Flaming Bess – Der Gefallene Stern

Flaming Bess – Der Gefallene Stern
Arkana Multimedia / www.flaming-bess.de (2013)
(15 Stücke, 77:41 Minuten Spielzeit)

Satte fünf Jahre ist es her, seit mit „Wächter des Lichts“ das letzte Album der Düsseldorfer Formation Flaming Bess auf den Markt kam. Die Wartezeit hat sich aber gelohnt, denn Flaming Bess, das sind Hans Wende (Bass, Gitarre), Peter Figge (Tasteninstrumente), Achim Wierschem (Gitarre, Programmierung, Produktion), Claas Reimer (Loops, Synthesizer, Effekte) und Hans Schweiß (Schlagzeug) - letzterer ist für Dieter Joswig in die Band gekommen, haben ein weiteres Meisterwerk kreiert. Mit Hans Schweiß hat ein Flaming Bess-Urgestein wieder Heim gefunden, denn Hans war schon auf der 81’er Produktion „Verlorene Welt“ mit dabei.


Im Jahr 1979 begann die Reise in die abenteuerliche Welt von Flaming Bess und Arkana sowie ihrem großen Widersacher Cathul. Damit schlug die Düsseldorfer Formation Flaming Bess eine musikalische Reise in eine fabelhafte Fantasiewelt auf, die ihresgleichen sucht. Mittlerweile haben sie die Geschichte auf fünf Studioalben („Der gefallene Stern“ ist die sechste Produktion) weitergeführt. Und auch anno 2013 hat die Kombination aus Fantasy-Story und Art- bzw. Progressiverock nichts von ihrer Faszination eingebüßt, denn Flaming Bess machen da weiter, wo sie 2008 mit „Wächter des Lichts“ aufgehört haben.

Unterstützung hat sich das Düsseldorfer Quintett wieder bei zahlreichen Gästen geholt, darunter wieder Jenny K. (Gesang) und Markus Wierschem (Geschichte und Stimme des Namenlosen), die auch schon bei der Produktion des Vorgängeralbums dabei waren. Das verleiht dem Album eine gewisse Kontinuität und lässt den Hörer sofort wieder in den fantastischen Kosmos von Flaming Bess eintauchen.

„Der gefallene Stern“ ist das zweite Kapitel der Sphärenmusik Trilogie und schreibt die Geschichte aus „Wächter des Lichts“ fort. Auch hier ist es die einzigartige Verbindung einer phantasievollen Geschichte mit emotionsgeladener Musik, die Flaming Bess von allen Anderen unterscheidet. In den zurückliegenden 5 Jahren hat die Band sich besonders viel Zeit gelassen, 15 einzigartige Stücke in 3 Kapiteln für dieses Album zu entwickeln. Gesamtlaufzeit: 77:41 Minuten, fantasievolles Klappcover mit 8-seitigem Booklet, vielen Informationen und Bildern usw.

Eingeteilt ist die CD in die drei Kapitel „Verloren im Dunkel“, „Anderwelt“ und „Am Fluss von Sein und Zeit“, die jeweils fünf Stücke beinhalten. Allerdings sollte man das Album im Ganzen hören, denn nur so entfaltet sich die ganze Schönheit dieses Werkes vor dem Ohr des Musikfreundes. Und mal ganz im Vertrauen, wenn man erst einmal die CD eingelegt hat, dann ist man so in die Musik versunken, das man die Stop- oder Pause-Taste unberührt lässt.

Eingeführt wird man mit dem wunderschönen Intro „Erwachen“. Dieser mehr als dreiminütige Opener hat etwas von einer Overtuere. Er beginnt mit einer Pianomelodie, der sich schnell einige Trompetenartige Synthieklänge anschließen. Dann kommt ein unwiderstehlicher Rhythmus hinzu und sofort macht sich eine Gänsehaut breit. Man ist vom ersten Klang an hilflos in dieser Geschichte gefangen. Gitarrensoli und weitere Motive bilden den Nährboden für die Geschichte um den „gefallenen Stern“.

Nahtlos geht es dann in das knapp zweiminütige „Verloren im Dunkel“ über, das die Geschichte durch den von Markus Wierschem und Mirjam Wiesemann (letztere spricht den gefallenen Stern) gesprochenen Text aufnimmt. Nach dem Intro hört man gebannt dem Text zu. Darauf setzt das Instrumental „Nosce Te Ipsum“ auf. Das ist atmosphärischer Art- / Progrock vom Feinsten. Herrliche Synthiefäden durchziehen den Raum und Gitarrensoli, die unter die Haut gehen machen dieses Stück zu einem Ohrenschmaus. Die eingängige Melodieführung, die aus einem Dialog von Synthesizer und E-Gitarren besteht, tut ihr Übriges.

