Harvest – Underground Community

Harvest – Underground Community
Red Phone Records / Just For Kicks Music (2010)
(13 Stücke, 55:58 Minuten Spielzeit)

Die Band Harvest aus dem spanischen Barcelona bringt mit ihrem Erstling im Frühjahr 2010 frischen Wind in die Prog-Szene, denn das Album „Underground Comunity“ verbindet progressive Elemente mit Alternative Rock. Das sorgt vor allem durch Monique van der Kolk’s Gesangsstimme, die für mich des Öfteren Ähnlichkeiten zu Christina Booth von Magenta aufweist, für eine gewisse Frische und Unbekümmertheit, die ansteckend ist.


Die spanische Band besteht neben Monique aus Jordi Prats (Gitarren), Jordi Amela (Keyboards), Roger Vilageliu (Bass) und Alex Ojea (Schlagzeug). Diese fünf Musiker bieten auf ihrem Album 13 Stücke die vorwiegend im Midtempo-Bereich liegen und recht melodisch sanft erscheinen (nur an wenigen Stellen wie in „Mara“ oder in „Interrupted Broadcast“ wird es mal etwas rockiger). Das verleiht oft zum Träumen, wie beispielsweise in „Beyond The Desert“, einem Stück bei dem sich Monique’s Stimme unter die Haut schiebt, während die sanft/rhythmischen Klänge das Ohr umschmeicheln. Dieses atmosphärische Flair wird vor allem durch die Keyboardflächen, auf denen teils atmosphärische Gitarrenmotive gelegt sind, erzeugt.

Nach einem sehr sanften Beginn entwickelt sich „No Return“ zu einem Track mit floydiger, Neo-Progressiver Atmosphäre, die durch das Gitarrenspiel erzeugt wird. Allerdings hat der Song wesentlich mehr zu bieten, so dass er nicht in einen Floyd-Abklatsch abfällt. Akustikgitarre und Gesang sorgen in „The Story Of Tim Ballas“ zunächst für Gänsehaut, um dann in einen Stil überzugehen, der mich an die Balladenhaften Stücke von Sylvan, Rain For A Day oder Magenta erinnern. Der sanfte Ansatz zieht sich durch alle Stücke des Albums, so dass es sehr stimmig wirkt. Nur an wenigen Stellen wird die Band mal etwas rockiger und zieht den Rhythmus etwas an wie in „Mara“ und dem abschließenden „Interrupted Broadcast“, bei dem Harvest auch eine gute Figur machen.

Neben einem Dutzend eigener Stücke haben die Spanier mit dem Stück „Waiting To Happen“ eine Version eines Marillion-Songs vom 1991’er Album „Holidays In Eden“ auf ihrem Silberling platziert. Der balladeske Song verbreitet in der Harvest-Version eine ähnlich verträumte Stimmung wie bei Marillion und ergänzt sie mit einer zerbrechlichen Zartheit um eine weitere Komponente.

Die Musik von Harvest besticht durch klare Arrangements, die keine überbordenden Strukturen aufweisen. Dadurch gehen die Songs sehr schnell ins Ohr und erzeugen ein wohliges Gefühl beim Hörer. Man kann sich streckenweise abgrundtief fallen lassen und hat das Gefühl von Monique’s zarte aber klare Stimme aufgefangen zu werden. Wer auf sanften Progressive-Rock mit einer Prise Alternative steht, dem kann ich dieses Album bedenkenlos empfehlen. Vor allem Monique’s Stimme, in die man sich verlieben kann, macht den besonderen Kick der Stücke aus. Marillion-Fans werden ebenfalls wegen der Coverversion von „Waiting To Happen“ an dieser CD Interesse finden.

Stephan Schelle, März 2010

   

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