Ligro – Dictionary 2

Ligro – Dictionary 2
Moonjune Records (2012)
(8 Stücke, 73:31 Minuten Spielzeit)

Ligro stammen aus dem indonesischen Jakarta. Das Trio Agam Hamzah (Gitarre), Adi Darmawan (Bass) und Gusti Hendy (Schlagzeug) hat sich im Jazzrock-Genre niedergelassen. Acht Stücke, von denen die Hälfte die Zehn-Minuten-Marke überschreiten, finden sich auf dem Album, das in einem vierseitigen Digipack erhältlich ist.


Das Material von „Dictionary 2“ wurde im Jahr 2011 live im Studio eingespielt. Dies merkt man auch der Dynamik der Produktion an. Ligro präsentieren einen Jazzrock, der ansatzweise eine asiatische Handschrift trägt, im Großen und Ganzen aber sehr westliche Züge aufweist.

Die Band spielt ausufernde Soli, vor allem von Agam an der E-Gitarre, der von der Rhythmussektion Bass und Schlagzeug unterlegt ist. Dies präsentieren sie auch gleich im Opener „Paradox“. Zwar fehlen hier Melodien, aber die jazzigen Sounds sind immer auf Harmonie und Rhythmus ausgelegt. Dabei geht das Trio sehr komplex vor.

Fagott ähnliche Klänge (auf dem Bass gespielt) leiten in das Stück „Stravinsky“ ein. Diese ersten Klänge sind einem Bach-Stück entnommen, das hier als ausuferndes gut anderthalbminütiges Intro dient. Darauf folgen einige Gitarrenharmonien, die im späteren Verlauf durch heftige, schnelle Schlagzeugmuster begleitet werden. Das Schlagwerk klingt dabei wie ein rasch voraneilender Zug.

Spacerock-Elemente vermischen sich mit Jazz dann noch in dem Track „Don Juan“. Klassische Piano-Motive starten in den Track „Bliker 3“, das aber sehr diffizile Jazzmotive aufweist und gleichzeitig atmosphärische Momente hat. In diesem Stück sind streckenweise auch Progressive- und Spacerock Passagen enthalten.

Ligro verbinden auf ihrem aktuellen Album verschiedenen Stilelemente aus Spacerock, Progressive Rock und Jazzrock. Dabei haben die jazzigen Töne aber immer die Oberhand. Die Musik des indonesischen Trios ist sicherlich nicht einfach zu konsumieren, doch schaffen sie es auf eigenartige Weise die Klänge auch für „normale Ohren“ interessant und verdaulich zu gestalten. Wer sich also auch abseits der normalen Hörgewohnheiten bewegt, der sollt hier mal reinhören.

Stephan Schelle, Dezember 2012

   

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