Himmellegeme - Variola Vera
Karisma Records (2021)
(8 Stücke, 38:56 Minuten Spielzeit)

Aus dem norwegischen Bergen stammt die Band Himmellegeme. Nach ihrem Debütalbum „Myth of Earth“ erscheint am 01.10.2021 das zweite Werk, das den Titel „Variola Vera“ trägt. Die Musik von Himmellegeme ist von atmosphärischem Prog-Rock beeinflusst, der sich zu einem weltfremden und zeitlosen Sound verbindet. Mit ihren harten Riffs, schaurigen Melodien und melancholischen Texten schaffen Himmellegeme Musik, die vergangene Ereignisse in ihrem eigenen Leben und im Leben anderer beschreibt.


Die übergreifenden Themen des Albums sind die Auswirkungen, die wir Menschen auf den Planeten Erde haben, und die Zerstörung, die wir überall hinterlassen. Nicht nur in Bezug auf den Planeten selbst, sondern auch auf die Menschen, die ihn bewohnen. Es ist kein Konzeptalbum im eigentlichen Sinne - die Texte sind fiktiv und haben ihre Wurzeln in der Realität, basieren aber auf neueren und älteren Ereignissen aus verschiedenen Blickwinkeln.

Die Band besteht aus Aleksander Vormestrand (Gesang, Gitarre), Hein Alexander Olson (Lead-Gitarre, Slide, Schlagzeug beim Song „Brother“), Lauritz Isaksen (Keyboards), Erik Alfredsen (Bass, Backgroundgesang), Leiv Martin Green (Schlagzeug, Backgroundgesang beim Song „Agafia“).

Wenn man den Stil der Band beschreiben sollte, dann fällt mir spontan eine Mischung aus den atmosphärischen Klängen von Archive, den Melodien von Porcupine Tree der „Light Bulb Sun“-Phase und dem druckvollen Noiserock von Crippled Black Phoenix ein. Das zeigt sich bereits im Opener, dem 5:47minütigen „Shaping Mirrors Like Smoke“, bei dem herrlich atmosphärische Gesangslinien und Melodien mit kraftvollen Rhythmen kollidieren und sich auf perfekte Weise ergänzen. Traumhaft auch das Gitarrensolo, das im letzten Vierteil eingewoben wird und für Gänsehaut sorgt.

Sanfte Gitarren und Synthflächen sorgen im 5:21minütigen „Heart Listening“ für Porcupine Tree-Feeling. Auch die Stimme von Aleksander Vormestrand gleicht sich hier an die von Steven Wilson an. Nach etwas mehr als einer Minute kommt ein Rhythmus auf, der dem Track Popappeal verschafft. Das geht gut ins Ohr und man vergisst den Song so schnell nicht.

Rhythmus und Sounds des 3:43minütigen „Blowing Raspberries“ haben einen spacigen Einschlag und klingen recht stark nach Bands der Marke Hawkwind, ergänzen dies aber um poppige Elemente im Refrain, die stellenweise an die 80’er Jahre erinnern und auch eine Spur beatleskes besitzen. Eine tolle Kombination.

„Brother“ ist dann wieder stark im atmosphärischen Porcupine Tree-Kosmos verhaftet und glänzt durch eine wunderbare Melodie mit Slide-Gitarre. Zum Ende hin wird dann die Dynamik merklich nach oben geschraubt. „Let The Mothers Burn“ hat dagegen eine Spur von The Pineapple Thief in den sanften Parts um dann in den druckvollen eine Wall Of Sounds aufzubauen.

Nach dem rhythmischen „Caligula“ und dem atmosphärisch/druckvollen „Agafia“ endet das Album dann mit dem verträumten, instrumentalen knapp vierminütigen Titelstück.

Himmellegeme liefern mit ihrem zweiten Album „Variola Vera“ ein wunderbares Werk ab, das die verschiedenen Stile des Prog-, Post- und Artrock miteinander verbindet und mit herrlichen Melodien und teils popartigen Elementen verknüpft. Bei dieser Qualität hätte ich gerne mehr als nur 39 Minuten Spielzeit gehabt.

Stephan Schelle, September 2021

   

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