Gov’t Mule - Revolution Come… Revolution Go
Fantasy Records (2017)
(18 Stücke, 114:00 Minuten Spielzeit)

Wenn man mit einer als Seitenprojekt gestarteten Band bereits sein zehntes Album veröffentlicht, dann steckt sehr viel Herzblut darin und ist alles andere als ein nebenbei betriebenes Musikprojekt. So stellt sich die von Warren Haynes (Allman Brothers Band, The Dead) ins Leben gerufene Band Gov’t Mule mittlerweile als feste Größe in der amerikanischen Rockszene dar, die weit über die Landesgrenzen eine große Anzahl an Fans ihr Eigen nennt. 


„Revolution Come … Revolution Go“ heißt das neueste Werk von Gov’t Mule [Warren Haynes – (Gesang, Gitarre) - Matt Abts (Schlagzeug), Danny Louis (Keyboards) und Jorgen Carlsson (Bass)], das die Band vier Jahre nach dem letzten Studioalbum veröffentlicht. Dazwischen gab es aber einige Livealben, die die Wartezeit verkürzten. Als Gastmusiker agierte beim Song „Burning Point“ Gitarrist Jimmie Vaughan.

Das neue Werk präsentiert eine Melange aus verschiedenen musikalischen Zutaten wie Rock, Blues, Soul, Jazz und Country und macht es zu einer vielseitigen und abwechslungsreichen Scheibe, die auch durchaus mal nach den Allmann Brothers klingt, über weite Teile aber den eigenständigen Stil von Gov’t Mule beinhaltet.

Das Album erscheint als EinzelCD mit einem Dutzend neuer Songs sowie als Deluxe-Edition (sie lag mir zur Besprechung vor), die eine 36:40minütige Bonus-CD mit weiteren drei Songs sowie drei alternativen bzw. live im Studio eingespielten Versionen von Albumtracks enthält.

Die Aufnahmen begannen am Wahltag im November 2016 in Austin, Texas, als sich die halbe Nation auf das Schlimmste vorbereitete – egal wie der Abend letztendlich ausgehen würde. Dieses Gefühl ist auf Songs wie „Stone Cold Rage”, „Pressure Under Fire” und dem Titeltrack spürbar. Gov’t Mule beschäftigten sich schon immer mit den Ereignissen und Empfindungen, die Amerika prägten, aber auf „Revolution Come… Revolution Go“ legt die Band ihren Finger fest auf den Puls dieses Eindrucks der politischen Spaltung und erfasst die Anspannung und die Empfindungen der Amerikaner, egal welchem politischen Lager sie sich zugehörig fühlen. Die Textfäden werden durch eine Botschaft der Einigkeit miteinander verwoben. Auch das Artwork des Albums passt zu diesem Thema. Es stammt von dem Künstler Richard Borge und zeigt einen rücklings auf einem kaputten Spielzeugesel sitzenden Soldaten, der in einen orangenen Straßenmarkierungskegel brüllt. „Da gibt es viele Parallelen”, erklärt Haynes und bezieht sich damit auf die aktuelle Situation in seinem Heimatland. „Diese Person schreit ins Leere und schaut in die falsche Richtung. Das bringt einen schon zum Nachdenken.”

Neben den politischen Beobachtungen finden sich auf „Revolution Come… Revolution Go“ auch persönlichere Gedanken über das Leben und die Liebe, so z. B. auf dem Countryesquen Roadsong „Traveling Tune”, dem energiegeladenen „The Man I Want To Be” und dem schwelenden „Easy Times”.

Die kraftvolle Rocknummer „Stone Cold Rage“, mit der auch das Album beginnt, und das bluesig/soulige „Sarah, Surrender“ wurden bereits vorab als Single Veröffentlicht. Die beiden Songs zeigen die Band aus unterschiedlichen Perspektiven, denn während „Stone Cold Rage“ mit seinen schwergewichtigen Riffs richtig losrockt ist „Sarah, Surrender“ eine wunderbare, einfühlsame Soulnummer mit leichtem Blueseinschlag. Und so facettenreich geht es auf dem ganzen Album zu. Es fällt schwer einzelne Songs hervorzuheben, denn das Album hat keinerlei Ausfälle. Das dynamische „Burning Point” wird darüber hinaus von Jimmie Vaughan durch einige sehr schöne Gitarreneinschübe verziert.

Mit der Überarbeitung des ursprünglich von Blind Willie Johnson eingespielten alten Blues-Instrumentals „Dark Was The Night, Cold Was The Ground”, das mit einem Text von Haynes versehen wurde, endet das Album. Gov’t Mule haben daraus eine fulminante Gospel-Rock Version gemacht, die richtig abgeht.

Warren Haynes zeigt sich auf dem kompletten Album in Bestform, was nicht nur sein Gitarrenspiel, sondern auch seine ausdrucksstarke Stimme betrifft, die so stark und satt wie eh und je rüberkommt. Er wechselt mit Leichtigkeit zwischen rauem Rockflair, eindringlichem Blues und samtigem Soul.

Mit „Revolution Come … Revolution Go“ veröffentlichen Gov’t Mule ein mitreißendes Werk das ihre Stellung im Rockbusiness eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Stephan Schelle, Juni 2017

   

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