King Of Agogik – The Rhythmic Drawing Room

King Of Agogik – The Rhythmic Drawing Room
sAUsTARK Records (2009)
(22 Stücke, 134:28 Minuten Spielzeit)

King Of Agogik nennt der Multiinstrumentalist Hans Jörg Schmitz sein Musikprojekt, mit dem er bereits zwei Alben herausgebracht hat. Auf dem neuen, mittlerweile dritten Album nimmt er uns mit in sein rhythmisches Gesellschaftszimmer bzw. Wohnzimmer, so oder ähnlich lautet der frei übersetzte Titel von „The Rhythmic Drawing Room“. Auf zwei CDs entfaltet er eine musikalische Achterbahnfahrt, in der es – wie schon der Titel sagt – sehr rhythmisch zugeht. Aber auch Fragmente der unterschiedlichsten Musikstücke finden sich in den Tracks versteckt wieder.


Neben Hans Jörg, der Schlagzeug, Keyboards, Gitarren und Bass spielt, wirken noch Dago Wilms (Gitarren, Bass Mandoline), Volker Cornet (Bass)´, Matthias Borbonus (Bass), Michael Elzer (Chapman Stick), Michael Schmoigl (Bass), Erik Vaxjö (Mellotron, Moog), Enno Nilson (Keyboards) und Philipp Schmitz (Keyboards) an dem Projekt mit. Sie sind, wie man sich vorstellen kann aber nur streckenweise involviert und spielen nicht gemeinsam (fünf Bässe – inkl. Chapman Stick wären auch etwas zu viel des Guten). Aber Freunde des bass kommen hier voll auf ihre Kosten, denn das Instrument ist ein ums andere Mal sehr vordergründig zu hören, ohne aber zu dominant zu sein.

Stilistisch bietet King Of Agogik einen instrumentalen Rundumschlag aus dem Rockbereich. Es gibt fast nichts, was nicht an irgendeiner Stelle auftauchen würde. Prog, Metal, Rock, Fusion bis hin zu zappaesken Soundkaskaden bietet Schmitz da auf seiner Scheibe und das in einer dermaßen gekonnten Art und Weise, dass es Spaß macht ihm zuzuhören. Allerdings wird es schwer, beide CDs hintereinander durchzuhören. Da ist das Hirn dann doch etwas überfordert – zumindest meines.

Herrliche Keyboards eröffnen die erste CD mit dem Stück „The Last Guru“. Doch schon nach gut 40 Sekunden lässt Schmitz eine Kriegsszenerie mit marschierenden Trommeln und proggigen Keyboards auf den Hörer los. Das hat was von Pendragon & Co. Und nur wenige Sekunden später ändert sich das Bild, in dem vertrackte Schlagzeugmotive und Bass das Zepter übernehmen, um kurz darauf wieder proggig weiterzugehen. Das klingt wie eine Ansammlung vieler unterschiedlicher Stilrichtungen in einem einzigen Stück. Und genau das beschreibt die Musik von King Of Agogik sehr gut. Herrliche Melodiebögen, bei denen man vor den Boxen zu lechzen anfängt, werden abrupt von harten Rhythmuswechseln und Stilbrüchen abgelöst.

Hans Jörg Schmitz packt so viele Ideen in einen Track, mit denen manch anderer Musiker ein ganzes Album füllt. Und zwischendurch nimmt er sich auch noch die Zeit um als Gimmick (der aber immer passt) mal eben ein bekanntes Motiv aus der Rockgeschichte (z. B. Queen, ELP oder eine Bassline von Pink Floyd – „Money“) einzufügen. Man hört es, doch eh man genau weiß, was es ist, da ist es auch schon wieder verflogen.

Als Rockfan kann man getrost im rhythmischen Wohnzimmer von Hans Jörg Schmitz Platz nehmen und die komplette Rockgeschichte über sich hinweg ziehen lassen. Die harmonischen, melodischen – aber immer rhythmischen – Momente haben auf diesem Silberling dabei die Oberhand. Man bekommt eine Menge für sein Geld geboten, allerdings sollte man die CD in Abschnitten genießen, da sie in ihrer Komplettheit konsumiert, doch etwas zu heftig gerät. Infos bekommt man unter www.king-of-agogik.com.

Stephan Schelle, November 2009

   

CD-Kritiken-Menue