Led Zeppelin – Presence / In Through The Out Door / CODA
SwanSong / Atlantic / Warner Music (2015)
(Presence = 12 Stücke, 76:24 Minuten Spielzeit
In Through The Out Door = 14 Stücke, 85:33 Minuten Spielzeit
CODA = 23 Stücke, 97:20
Minuten Spielzeit)

Mit der Veröffentlichung der remasterten letzten drei Studioalben geht die Re-Issue-Reihe von Led Zeppelin-Werken am 31.07.2015 in ihre Endphase. Wie schon bei den anderen Wiederveröffentlichungen hatte kein geringerer als Jimmy Page die Fäden beim Remastern in der Hand. Auch kommen die Alben wie gewohnt in unterschiedlichen Editionen auf den Markt (diverse CD-, Vinyl- und digitale Formate sowie ein Limited Super Deluxe Box Set). Mir lagen zur Besprechung die Deluxe Editionen vor.

Die Deluxe Editionen dieser Alben sind mit dem jeweiligen Originalcover ausgestattet und enthalten jeweils eine weitere Bonus-CD („CODA“ sogar zwei Bonus-CDs) mit bisher unveröffentlichtem Material.

Nun gehören die letzten Studioalben der Rocklegende Led Zeppelin sicherlich nicht zu ihrem Tafelsilber, jedoch finden sich auch auf diesen Alben einige schöne und wichtige Songs.

Nach dem grandiosen Meisterwerk „Physical Grafitti“ aus dem Jahr 1975 hatte es auch eine Supergroup wie Led Zeppelin nicht leicht, den Standard des Meilensteins hoch zu halten. Das 1976 erschienene Album „Presence“ war dann auch nicht gleichwertig, konnte aber unter anderem durch Songs wie das zehnminütige „Achilles Last Stand“ oder „Nobody’s Fault But Mine“ überzeugen. Der Zeppelin bediente sich bei bekannten eigenen Trademarks, die aber immer noch eine hohe Qualität besaßen. „Presence“ konnte in den USA und in Großbritannien immerhin jeweils den ersten Platz in den Albumcharts entern.

 


Bei dem Bonusmaterial, das auf der „Companion Disc“ enthalten ist, handelt es sich um frühe Versionen von vier Albumtracks, die ungefähr ein halbes Jahr vor den Endfassungen aufgenommen wurden. Daneben ist noch das bisher unveröffentlichte, vom Piano getragene „10 Ribs & All/Carrot Pod Pod“ enthalten. Die Songs klingen ein Spur rauer als später in der finalen Version. Die beiden Silberlinge und ein 16seitiges Booklet kommen im sechsseitigen Digipack daher.

Drei Jahre später, im Jahr 1979, veröffentlichten Led Zeppelin „In Through The Out Door“, das Ende Juli 2015 als DoppelCD in der Deluxe Edition erscheint. Die CDs sind in zwei Papphüllen mit dem Originalcover verpackt, die in einem braunen Pack-Papier mit Stempelaufdruck eingewickelt sind. Außerdem befindet sich in dem Paket noch ein 16seitiges Booklet.

Aufgrund persönlicher Probleme gestalteten sich die Aufnahmen zu dem 79’er Werk schwierig. Auffällig an dem Album ist auch, das den Keyboards ein größerer Stellenwert eingeräumt wurde, was daran lag, das John Paul Jones aus vorgenanntem Grund das Heft in die Hand nehmen musste.

Leider war es auch das letzte Led Zeppelin-Album, das vor dem Tod des Drummers John Bonham – im darauf folgenden Jahr – aufgenommen wurde. Unter den sieben Albumsongs befinden sich auch „Fool In The Rain“ und „All My Love“, beide auch heute noch Klassiker in jedem Rock-Radio. Herausragend ist allerdings der fast siebenminütige Opener „In The Beginning“, bei dem die Band noch einmal alles in die Wagschale wirft. Auch wenn „Fool In The Rain“ etwas kommerziell daherkommt, so besitzt das Stück doch eine gewisse Faszination, die nur von dem Zeppelin ausgehen kann. Der Rest sind allerdings recht beliebige Nummern wie zum Beispiel das Ragtime beeinflusste „Hot Dog“.

Die Companion-Disc enthält einen unveröffentlichten Rohmix von jedem Song des Original-Albums, inklusive früher Versionen mit Arbeitstiteln wie „The Hook“ („All My Love“), „The Epic“ („Carouselambra“) oder „Blot“ („I’m Gonna Crawl“).

Den Abschluss der Reihe bildet dann „CODA“. Das im Jahr 1982 erschienene Album ist eigentlich kein wirklich neues Studioalbum, denn es wurden acht bis dahin unveröffentlichte Songs von Aufnahmen, die zwischen 1970 und 1978 entstanden sind, für das Werk genutzt. Mit dem Stück „Bonzo's Montreux“ gedachten sie dann mit einem Schlagzeugsolo auch noch ihrem verstorbenen Freund John Bonham. Das Album richtet sich aber mehr an Komplettisten und Sammler.

„Coda“ erscheint als einzige der Led Zeppelin Deluxe Editionen in Begleitung von zwei Companion-Discs mit insgesamt 15 Songs, allesamt zwischen 1968 und 1974 aufgezeichnet. Der älteste Song in dieser Sammlung ist womöglich auch der bemerkenswerteste. Der fieberhafte Blues-Jam „Sugar Mama“ wurde 1968 in den Olympic Studios, im Rahmen der Sessions zum gleichnamigen Debütalbum der Band aufgezeichnet. Der Song war zwar fertig, wurde bis dato jedoch nie offiziell veröffentlicht. Das aus der selben Session stammende „Baby Come On Home“ ist auch im Set enthalten. Außerdem noch auf den Discs zu finden ist der bisher unveröffentlichte Track „St. Tristan’s Sword“, ein ausgelassenes Instrumental aufgenommen 1970 während der „Led Zeppelin III“-Sessions.

Im Jahre 1972 brachen Robert Plant und Jimmy Page zu einer sagenumwobenen Reise nach Indien auf, um dort gemeinsam mit dem Bombay Orchestra aufzutreten. Jetzt werden erstmalig Aufnahmen dieser Session veröffentlicht, darunter auch dynamische Versionen von „Friends“ und „Four Hands“ (der Track „Four Sticks“ aus „Led Zeppelin IV“). Zu den vielen weiteren Highlights zählen auch einen frühe Version von „When The Levee Breaks“ aus dem Jahr 1970 mit dem Titel „If It Keeps On Raining“, Rohmixe von „The Wanton Song“ und „In The Light“ aus den „Physical Graffiti“-Sessions in Headley Grange – Letzterer eine andere Alternativ-Version als die auf der „Physical Graffiti“ Deluxe Edition enthaltene – und schließlich noch ein Instrumental-Mix von „Poor Tom“, ebenfalls von 1970.

Mit ihren neun Studioalben haben sich Led Zeppelin einen vorderen Rang im Rockolymp erspielt. Ende Juli 2015 geht die Aufarbeitung dieser zum Teil grandiosen Werke zu Ende. Insgesamt eine sehr gute Edition, die (vor allem auf die ersten sechs Alben bezogen) in keiner Sammlung fehlen sollte. Aber auch die letzten drei Werke bieten noch genügend hochklassiges Material, vor allem auf „Presence“ sowie die Bonusstücke von „CODA“.

Stephan Schelle, Juni 2015

   

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