Kraan – The
Trio Years Wenn die Sprache auf die beste deutsche Jazzrockband kommt, dann fällt unweigerlich der Name Kraan. Und das zu Recht, denn die Band, die sich 1970 aus Jan Fride (Wolbrandt), Peter Wolbrandt sowie Hellmut Hattler gründete und in der Folgezeit einige Umbesetzungen erlebte, hat eine Sonderstellung in der deutschen Rockmusik. |
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In der
Besetzung Jan Fride (Wolbrandt) (Schlagzeug), Peter Wolbrandt (Gitarre,
Gesang) und Hellmut Hattler (Bass) sind Kraan lange getourt. Die Aufnahmen
des neuen Albums „The Trio Years” entstanden bei Konzerten aus den
Jahren 2008 bis 2017. Darauf sind zahlreiche Klassiker der Band enthalten. Aufgenommen
von Thierry Miguet, stammen die neuen Live-Definitionen von
Kraan-Klassikern aus unterschiedlichen Konzerten unterschiedlicher Jahre.
„Ich hatte mir zig DVD’s angehört, auf die Thierry seine Mitschnitte
gezogen hatte“, erinnert sich Hellmut Hattler. „Und eigentlich war ich
dabei an den Punkt gekommen, dass ich 80 Prozent der meisten Stücke super
fand, zu denen sich aber immer 20 Prozent Entgleisungen gesellten -
typisch Kraan! Mir fehlte die Vorstellung, das Material zu einer runden
Sache editieren zu können und ich hakte das Live-Projekt zunächst
frustriert ab.“ Die buchstäbliche Rettung der Live-Platten-Idee übernahm
schließlich der befreundete Drummer, Label- und Studio-Betreiber Jürgen
Schlachter, der in minuziöser Feinarbeit jeweils Spuren verschiedener
Konzerte zusammen editierte. „Während ich im Krankenhaus lag und um
mein Leben kämpfte, gab Jürgen richtig Gas und schickte mir quasi täglich
neue Versionen unterschiedlicher Stücke, die in der Zeit für mich wie
ein Anker waren. Darunter befanden sich auch Stücke wie ‚Silver
Buildings’, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass wir sie überhaupt
live gespielt hatten“, sagt Hellmut Hattler. „Ich war komplett gerührt
davon, weil sie in den vorliegenden Live-Versionen so vital klingen.
Selbst die Gesänge funktionieren, was bei Kraan schon was heißen
will“, spöttelt der Ulmer selbstironisch. Und
so mancher Klassiker erstrahlt auf dem neuen Livealbum in neuem Glanz und
zeigt welch zeitlose Stücke die Band, die mittlerweile gut 48 Jahre auf
dem Buckel hat, veröffentlichte. Damit unterstreicht sie ihre Stellung in
der deutschen Rockmusik. „Club
20” und „Wintroper Echo” zeigen eine Leichtfüßigkeit der
Rocklegende, die mitreißend ist. Fast schon Santana-Feeling kommt dann
beim Song „Jerk Of Life” auf. Darüber hinaus zeigen die Drei dass ihr
Klassiker „Holiday am Matterhorn” nichts von seiner Faszination
verloren hat. Gerade Peter Wolbrandt beweist hier sein Können an den
sechs Saiten seines Instrumentes. Dem folgt das unverwüstliche, rockige
„Andy Nogger”, Jazzrock at it’s best. Aber auch Stücke aus der jüngeren
Vergangenheit wie „The Schuh” (vom 2010’er Album „Diamonds”),
passen sich hervorragend in den Gesamtkontext der Trio-Konzerte ein. Im
kurzen „Dinner For Two” fliegen Peter und Hellmut in
Hochgeschwindigkeit über die Saiten ihrer Gerätschaften, das es eine
wahre Freude ist. Den Abschluss dieses tollen Livealbums bildet dann eine
mehr als 18 Minuten lange Version von „Nam Nam“, das im Jahr 1974 auf
dem Album „Andy Nogger” die Töne der Welt erblickte. „The
Trio Years” verdeutlicht die ganze Strahlkraft der deutschen
Jazzrock-Band Kraan. Musikalisch zeigen sich die drei Musiker auf dem
Zenith ihres Könnens. Ein hervorragendes Livedokument, das in keiner
guten Rocksammlung fehlen sollte. Stephan Schelle, Oktober 2018 |
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