Janus-Experiment – Michelangelo 2012

Janus-Experiment – Michelangelo 2012
Eigenvertrieb (2012)
(9 Stücke, 61:09 Minuten Spielzeit)

Janus-Experiment ist ein Projekt von Heiko Mürkens, der nicht nur das Album „Michelangelo 2012“ produzierte, die Songs schrieb, für die Aufnahmen, den Mix und das Mastering verantwortlich ist, sondern auch Keyboards gespielt sowie für die Orchestrierung und Programmierung zuständig war. Zusammen mit Robert Moosdorf (Gitarren), Markus Bothe (Bass), Frank Kelder (zusätzliche Drums) und Jan David Engel (Akustikgitarre) stellt er das Grundgerüst von Janus-Experiment dar.


Bei dem ersten Album dieses Projektes handelt es sich um ein Power Metal Konzeptalbum, das in deutscher Sprache gehalten ist. Man könnte es durchaus als erstes Heavey Metal-Musical bezeichnen, um von dem typischen Begriff der Rockoper mal fort zu kommen. Um die Geschichte lebendig zu gestalten, haben sich die Musiker mehrere Sängerinnen, Sänger und eines Sprechers bedient. Aus diesem Grund wirken Torsten Borrmann (als Michelangelo Buonarroti), Heiko Ludwig (als Lodovico Buonarroti), Sascha Staib (als Domenico Ghirlandaio), Joscha Golzari (als Papst Julius II), Sabrina Schunck (als die Magd Anna), Marion Klötsch (als Michelangelos Mutter Francesca die Neri) und Gerhard Fehn (als Sprecher) mit.

Mit „Michelangelo 2012“ haben Janus-Experiment ein sehr ambitioniertes Werk als ihr Debüt aufgenommen, das über weite Strecken überzeugen kann. Die Entstehung dieses Albums begann bereits vor vier Jahren, als Heiko Mürkens die ersten Songideen festhielt. In der Folgezeit entwickelte sich daraus ein Konzeptalbum, welches die Lebensgeschichte eines der größten Künstler der Geschichte thematisieren soll: Michelangelo Buonarroti. Zwischen den Frühjahren 2011 und 2012 wurde das Album eingespielt. Hierzu wurden erfahrene Musiker und Sänger aus den unterschiedlichsten Ecken des Landes und den benachbarten Niederlanden mit an Bord geholt. Sie alle verbindet die Liebe zur Musik, der nötige Enthusiasmus und ein Schuss Verrücktheit, ein solches Projekt zu realisieren.

Absolut druckvoll geht es mit dem Einstieg „Am Ende der Zeit“ in dieses Werk hinein. Zunächst hört man Glockengeläut an einem verregneten Tag, in das sich eine Pianomelodie sanft anschmiegt. Kurz danach, nachdem der Sprecher einen Eingangstext vorgetragen hat, treffen harte Gitarrenriffs auf stakkato-artige Schlagzeuggewitter. Das klingt unglaublich voluminös und kraftvoll. Dazu bieten die unterschiedlichen Gesangsstimmen Zwiegespräche, in denen das Leben des Künstlers und Wissenschaftlers sehr ansprechend aufgezeigt wird. Auch ist die Wahl des Sprechers mit Gerhard Fehn sehr gut ausgefallen, denn er hat eine gewisse Theatralik in der Stimme, die die Geschichte vorantreibt.

Das zweite Stück „Nichts“ ist in eine „Overtuere“ und dem Longtrack „Du bist“ unterteilt. In der „Overtuere“ geht es zunächst sehr orchestral zu, bis dann heftige Gitarrenwände und ein druckvolles Schlagzeug dieses unterstützen. Das ist sehr gut gemacht, was man musikalisch von der kompletten CD sagen muss. Zunächst kommen in „Du bist“ Keyboardsounds, die mich an Produktionen wie von Schiller erinnern ans Tageslicht. Das bleibt aber nicht lange so denn schon nehmen wieder die Metal-Gitarren und -Schlagzeugrhythmen das Heft in die Hand und wechseln sich mit zarten Pianomotiven ab. In diesem Stück kommt für mich auch der einzige Kritikpunkt auf, denn die Gesangslinien von Michelangelo (aka Torsten Borrmann) wirken zu angestrengt und sind nicht auf seine Stimmlage ausgerichtet. Das zieht diesen klasse Song leider etwas nach unten. Zum Glück ist das aber der einzige Ausfall auf dem ansonsten sehr guten Album.

Mit „Wahrer Gott“ haben Janus-Experiment gar einen Metal-Ohrwurm auf dem Album, bei dem das Schlagzeug nur so dahingaloppiert. Ein echt klasse Song, bei dem Borrmanns Stimme auch wieder besser zur Geltung kommt, weil ihm die Tonlage besser liegt. Fast schon Progressive artige Züge weist dann „In nomine patris“ auf, das zunächst mit herrlichen Keyboardsounds überzeugen kann. Sehr hymnisch und voluminös erschallt dieses Stück aus den Boxen. Mürkens & Co. mixen hier sehr schön verschiedene stilistische Elemente wie Metal, Hardrock, Gothik und Progressive Rock und würzen dies mit Musical artigen Strukturen. Und auch der Rest des Albums hält den hohen Standard.

Ein so ambitioniertes Konzeptwerk gleich als Debütalbum herauszubringen birgt immer die Gefahr daran zu scheitern. Das ist Janus-Experiment aber nicht passiert. Das Bandprojekt um Mastermind Heiko Mürkens hat es verstanden die Thematik sehr ansprechend durch verschiedene Stilmittel, bei denen der Metal die feste Konstante ist, umzusetzen. Ein tolles Album, das mit einem sehr schön gemachten 24seitigen Booklet, in dem alle Texte und wunderbare Gemälde enthalten sind, ergänzt wurde. Und dass die Jungs das Album in deutscher Sprache aufgenommen haben ergibt gleich einen weiteren Pluspunkt. Hier wurde mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, August 2012

   

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