InVertigo -
InMotion Man kann nun wirklich nicht behaupten, dass die Jungs der deutschen Progressive Rock Band InVertigo die schnellsten sind, was das veröffentlichen von Alben betrifft. Nach einer Demo-CD aus dem Jahr 2007 und den beiden Alben „Next Stop Vertigo“ (2010) und „Veritas“ (2012) ist das neueste Werk „InMotion“, das am 02.11.2019 erschienen ist, erst ihr drittes offizielles Studioalbum. |
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Den
Beginn macht das druckvolle, siebenminütige „Interrompu“, dass schon
beweist, dass sich InVertigo treu geblieben und weiterhin im Neo Prog
unterwegs sind. Ausufernde Gitarrenparts, herrliche Keyboard- und
Synthiesounds und eine treibende Rhythmusgruppe bestimmen diesen Opener. „Der Song funktioniert sehr gut als Wiedereinstieg in den
InVertigo-Kosmos nach längerer Pause“, erklärt Keyboarder Michael
Kuchenbecker. „Es geht darum, wie frustrierend es sein kann, wenn schöpferische
Prozesse unterbrochen werden.“ Aber nicht nur thematisch sondern
auch musikalisch ist es ein guter Einstieg, bei dem man sich als Proggie
sofort wieder zu Hause fühlt. Dem
folgt dann der mit 10:28 Minuten Spielzeit längste Track des Albums mit
dem Titel „Listen To The Smell Of The Pretty Picture“. Herrliche
Orgel- und Flötensounds eröffnen diesen Longrack und lassen 70’er
Jahre Prog-Feeling aufkommen. Damit wecken sie Erinnerungen an die großen
Namen der 70’er ohne aber ihren eigenen Stil zu vernachlässigen. Vor
allem die Instrumentalparts überzeugen. In diesem Song stellen
Sebastian’s Gesang und die Backgroundstimmen von Julia Grozelanczyk und
Ina Merz einen passenden Gegenpol dar. Alle
reden derzeit von der 16jährigen Schwedin Greta Thunberg. Man hat jedoch
vergessen dass bereits im Jahr 1992 die damals 12jährige Severn Suzuki
auf dem Klimagipfel in Rio de Janeiro im Namen aller Kinder dieser Erde
Forderungen an die Erwachsenen gestellt hat. Und mit diesem Thema beschäftigen
sich InVertigo in dem Song „Severn Speaking“ und zeigen damit eine
sozialkritische Haltung, die sich auch im Umfeld des Neo Prog gut macht.
Dazu haben sie die Stimme von Severn in ihren Song eingebaut und zu Beginn
einen tickenden Rhythmus darunter gelegt, der deutlich macht, wie
dringlich es ist, die Umweltprobleme endlich anzugehen. Matthias Hommel
erläutert seine Idee zu dem Song: „Da sitzen all diese hoch dekorierten Delegierten und hören
schweigend zu. Aber der letztendlichen Aufforderung ‘Lasst euer Handeln
euer Reden widerspiegeln ...’ sind sie nicht nachgekommen. Daher die
Idee, das Ganze in einen Song zu packen, in der Hoffnung, dass Severn doch
noch einmal gehört und dann auch entsprechend gehandelt wird.“ Das
ist leider aktueller denn je und unterstützt die Aufforderungen von Greta
Thunberg und der Friday For Future-Bewegung. Musikalisch kommt dieser Song
in die Nähe von Bands der Marke Arena & Co. Darüber hinaus ist er
mit Progmetalartigen Rhythmen versehen. Der
härteste Song folgt dann mit dem fast neunminütigen „Wasting Time“,
das wiederum stilistisch in die Nähe von Bands wie Arena tritt. Der
ehemalige Gitarrist Jaques Moch hatte das Grundgerüst geschrieben. Zusammen mit seinem Nachfolger Kolja Maletzki hat die Band diesen
intensiv-treibenden Song über diverse Auswüchse so genannter
„Verschieberitis“ vollendet. Den
Abschluss bilden dann die beiden Parts von „Life“ („Life Part I“
und „Life Part II“). Der in zwei
Parts unterteilte Longtrack „Life“ basiert auf einer a
capella-Komposition von Matthias Hommel, die InVertigo in ein lässig
groovendes Classic Rock-Gewand gekleidet haben. In beiden Teilen tauchen
immer wieder Zitate von Themen aus dem Piano-Konzert in a-moll von Edvard
Grieg auf. Michael Kuchenbecker: „Mir fiel auf, dass es dort ein Motiv
gibt, das der Strophenmelodie von ‘Life’ zufälligerweise sehr ähnelte.
Also experimentierte ich ein wenig damit herum und kombinierte es mit
einigen sehr charismatischen Propgressive-Rock-Elementen, die dazu
passten.“ Schon in den ersten Klängen erkennt man den Grieg-Ansatz.
Dazu werden tolle Rockelemente eingefügt die teils an Yes, Wakeman und
viele andere Größen aus dem Rock-, Prog- und Neo Prog-Bereich erinnern.
Die Band hat damit eine gelungene Melange erstellt. Das
Warten hat sich wirklich gelohnt, denn die Rockformation InVertigo hat mit
„InMotion“ ein klasse Album eingespielt. Damit müssen sich die fünf
Jungs aus dem Ruhrpott wahrlich nicht vor großen Namen aus der Neo
Prog-Szene verstecken. Es ist nur zu hoffen, dass sie sich bis zum nächsten
Output nicht wieder soviel Zeit lassen. Stephan Schelle, Dezember 2019 |
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