Gandalf’s Project - Same

Gandalf’s Project - Same
Eigenvertrieb: www.myspace.com/gandalfsproject (2007)
(6 Stücke, 19:40 Minuten Spielzeit)

Gandalf ist ein Name den wir alle aus dem Bestseller „Der Herr der Ringe“ kennen. Unter dem Namen Gandalf’s Project firmiert der italienische Gitarrist und Keyboarder Marco Chiappini, nicht zu verwechseln mit dem österreichischen Elektroniker Gandalf. Im Jahr 2000 kaufte sich Marco seine erste elektrische Gitarre und fing mit dem Komponieren eigener Stücken an. Heute programmiert er zunächst die Schlagzeugrhythmen auf dem Computer und spielt danach die Keyboardpassagen und Gitarren ein. Über die Internetplattform Myspace.com kam der Kontakt zu ihm zustande.


Die mir vorliegende DemoCDR, die sechs Stücke zwischen 1:25 und 5:58 Minuten Laufzeit aufweist, ist nicht zu kaufen, sie stellt vielmehr einen Querschnitt seiner aktuellen Arbeit dar und soll dann in einem Album münden. Seine Einflüsse gibt Marco mit Prog und Metalbands wie Pink Floyd, Camel, Porcupine Tree, Dream Theater, Marillion, IQ, Radiohead oder Neal Morse an. Wer jetzt allerdings lupenreinen Prog oder gar Progmetal erwartet, der liegt falsch.

Die Musik auf der DemoCD, die mit „Seashore“ beginnt, ist eher der Richtung Elektronik zuzuordnen. Der erste Track hat einen sehr ruhigen Rhythmus und kann vor allem durch sehr schöne Flächensounds, die eine eingängige Melodielinie aufweisen, punkten. Dazu spendiert Marco noch einen leichten Rhythmus sowie Mellotronsounds. „India’s Secret“ versprüht – wie könnte es bei dem Titel auch anders sein – ein asiatisches Flair. Eine Art Tablas und elektronische Sitarklänge sowie wiederum weite Flächen bestimmen hier zunächst das Bild des längsten Tracks. Im späteren Verlauf wird es dann mit sägenden Gitarren und Synthies sowie einem etwas härterem Rhythmus rockiger. Im letzten Teil ist mir dann dieser sägende Sound etwas zu penetrant und wird dann abrupt von der indischen Atmosphäre, die schon zu Beginn des Tracks zu hören war, wieder übernommen.

„Stolen Innocence“ beginnt mit einem Klavierpart, der für meinen Geschmack etwas holprig und unausgegoren klingt. Die einsetzenden Keys sind vom Sound zwar schön, aber das Gesamtbild bleibt holprig. Irgendwie fehlt mir hier auch noch etwas, eine Demo eben.

Und wieder entwickelt sich ein Flair von Weltmusik, denn „Okonkwo’s Hut“ klingt zunächst wirklich wie aus dem fernen Japan. Dann kommen aber wieder härtere Synthies, die etwas sägen und ein rockiges Schlagzeug hinzu. Das ist doch etwas zuviel für meinen Geschmack. Irgendwie ist die Abmischung nicht optimal, denn diese sägenden Synthies liegen komplett im Vordergrund und klingen für mich zu rau. Das hat was von elektronisch erzeugtem Progmetal.

Mit dem nur 1:42minütigen „Walking [interlude]“ wird es dann klassisch bzw. experimentell. Eine Pianopassage, Glockengeläut, Geräusche von einer gehenden Person, und ein etwas merkwürdiger Rhythmus klingen nach experimenteller Kunst. Das ist nicht mein Fall.

Der letzte Track des Demowerkes lautet „Imaginary Landscapes“. Hier wird wieder Elektronik geliefert, die eine recht eingängige Melodie aufweist und auf Flächen gebettet ist. Und durch die Schlagzeugprogrammierung klingt der Titel auch wieder etwas proggig. Das gefällt wieder recht gut.

Ich kann nur hoffen, dass das komplette Werk von Gandalf’s Project in sich geschlossener ist und stilistisch einen roten Faden aufweisen wird. Diese Demo enthält mir doch einige Stilwechsel, die nicht ganz so zusammenpassen. Auch muss Marco noch einiges an der Mischung ändern, damit nicht einzelne Instrumente zu dominant im Raum stehen. Die Demosongs finden sich auf der o. a. Internetseite.

Stephan Schelle, Februar 2008

   

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