Jolly - The Audio Guide To Happiness (Part 1)

Jolly - The Audio Guide To Happiness (Part 1)
insideout music (2011)
(12 Stücke, 46:28 Minuten Spielzeit)

Das amerikanische Quartett Jolly, bestehend aus Anadale (Gitarre, Gesang), Joe Reilly (Keyboards), Anthony Rondinone (Bass) und Louis Abramson (Schlagzeug), legt mit „The Audio Guide To Happiness (Part 1)“ ihr mittlerweile zweites Album nach dem 2009’er Werk „Forty-Six Minutes, Twelve Seconds Of Music“ vor.


Der Pressetext verkündet vollmundig: „Jolly ist das Werk vier findiger Typen, die sich in den Kopf gesetzt haben, die Klangkunst zu revolutionieren. In Form von Rockmusik haben Jolly eine therapeutische Hör-Erfahrung mit dem Ziel entwickelt, dem Hirn pures Glück zu schenken. Mit einer Kombination aus anspruchsvollen Arrangements, natürlichen Strukturen, aggressiver Dynamik und ansteckenden Melodien erschuf das Quartett ein neues Medium.“ Findig sind die Jungs in der Tat, bewegen sie sich doch stilistisch unter anderem im Umfeld von Bands wie Porcupine Tree und Riverside. Und das sind wahrlich derzeit nicht die schlechtesten Namen im Prog- / Artrock.

Aber auch klanglich wollen die Jungs einiges bewirken. „Neben der beeindruckenden Musikalität und den erfrischenden Kompositionen enthielt das Debüt Jollys ein binaurales Hirnwellen-Phänomen, das in der Rockmusik bislang unbekannt war. Im gesamten Album finden sich binaurale Töne, die aus einer Kombination von sanft abweichenden Frequenzen bestehen, die simultan gespielt werden und so die natürlichen Frequenzen des Hirns erweitern. Wissenschaftliche Forschung hat ergeben, dass solche Töne Gefühle der Entspannung, Konzentration, Kreativität und Glück erzeugen können, wenn sie im Kopfhörer erklingen.“ Und dies führen sie dann auch auf ihrem zweiten Album fort.

Es ist ja mal ganz nett und auch etwas anderes, wenn sich Musiker im Rockbereich aufmachen, die Hörer glücklich machen zu wollen. Aber kann so etwas funktionieren, oder ist das nur ein Werbegag, der die Aufmerksamkeit auf die Band richten soll? Nun, diese Frage muss jeder für sich selbst entscheiden.

Ihr Debütalbum hatte Format und konnte bereits einiges an Lob einfahren. Zudem hatte sich das Quartett im letzten Jahr schon auf einigen europäischen Bühnen präsentiert und eine Duftmarke in der „alten Welt“ hinterlassen.

Neun Songs (den 53sekündigen Opener, das knapp einminütige „Guidance Two“ und den 8sekündigen Rausschmeißer „Intermission“ mal nicht mitgerechnet) bietet das neue Werk, das, schaut man sich den Albumtitel mal genauer an, seine Fortsetzung finden wird.

Den Einstieg bekommt der Hörer mit dem Opener „Guidance One“ das sehr elektronisch klingt und in dem uns eine weibliche Stimme mit beruhigenden Worten und der Aufforderung die Augen zu schließen empfängt. Das erinnert zunächst von der Art an Schiller und man könnte nun eine Entspannungs-CD erwarten, doch die Jungs gehen im ersten Stück ganz anders vor und präsentieren atmosphärischen, druckvollen Rock mit knackigem Schlagzeug und Gitarrenriff. Damit schließen sie nahtlos an ihren Vorgänger an.

Aber auch Popelemente fließen in den Sound von Jolly ein, was sich eindrucksvoll im Stück „Joy“ zeigt, das sich schnell im Gehörgang festsetzt. Ragtime mäßig beginnt „Pretty Darlin'“ und assoziiert zunächst eine Baratmosphäre, um dann aber in einen Alternative-Rocksong mit Popeinschlag zu wechseln. Die oben erwähnten Riverside blitzen bei „The Pattern“ durch. Ein äußerst druckvoller Progmetal-Song mit einem sanften Kern. Tolles Lied, geht sofort ins Ohr. Darauf folgt dann die Ballade „Storytime“, die sich ebenfalls im Ohr einschmeichelt.

Nach dem kurzen Zwischenspiel „Guidance Two“, das wie schon der Opener recht Keyboardlastig ist und eine weibliche Stimme aufweist, geht es dann in „Still A Dream“ recht Artrockmäßig weiter. Hier werden elektronische Elemente mit Prog-Metal vermengt, was den Song in die Nähe zu Bands wie Porcupine Tree bringt. Und auch „Radiae“ geht in diese Richtung, dieses Mal allerdings unter Einsatz von Elektronik und harmonischen Gitarrenläufen, so wie man es auch von den atmosphärischen Songs Steven Wilson’s Hauptband her kennt.

„Where Everything's Perfect“ beginnt mit einer sehr schönen Keyboardsequenz, aus der sich dann ein druckvoller proggiger Track entwickelt. Das amtosphärische, etwas melancholische „Dorothy's Lament“ beendet dann die Songs, denn das mit acht Sekunden doch recht kurze „Intermission“ kann nicht wirklich als Song herhalten, wird man doch lediglich aufgefordert, Disc 2 einzulegen.

Mit „The Audio Guide To Happiness (Part 1)” ist dem amerikanischen Quartett Jolly ein guter Nachfolger ihres Debüts gelungen. Wer auf Musik der Marke Porcupine Tree und Riverside steht, der bekommt hier eine wohlschmeckende Dosis neuen musikalischen Stoffs. Die CD macht darüber hinaus neugierig auf das dritte Werk der Amerikaner.

Stephan Schelle, März 2011

   

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