Il Tempio Delle Clessidre – Alie Natura

Il Tempio Delle Clessidre – Alie Natura
Black Widow (2013)
(7 Stücke, 57:05 Minuten Spielzeit)

Nach dem selbst betitelten Debütalbum aus 2010 lassen die aus Italien stammenden Il Tempio Delle Clessidre in 2013 mit „Alie Natura“ das zweite Werk folgen. Da ich das Debüt nicht kenne, kann ich allerdings keinen Vergleich dazu ziehen. Das Quintett gründete sich im Jahr 2005 in Genua. Zur Band gehören derzeit Elisa Montaldo (Gesang, Keyboards, Piano, Orgel), Giulio Canepa (Gitarren), Francesco Ciapica (Gesang), Paolo Tixi (Schlagzeug) und Fabio Gremo (Bass).


In ihren Outfits im Innenteil des zwölfseitigen Booklets wirken die Musiker allerdings wie Mitglieder einer Mittelalter-Rockband. Geboten wird stattdessen aber symphonischer Progrock.

Ein eiskalter Wind empfängt den Hörer im ersten Stück „Kaze“. Aus diesem entwickelt sich eine Akustikgitarrennummer mit mittelalterlicher Perkussion. Nach weiterem Windrauschen kommen (ab Minute 1) Harfe und asiatische Klangmuster sowie ein japanischer Text auf. Diese werden aber ein wenig verzerrt und gehen in eine Rocknummer über, die jetzt nach symphonischem Rock bzw. Progressive Rock klingt. Sobald dann der Wind wieder aufkommt, ändert sich das Klangbild erneut und indianische Rhythmen und Gesänge zu Flötensounds stehen nun im Vordergrund, die dann wiederum in rockigen Passagen enden.

Nun, nach diesem Opener ist man zunächst ratlos, denn man weiß als Hörer noch nicht so recht, wohin die Reise auf „Alie Natura“ gehen wird. Der erste Song, „Senza Colori“ soll dann wohl die Antwort geben. Jetzt zeigt das Barometer auf Progrock. Während sich Il Tempio Delle Clessidre durchaus musikalisch an ihren großen britischen Vorbildern orientieren, macht der italienisch gesungene Text dann doch wieder eine Kehrtwende in Richtung Italian-Prog. Wer aber mit der Sprachbarriere leben kann, der bekommt gut gemachten Prog, der sich eben auch durch den Gesang von den üblichen Verdächtigen abhebt.

Herrliche Melodiebögen, symphonische Parts, teils rockige, teils sphärische Soli sowie Strukturwechsel bestimmen das Bild der fünf Longtracks, von denen allein vier jenseits der Acht-Minuten-Grenze liegen. Der Gesang lässt das Ganze dann ein wenig in die theatralische Ecke fließen.

Mit „Alie Natura“ hat die italienische Band Il Tempio Delle Clessidre ein gutes Zweitwerk aus der Taufe gehoben (auch wenn ich den Erstling nicht kenne). Vor allem die sehr melodischen Stücke mit ihren herrlichen Soli, bei denen sich die Band vor ihren großen Vorbildern nicht verstecken muss, zeugen von ihrer Qualität. Allerdings sollte man keine Vorurteile haben sonst könnte sich eine Barriere auftun, die sich durch den italienisch gesungenen Text ergibt.

Stephan Schelle, Februar 2014

   

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