Grobschnitt - Ballermann

Grobschnitt - Ballermann
revisitedrec / spv (1974 / 2008)
(7 Stücke, 74:06 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 1974 erschien mit „Ballermann“ das zweite Album der besten deutschen Liveband der 70’er und 80’er Jahre. Auf dem Album das als DoppelLP erschien, befand sich auf zwei LP-Seiten auch erstmals das Kultstück der Band „Solar Music“. Grobschnitt befanden sich gerade im Umbruch, denn Keyboarder Volker „Mist“ Kahrs war für Hermann „Quecksilber“ Quetting zur Band gestoßen und hinterließ schon seine Handschrift. Auch war der zweite Schlagzeuger Axel „Felix“ Harlos nicht mehr mit von der Partie. Es entstand aber ein klasse Album mit tollen Stücken wie „Sahara“, „Morning Song“ oder „Magic Train“.


Nachdem bei revisitedrec/spv bereits die beiden Alben „Jumbo“ und „Rockpommel’s Land“ in remasterter Version erschienen sind, geht die Aufarbeitung der Grobschnitt-Alben nun im Herbst 2008 mit „Ballermann“ und „Illegal“ endlich weiter. Auf diese Alben haben bereits viele Fans gewartet, waren sie doch bisher nur in mäßiger Qualität auf CD erhältlich gewesen und mittlerweile vergriffen.

Im Booklet der remasterten CD hat Eroc, der beim Mastering wieder exzellente Arbeit geleistet hat, einiges zur Entstehung des Albums zu sagen. Sehr interessant ist, dass neben Dieter Dierks und Frank Mille damals auch Eroc - wie schon beim Debütalbum - am Mischen des Albums mitwirken wollte. Das ging aber nur zwei Tage gut und Eroc verfließ augrund unterschiedlicher Auffassung mit den Produzenten den Prozess. Das führte dazu, dass das damalige Endprodukt nicht ganz seinen Vorstellungen entsprach. Nun hatte er aber die Möglichkeit dieses nachzuholen und hat die Mischung entsprechend neu gestaltet.

Schon beim Opener „Sahara“ gehen einem gegenüber dem alten Album die Ohren auf. Es hört sich viel räumlicher an und man hat das Gefühl als seien viel mehr Stimmen zu hören. Ähnliches ist auch bei den anderen Stücken festzustellen. Es werden plötzlich Passagen und Instrumenteierungen hörbar, die vorher nicht da gewesen zu sein scheinen. Bei „Drummer’s Dream“ kommt der Satzgesang beispielsweise noch besser zur Geltung. Während ich das jetzt höre läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken. Und Mist’s Piano-Intro bei „Magic Train“ bekommt eine gesteigerte Dynamik und Klarheit. Aufgrund der Länge der Originalstücke war die Platzierung von Bonusstücken zwar nicht möglich, aber die neu erstrahlenden Klangwände sind da auch eigentlich Bonus genug.

Alles spricht im Moment nur von den hervorragend gemasterten Frühwerken von Genesis. Die besitze ich auch und bin sehr glücklich damit, aber eines muss gesagt werden, dass Mastering von „Ballermann“, für das Eroc verantwortlich zeichnet, steht dem in nichts nach, übertrifft meines Erachtens diese sogar. Das Album stellt ein außergewöhnliches Klangerlebnis dar, das für mich in jede gute Rocksammlung gehört. An alle Grobschnitt-Fans kann ich nur appellieren, sofort zum Händler ihres Vertrauens zu rennen und das Album zu ordern. Allen anderen Musikfreunden kann ich dieses außergewöhnliche Album nur wärmstens an Herz legen.

Stephan Schelle, November 2008

   

CD-Kritiken-Menue