Tilly eine Verwandlung vollzogen, weg vom Blues orientierten Sound hin zu Rock und Alternative. Dass ihm dies gut gelungen ist, das zeigt er auf seinem ersten Album unter eigenem Namen.

Stephan Schelle, März 2016

   

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