Jane Saw Jones – Gesicht auf dem Wasser
FinestNoiseReleases / CD Baby (2019)

(4 Stücke, 31:12 Minuten Spielzeit)

Jane Saw Jones ist ein Trio aus deutschen Landen. Es besteht aus Christoph Erbach, Daniel Margin und Jens Ruhnke. Nach ihrem 2003’er Debüt „_homesick / lovesick“, sowie den beiden nachfolgenden Alben „_wolf“ (2012) und „_neuron“ (2015) erscheint am 22.11.2019 ihr viertes Werk mit dem Titel „_gesicht auf dem wasser“. Für mich ist die Band eine absolute Neuentdeckung, die mich aber schnell überzeugte. Warum? Die Drei bieten einen unwiderstehlichen Mix aus Postrock, Independent, elektronischen Sounds und eingängigen Popmelodien, die sie mit deutschen Texten verzieren.


Sie selbst beschreiben ihre Musik wie folgt: Gitarrenkrach? Nein, nicht mehr! Elektro-Synthie-Pop? Nicht wirklich, aber .... irgendwo dazwischen befinden sich Jane Saw Jones. Nicht laut, aber auch nicht wirklich leise, eher mit Kopf als mit Bauch, fließen die atmosphärischen Songs des neuen Albums „_gesicht auf dem wasser“, wie ein reißender Fluss durch den Körper des Hörers, und erzeugen dabei äußerst dichte und packende Klangbilder. Die eigenwilligen und teils ausufernden Songstrukturen erlauben es der Band, ihren typischen Indie-Sound, basierend auf Gitarre, Bass und Schlagzeug, um spacige Synthie-Sounds zu erweitern und den Stücken somit einen poppigen Touch zu verleihen.

Gerade mal vier Stücke finden sich auf dem Silberling der in einem vierseitigen Papersleeve daherkommt. Infos sind spärlich, abgedruckte Texte gar Fehlanzeige.

Los geht es mit dem 6:33minütigen Titelstück. Den Hörer empfangen zunächst einige sehr eingängige Elektronikklänge, die aber nach wenigen Momenten um druckvollen Indie-/Postrock ergänzt werden. Nach gut einer Minute, sobald der Gesang einsetzt, ändert sich das Klangbild, denn nun sind es atmosphärische Klänge mit Popappeal, die die deutschen Texte umgarnen. Das klingt recht intim und fesselt schnell. In den Mittelteil bauen die Drei dann einen Instrumentalpart ein, der vom Schlagzeug angetrieben, vor allem elektronische und E-Gitarrenmotive erzeugt.

„straßen“ mit seinen 7:27 Minuten Spielzeit ist dann als Nächstes an der Reihe. Atmosphärische, elektronische Flächen zu denen Klangsamples gemischt wurden, die an einer befahrenen Straße aufgenommen wurden, leiten in diesen Song. Nach wenigen Momenten kommen dann recht einfache elektronische Klangfolgen auf, die einen gewissen Charme besitzen. Poprock mit herrlich atmosphärischen Gitarren folgt dann nach gut einer Minute. Hypnotisch legt sich der Sound von Jan Saw Jones um die Gehörgänge des Hörers. Auch diesem Stück spendieren sie einen hinreißenden Instrumentalpart, der recht elektronisch wirkt. Dieser weist teils proggige Passagen auf, wie sie durch aus in den 70’er von deutschen Bands erzeugt wurden und vermengt sie mit atmosphärischen Indie-Gitarrenlicks.

Mit 8:55 Minuten Spielzeit ist „zähne der großen stadt“ der längste Song des Albums. Der Song beginnt mit einigen Passagen, die sich anhören, als seien sie aus einem John Carpenter Soundtrack entnommen. Sobald aber die warmen Gitarrenklänge einsetzen kommt diese wunderbare Mischung aus Elektronik, sanftem Post- und Indie-Rock auf. Das vernebelt einem die Sinne. Ab Minute zwei wird es dann rockiger mit Popappeal. Ein sehr schöner, abwechslungsreicher Song, bei dem die Band mit unterschiedlichen Atmosphären spielt.

Der Gesang des abschließenden 8:10minütigen Stückes „_ezechiel“ ist ungewöhnlich, denn über weite Strecken wird der Text erzählerisch dargeboten und die Stimme elektronisch verfremdet. Dieser letzte Track enthält weniger Popelemente, dafür geht es auch mal etwas psychedelisch mit sehr schönen atmosphärischen Klangfarben zu.

„_gesicht auf dem wasser“ von der deutschen Band Jane Saw Jones ist ein klasse Album, das unterschiedliche Stilelemente zu etwas Neuem, Aufregenden zusammenfasst. Jane Saw Jones hauchen dem deutschen Pop neues Leben ein. Einziges Manko der CD, sie ist mit knapp 31 Minuten viel zu kurz geraten. Von diesem außergewöhnlichen, faszinierenden Sound hätte ich mir gerne mehr gewünscht.

Stephan Schelle, November 2019

   

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