Long Distance Calling – Avoid The Light

Long Distance Calling – Avoid The Light
Superball Music / spv (2009)
(6 Stücke, 54:52 Minuten Spielzeit)

Aus dem nordrheinwestfälischen Münsterland stammt die fünfköpfige Progrock-Band namens Long Distance Calling. Das am 24.04.2009 erscheinende Album „Avoid The Light“ ist, nach dem Debüt „Satellite Bay“ aus dem Jahr 2007, bereits die zweite Veröffentlichung der Band. Das Quintett besteht aus David Jordan (Gitarre), Janosch Rathmer (Schlagzeug), Florian Füntmann (Gitarre), Jan Hoffmann (Bass) und Reimut van Bonn (Ambience).


Am LineUp erkennt man schon, dass die Jungs Instrumentalmusik machen. Obwohl das auch nicht ganz stimmt, denn beim Stück „The Nearing Grave“ haben sie sich als Gastsänger Jonas Renske (Katatonia) ins Boot geholt. Und wie es sich für Prog gehört, sind die Stücke längenmäßig auch nicht in radiotauglichen Appetithappen abgepackt, sondern es handelt sich durchweg um Lonplayer jenseits der sieben Minuten Marke.

Für mich war es die erste Begegnung mit der Münsteraner Band und ich muss sagen, dass ich sofort sehr angetan war von dem Sound, den die Fünf da auf den Silberling gebannt haben.

Pressetexte sind immer so eine Sache, beschreiben sie das Produkt doch immer in den höchsten Tönen. Und so war ich auch etwas skeptisch als ich las, dass „Long Calling Distance all das bieten, was man bei den meisten aktuellen Bands sucht: ein unmittelbares Nebeneinander von Tiefgang und Hochgefühl, Melancholie und Lebensfreude, große Gesten und kleine Besonderheiten.“ Doch im muss sagen dass mich diese Musik mit ihrer ganzen facettenhaften Vielfalt schnell in ihren Bann gezogen hat. Der Pressetext liegt damit gar nicht verkehrt, sondern beschreibt die Musik recht gut, obwohl ich nicht so weit gehen würde, den aktuellen Bands so ein schlechtes Zeugnis zu geben.

Schon der Opener „Apparitions“ ist ein ausgesprochen melodischer, abwechslungsreicher, stimmungswandelnder, eindringlicher, zwölfminütiger Track, der es in sich hat. Man kann sich im Sound von Long Calling Distance verlieren. Wie soll man diese Musik beschreiben? Ambientsounds bilden den Teppich, auf dem sich der Gitarren orientierte Rock ausbreiten und entfalten kann. Diese Kombination aus elektronischen Drones und rockigen Gitarren gefällt mir ausgesprochen gut. Die Rhythmusgruppe aus Bass und Schlagzeug treibt die Stücke dann noch entsprechend nach vorn.

Eigentlich ist das Album damit schon beschrieben, denn die weiteren Stücke ähneln vom Aufbau her dem Opener und führen diese magischen Soundmalereien mit ihren druckvollen Instrumenten fort. Aus dem Album sticht dann aber noch „The Nearing Grave“ hervor, das aufgrund seines Gesangspart und den harten Riffs in die Sparte balladesker Progmetal eingeordnet werden kann. Aber auch dieser gesungene Titel ist perfekt ins Gesamtbild eingebunden und sehr stimmig.

„Avoid The Light“ ist ein klasse Prog-Album mit herrlichen instrumentellen Perlen. Das Album war für mich eine sehr positive Überraschung, kannte ich die Band doch vorher nicht. Wer Prog- oder Artrock im weitesten Sinne mag, der wird an diesem Album seine Freude haben. Mir hat das Werk sehr gut gefallen, daher kann ich es auch bedenkenlos empfehlen. Wer jetzt immer noch zögert kann sich über die Internetseite www.myspace.com/longdistancecalling durch einige Hörproben ein eigenes Bild von ihrer Musik machen.

Stephan Schelle, April 2009

   

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