Kansas – Original Album Classics
 

Kansas – Original Album Classics
Sony Music / EPIC (2009)
(49 Stücke, 264:52 Minuten Spielzeit)

Die amerikanische Band Kansas gehörte in den 70’ern zu den großen Prog- bzw. Classicrockbands. Ihr Markenzeichen war vor allem die von Robbie Steinhardt gespielte Geige in Verbindung mit den Keyboards, die von Kerry Livgren und Steve Walsh beigesteuert wurden, die dem Sound ihren außergewöhnlichen Stil verlieh. Zwar wirkten die sechs Bandmitglieder wie die Bauernsöhne der Farm von nebenan, aber der rockdurchtränkte Sound war alles andere als bieder oder folkloristisch. Mit Satzgesang – wie bei den Eagles – aber mit rockigeren und proggigeren Elementen versehen, war ihr Stil etwas ganz Neues. Mit Songs wie „Carry On Wayward Son“ oder „Dust In The Wind“ konnten sie sich darüber hinaus in den Charts platzieren, was dazu führte, dass ihre Alben sich bis heute gut 15 Millionen Mal verkauften.


Sony Music bringt die ersten fünf Alben als Alternative zum Download in einer preiswerten 5CD-Box am 25.09.2009 heraus, in der die Alben in so genannten Cardboard-Sleeves enthalten sind. Zwar fehlen die Beigaben wie zum Beispiel die Booklets, die Sleeves wurden aber mit den Originalcovern versehen. Wer also lediglich Wert auf die Musik legt, bekommt mit dieser Veröffentlichung eine günstige Alternative zu den bisherigen Alben.

Fünf Alben sind in der Box enthalten, vom selbstbetitelten Debüt bis zum Erfolgsalbum „Point Of Know Return“. Damit deckt die Box die erfolgreichste Dekade der Band von 1974 bis 1977 ab. Schon das Debüt hat alle Bestandteile, die Kansas’ Musik der folgenden Jahre ausmachte. Vor allem der Einsatz der Geige zeigt fesselte die Hörer sofort. Mal wird sie treibend wie in „Bringing It Back“, dann wieder recht romantisch, klassisch wie in „Lonely Wind“ eingesetzt. Steve Walsh und Kerry Livgren agieren darüber hinaus an den Keyboards oft in Jon Lord Manier, was der ganzen Sache eine sehr rockige Note verleiht. Eine erste Duftmarke, die den Prog-Stil der Band aufzeigt und damit auf den Stil, den man typischerweise mit Kansas verbindet, hinweist, ist bereits mit „Journey From Mariabronn“ auf dem Debüt. Aber auch Rock ’Roll / Boogie waren sie nicht abgeneigt, was sie in „The Pilgrimage“ beweisen.

Nahtlos schließen die Amerikaner an das Debüt mit ihrem 75’er Werk „Song For America“ an, auf dem vor allem das Titelstück durch seine Melodien, Breaks und Spielfreude zu den Highlights gehört. Hier kann der geneigte Progfan gar Passagen heraushören, die an Yes erinnern. Insgesamt klingen sie auf dem zweiten Album schon wesentlich gereifter. Auch das noch im gleichen Jahr erschienene „Masque“ konnte überzeugen und brachte neben den schon bekannten Elementen auch noch eine Spur Funk ein („Two Cents Worth“), der aber nur angedeutet ist. Dadurch und aufgrund der etwas Pop orientierteren Songs klingen die Stücke teilweise leichter und weniger erdiger als auf den beiden Vorgängern.

Mit dem Album „Leftoverture“ gelang der Band dann auch weltweit der Durchbruch und das nicht nur wegen des Hits „Carry On Wayward Son“, das dieses wunderbare Album eröffnet. Für mich war das Album damals der Einstieg in den Kansas-Kosmos. Das Werk ist unglaublich dicht aufgebaut und strotzt nur so vor kompositorischen Highlights. Ob „The Wall“, das streckenweise an Genesis erinnert und diesen unvergleichlichen Kansas-Charme aufweist, der softe Rocker „What’s On My Mind“, der herrliche Satzgesang in „Opus Insert“, die ELP-mäßigen Keyboards bei „Question Of My Childhood“, die unter die Haut gehende Ballade „Cheyenne Anthem“ oder das symphonisch/rockige achteinhalbminütige „Magnus Opum“, alle Songs können überzeugen.

Auf dieser Welle des Erfolges legten sie dann mit „Point Of Know Return“ im Jahr 1977 einen weiteren Meilenstein der Rockgeschichte hin, auf dem sich der zweite große Hit der Band „Dust In The Wind“ befindet. Aber auch alle anderen Stücke stehen dem in nichts nach, allen voran der Titeltrack des Albums, der die CD eröffnet und „Portrait (He Knew)“. Mit diesem Album waren Kansas auf ihrem Höhepunkt angelangt.

Alle CDs sind mit Bonusstücken ausgestattet, die auf den Originalalben nicht enthalten waren. Dabei handelt es sich um Live-, Demo- oder Remix-Versionen. Von 2001 bis 2004 brachte die EMI die Alben bereits auf CD heraus und dort waren die Bonusstücke auch schon mit drauf. Wer also diese CD-Veröffentlichungen besitzt, für den ist die Box entbehrlich. Alle anderen sollten hier unbedingt zugreifen, denn die musikalische Qualität der ersten Alben von „Kansas“ bis „Point Of Know Return“ ist beachtlich, war dies doch auch die erfolgreichste Phase der Band.

Stephan Schelle, September 2009

   

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