Mit „Verzweifelt und Vergessen“ schließt sich dann der erste Song an. Hier besticht vor allem das markante Bassspiel von Hans Wende und Jenny K.’s Stimme, die sich schnell ins Hirn bohrt. Auch wenn sich an der ein oder anderen Stelle Anleihen an Proggrößen herauszukristallisieren scheinen, so haben Flaming Bess doch ihren ganz eigenen Stil, der unverkennbar ist. Und das zeigt sich auch auf dem neuesten Werk.

Traumhafte Gitarrenpassagen bietet das Titelstück, mit dem sich Kapitel 1 schließt. Dies ist der zweite von Jenny K. gesungene Song, der auch Melodic-Rock mit ins Spiel bringt. Vor allem die herrlichen Soli sind es, die dieses Stück so faszinierend machen. Dabei wechselt die Band immer wieder zwischen rhythmisch/druckvollen und sanften/traumhaften Passagen.

Mit Akustikgitarren startet dann „Anderwelt“ in das zweite Kapitel. Markus Wierschem und Mirjam Wiesemann führen in diesem wunderbaren Akustikstück die Geschichte weiter. Langsam steigert sich dieser Track und baut so eine gewisse Spannung auf. Dies wird vor allem durch den voluminösen Rhythmus und die Chöre hervorgerufen. Dann geht es in das mystische „Lichtpfad“ über. Der Rhythmus, der sich nach einigen Momenten einstellt, zeigt leichte Ähnlichkeiten zu Peter Gabriel und im weiteren Verlauf erinnert er gar an Alan Parsons „The Raven“. Dazu spendiert die Band dem Song Hardrocklastige atmosphärische Gitarren.

In „... wie Wüstenregen“ ist dann Mike Hartmann am Mikro zu hören. Recht klassisch/orchestrale Klänge haben Flaming Bess hier mit treibenden Rhythmen und E-Gitarren-Soli verknüpft. Fast schon Popmusik fließt dann in den nächsten Track „Identropie“ ein. Sehr eingängig ist dieses Stück, das vor allem vom Schlagzeug und den E-Gitarren getragen wird. Das Piano bestimmt dann über weite Strecken den Track „Erlösung?“, der das zweite Kapitel beschließt.

Verträumt mit herrlichen Gitarrenmotiven, die an Gilmour & Co. erinnern, geht es dann zu Beginn des dritten Kapitels in „Am Fluss von Sein und Zeit“ weiter. Die Geschichte wird nun auch von beiden Erzählern weitergeführt. Recht rockig (Melodicrock) geht es dann in „Die Kyberniten“ weiter. Es folgt das mit 12:20 Minuten längste Stück der CD, das den Namen „Haravienna“ trägt. Ein absolut abwechslungsreicher Longtrack, der nur so vor Dynamik und Spielwitz sowie tollen Soli sprüht.

Ein wirklich wunderbares Stück ist „Rückkehr“, das mit tollen Passagen glänzt, wie zum Beispiel die Akustikgitarreneinlage, tollen Rhythmusmustern oder der rockigen Variante mit E-Gitarre und Schlagzeug. Das Melodiemotiv wird so in verschiedenen Variationen dargeboten. Im letzten Stück „Friedhof der Träume“ wird die Geschichte auf diesem Album zu Ende geführt. Mystisch und erwartungsvoll wird die CD so zu Ende gebracht und macht Appetit auf das nächste Werk. Alternativ dazu empfiehlt es sich die Repeat-Taste zu betätigen und erneut auf eine wundersame Reise voller Magie zu gehen.

Mit „Der gefallene Stern“ führen die Düsseldorfer Flaming Bess ihre beeindruckende Reise in ihre Fantasywelt eindrucksvoll fort. Das neue Album ist wieder ein Highlight des Art-/Progrock geworden. Wer die bisherigen Alben mochte, kommt an diesem Werk nicht vorbei. Es ist nur zu hoffen, dass nicht wieder fünf Jahre vergehen bis der dritte Teil der Trilogie erscheint. Ein Album, das süchtig macht!!!

Stephan Schelle, August 2013

   

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