Grobschnitt – Die Grobschnitt Story Vol. 1 - remastered

Grobschnitt – Die Grobschnitt Story Vol. 1 - remastered
made in germany music (1994 / 2010)
(23 Stücke, 154:03 Minuten Spielzeit)

Wir schrieben den 04.12.1989, als in der Hagener Stadthalle eine Ära zu Ende ging. An diesem Abend gab die beste und beliebteste Liverockband Deutschlands ihr vorerst letztes Livekonzert. Ein Versprechen wurde an diesem denkwürdigen Abend abgegeben, dass im Jahr 1994 endlich eingelöst wurde. Soundmagier und langjähriger Schlagzeuger der Band Eroc hatte nämlich angekündigt, dass er die Archive lüften würde und eine Grobschnitt Story veröffentlichen wollte. Doch zunächst kam das „Last Party“-Album auf den Markt, das Soundtechnisch nicht gerade den gehobenen Ansprüchen entsprach.


Mit der „Grobschnitt Story Vol. 1“ startete Eroc eine beispiellose Veröffentlichungswelle von Livematerial und alternativen Songs der Band und präsentierte sie auch noch in allerbester Qualität. Es ist schon erstaunlich, wie gut die Aufnahmen nach so vielen Jahren klingen können, wenn ein Meister sich ihrer annimmt. „Die Grobschnitt Story Vol. 1“ ist mittlerweile vergriffen und kommt jetzt, wo die Band in neuer Besetzung einen zweiten Live-Frühling erlebt, in remasterter Form am 30.04.2010 zusammen mit „Vol. 2“ bei dem jungen deutschen Laben made in germany music (kurz mig) auf den Markt. So haben all diejenigen, die erst jetzt mitbekommen, dass Grobschnitt wieder auf der Bühne steht und Geschmack an den Songs der Band bekommen endlich die Möglichkeit, die entgangenen Alben zu einem vernünftigen Preis zu erwerben.

Die DoppelCD beginnt mit dem Epilog, in dem Eroc einen Einführungstext zum Besten gibt und geht in den „Joker“ (das Stück heißt hier „Winfrid’s Worte“) über, zu dem Winfrid Trenkler, der bekannte und beliebte Radiomoderator aus dem WDR („Rock In“ oder „Schwingungen“) einige Worte spricht. Allein hier bekommt der Fan schon Gänsehaut.

Es folgen „Razzia“, „Die Panne von Osnabrück“ beim Intro von „Vater Schmidt“ (die hat sich tatsächlich im November 2007 wiederholt), „Vater Schmidt“, die „Sinfonie“, „Space Rider“, „Illegal“ und „Solar Music“ in der Powerplay-Version. Dazwischen sind dann noch alternative oder unveröffentlichte Stücke wie „Sweetwater“ oder „Raintime Session“ und Interviewmitschnitte enthalten, die zeigen, welche anarchische Truppe die Hagener vor dem Livemikro im Studio sein konnten. Man höre nur das WDR 2-Interview mit Tom Schroeder, der fast schon verzweifelt (allerdings hat Erke das hier noch sehr moderat zusammen geschnitten, denn im Original ist Tom dem Wahnsinn nahe).

Es macht einfach Spaß den Aufnahmen zuzuhören, denn Eroc hat die ganzen Textbeiträge in den Tracks beibehalten, so dass der Spaß, den Band und Publikum hatten, toll rüberkommt. Ein Beispiel in „Panne von Osnabrück“ sei hier mal erwähnt. Als Toni ganz locker zu den Störgeräuschen von Milla’s Bass meint: „Das sind Effektgeräte, wie ich sie liebe. Ein Effekt nach dem anderen.“

Für alle Fans deutscher Rockmusik und vor allem die Grobschnitt-Fans ist dieses DoppelCD ein absolutes Muss, bietet sie doch tolle Versionen von Grobschnittsongs. Eroc hat einen hervorragenden Sound aus den Aufnahmen herausgeholt, der sich auch nicht vor anderen remasterten Highlights (wie zum Beispiel die Genesis-Alben) verstecken braucht. Neben einem neuen Layout gibt es auch einige neue Fotos und Linernotes im 20seitigen Booklet, die neben der deutschen auch die englische Version bereithalten. Wer das Album noch nicht hat, sollte schleunigst zugreifen.

Stephan Schelle, April 2010

   

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