Franz K. – Rock in Deutsch

Franz K. – Rock in Deutsch
Sireena Records / Broken Silence Distribution (1973 / 2011)
(8 Stücke, 43:39 Minuten Spielzeit)

„Wir machen Rockmusik mit deutschen Texten.” Damit brachte es der Dreier Franz K. bestehend aus Mick Hannes (Gitarre), Peter Josefus (Bass, Gesang) und Stefan Josefus (Schlagzeug) auf den Punkt. Schnörkellos, auf den Punkt kommen – das war die Spezialität des 1969 in Witten gegründeten Trios, das sich seitdem eine treue Fangemeinde in Deutschland erspielte. Mit ihrem legendären Leichenwagen als Tourbus waren die Wittener jahrelang unterwegs, verteilten gern Texthefte an ihre Fans und machten so jedes Livekonzert zu einem Happening.


Das 73’er Album „Rock in Deutsch“ war nach dem Debüt „Sensemann“ das zweite Album der Wittener Rockformation. Anfang September 2011 erscheint das Album erstmals auf CD. Neben dem Originalcover (mit dem Leichenwagen – allerdings sieht man erst in der Bookletmitte, das es sich um einen solchen handelt) sind alle Texte im Booklet abgedruckt. Nicht nur die sieben Stücke des Originalalbums sind auf der CD enthalten, als Bonus gibt es auch noch das Stück „Blues aus der Pinte“, das seinerzeit als B-Seite der Single „Whisky und Bier“ veröffentlicht wurde.

Bestand das Debütalbum „Sensemann“ aus zwei Albumseiten füllenden Tracks (dem 20minütigen „Das goldene Reich“ und dem 19minütigen „Sensemann“), so sind bis auf das „Peterlied“ (dieses bringt es auf fast 13 Minuten) vorwiegend kürzere Songs auf dem Album enthalten.

„Wir wollen erreichen dass man uns zuhört, über unsere Texte nachdenkt und vielleicht etwas tut.“, so die Band damals über ihre Inhalte. Und so packten sie Sozialkritische Texte wie etwa im Opener „Marschier oder stirb“, bei dem der Wehrdienst unter die Lupe genommen wird, in ihre Songs. Und bei diesem Opener wird schon deutlich, dass das Trio aus heutiger Sicht recht holprig die Inhalte in Texte zu verpackte, denn die sehr schönen Harmonien werden manchmal durch die ungelenke Textgestaltung unterbrochen. Das hat was von Liedermacher im Rock-Gewand.

Das siebenminütige „Big Boss“ ist ein herrlicher Bluesrock mit sehr schönem Instrumentalteil. Und mit „Die Moritat von Mackie Messer“ haben sie noch eine Coverversion aus dem wohl bekanntesten Stück aus der „Dreigroschenoper“ im Repertoire. In Franz K.’s Version ist dies zu einer Boogie/Ragtime-Rock-Nummer mutiert. Mit dem Bonus, der Bluesrock-Nummer „Blues aus der Pinte“ endet dann die CD.

Das 12seitige Booklet enthält die Songtexte, Linernotes von Stefan Josefus und reichlich Fotos aus den 70’ern. Allerdings ist als Kritikpunkt zu vermerken, dass die Songtexte nicht in der Reihenfolge, wie sie auf CD enthalten sind, abgedruckt wurden. Das ist ärgerlich, fängt man doch immer an zu suchen, wenn man den Text mitlesen möchte.

Mit „Rock in Deutsch“ hat Sireena erneut ein Kleinod aus der deutschen Rockmusik vor der Vergessenheit gerettet. Auch wenn die Texte aus heutiger Sicht etwas holprig und auch belehrend wirken, so können die Songs doch über weite Strecken überzeugen. Eine schöne Deutschrockplatte, die so manche Erinnerung hochkommen lässt.

Stephan Schelle, August 2011

   

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