Frequency Drift - Last
Gentle Art Of Music (2016)

(8 Stücke, 54:08 Minuten Spielzeit)

Die aus Bayreuth stammende Band Frequency Drift ist bekannt für ihren cineastischen Sound. Auch die Instrumentierung war für ihren Art-/Progressiverock recht außergewöhnlich. Von den im Rockgeschäft nicht gerade üblichen Instrumenten ist noch die E-Harfe, die von Nerissa Schwarz gespielt wird, übrig geblieben. Ansonsten bewegen sich die Musiker mit ihren Gerätschaften im typischen Progbereich. Seit der letzten Veröffentlichung „Over“ aus dem Jahr 2013 hat sich bei den Süddeutschen das Besetzungskarussell gedreht.


Neben Nerissa, die außer E-Harfe auch Mellotron spielt, gehören anno 2016 Andreas Hack (Keyboards, Gitarren, Theremin), Wolfgang Ostermann (Schlagzeug), Melanie Mau (Gesang), Martin Schnella (elektrische und akustische Gitarren) und Rainer Wolf (Bass) zur Formation.

Am 12.02.2016 erscheint das sechste Album der Band unter dem Titel „Last“. In ihren acht Stücken, deren Laufzeiten zwischen 5:08 und 8:31 Minuten liegen, versteht es das Sextett erneut mit ihren Klängen und Melodien Bilder im Kopf des Hörers sowie Emotionen zu erzeugen.

Der Pressetext beschreibt es in sehr schönen Worten: „Diesmal haben sich die Songwriter und Produzenten Andreas Hack und Nerissa Schwarz jedoch bewusst dafür entschieden, das Gesamtbild lebendiger, wärmer und insgesamt herausfordernder zu gestalten. Nie zuvor klang Frequency Drift grafischer, nie konnte der Hörer das Cineastische deutlicher spüren, fühlen, sehen … ja, erleben. Sobald das Licht im Saal erloschen ist, packt die Geschichte den Hörer.“

Fast Floydartig beginnt die CD zu Beginn des Openers „Traces“ und besitzt zugleich die Kraft, die die Musik von Bands wie Crippled Black Phoenix ausstrahlt. Dann setzt nach wenigen Momenten Melanie’s zarte Stimme ein und die Atmosphäre hat sich um 180 Grad gewendet. Jetzt zeigt sich der Song von seiner melancholischen Seite. Im Refrain kommen die fetten Hardrockriffs wieder auf. In den Mittelteil hat die Band dann einige sehr schöne Keyboardpassagen eingebaut. Frequency Drift spielen hier sehr ansprechend mit wechselnder Lautstärke und Dynamik.

Kraftvoll beginnt auch „Diary“. In dieses Stück haben sie einige Breaks eingebaut. Und ganz unvermittelt kommt dann in der Mitte des Songs eine sehr ambiente Phase auf, die aus einigen Keyboardtupfern besteht, die von Mellotronsounds begleitet werden. Das wirkt, als würde man sich im Auge des Wirbelsturms befinden. Und so wird man dann aus dieser Lethargie auch wieder durch ein kraftvolles Gitarrensolo gerissen.

„Shade“ beginnt wie eine mittelalterliche Weise, die von Akustikgitarre und Cello artigen Keyboardsounds begleitet wird. Melanies Stimme kommt in diesem Song Christina Booth (Magenta) sehr nahe. Darauf folgen Flötenähnliche Mellotron-/Flötensounds und ein vom Keyboard bestimmter Instrumentalteil. Schlagwerk und eine Art Xylophon werden ebenfalls beigefügt und münden in einen ekstatischen, kakophonischen Teil, der dann wieder in einen ruhigen Endpart übergeht. Und diesen Stilmix in Breitwandformat halten Frequency Drift das komplette Album über durch.

Mit „Last“ haben Frequency Drift wieder ein außergewöhnliches Album eingespielt, das sie in der oberen Etage der deutschen Art-/Progressiverock-Bands etablieren sollte. Es ist nur zu hoffen, dass der Titel des Albums nicht Programm ist und „Last“ der Schwanengesang der Band bedeutet.

Stephan Schelle, Januar 2016

   

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