Fish On Friday – Shoot The Moon

Fish On Friday – Shoot The Moon
ACE (2010)
(11 Stücke, 47:42 Minuten Spielzeit)

Freitag gibt es bei den Katholiken meist Fisch und so könnte auch der Bandname auf einen religiösen Hintergrund schließen lassen. Das glaube ich aber weniger, handelt es sich bei Fish On Friday doch um eine aus Belgien stammende Progressive Rock Formation. Wenn man allerdings das LineUp studiert fällt als erstes auf, das der Grundstock der Band aus den beiden Keyboardern William Beckers und Frank van Bogaert (letzterer ist auch für den Gesang verantwortlich) besteht. Gerade Frank ist den Freunden der Elektronikmusik bestens bekannt, hat er doch bereits mehrere SoloCDs unter seinem Namen veröffentlicht.


Aber nicht nur Solo ist Frank van Bogaert unterwegs, auch als Produzent ist er mit seinem ACE Studio zum Beispiel bei den letzten Produktionen von Mindgames in Erscheinung getreten. Nun also ein neues Projekt, dessen Debütalbum „Shoot The Moon“ im Herbst 2010 erschienen ist. Neben den beiden Keyboardern wirken noch Marcus Weymaere (Schlagzeug), Marty Townsend (Gitarre) Robin Aerts (Bass), Bert Embrechts (Bass), Hans van der Leede (Gitarre), Dany Caen (Backgroundgesang) und Chantal Kashala (Backgroundgesang) als Gastmusiker mit. Und diese Zusammenstellung zeigt schon, dass es hier nicht in Richtung Elektronikmusik geht, wie man bei zwei Keyboardern vielleicht glauben könnte.

Die Musik von Fish On Friday ist eine Mischung aus Progressive Rock, Melodic Rock, Elektronik und Wave bzw. Pop. Schon der Opener „9.1 Surround“ haut mich um, da er mit einem Keyboardmotiv beginnt, das mich stark an die Steve Miller Band und ihr „Fly Like An Eagle“ erinnert. Sobald dann die knackige Hauptmelodie und der Gesang einsetzen zeigen sich Fish On Friday von ihrer besten Seite, denn schon dieser Song geht klasse los und erzeugt bei mir Gänsehaut. Das hat Radioqualität und gehört für mich jetzt schon zu den Favoriten des Albums.

Der zweite Song „Listen“ weist anfangs von den Gitarren/Keys her eine Spur Simple Minds auf, während der Satzgesang eine winzige Prise Pink Floyd einstreut. Aber hier wird man wahrscheinlich auch andere Vergleiche heranziehen können. Irgendwie hat man das Gefühl von etwas Vertrautem und doch klingen Fish On Friday neu. Auch das folgende „Don’t Go Knocking Me Of My Feet“ ist radiotauglich. Hier kommen bei mir Vergleiche zu Alan Parson auf (was u. a. durch den Gesang und die Kastagnetten hervorgerufen wird).

Sprachfetzen und ein hymnischer Beginn führen in das Titelstück ein. Nach dem gut einminütigen Intro kommen bei dieser Ballade – wieder vor allem durch den Gesang erzeugt – Alan Parsons-Erinnerungen auf. „Move South“ hat eine Pink Floyd lastige Stimmung und kann durch den herrlichen Satzgesang überzeugen. Das Stück „Fish On Friday“ beginnt mit einem Rhythmus, der mich an den Beginn von Nachrichtensendungen erinnert. Dieses Instrumental besticht durch die tollen Akustikgitarren und die treibenden Rhythmusmuster. Im Stück „Star“ haben die beiden dann auch noch eine Spur Humor einflechten lassen, denn das Stück beginnt wie eine Liveaufnahme vor einem riesigen Publikum. Gesang und Melodieführung lassen mich bei diesem Stück sofort an RPWL und Stücke wie „This Is Not A Progsong“ denken und auch Assoziationen zu einer poppigen Variante von Yes-Musik kommen mir in den Sinn. Ein mitreißendes Stück. Und auch die restlichen Stücke sind nicht von schlechten Eltern, ganz im Gegenteil.

Die CD erscheint im sechsseitigen Digipack und hat ein zwölfseitiges Booklet zu bieten, in dem alle Texte und einige schöne Bilder zu sehen sind. Generell ist zu sagen, dass die grafische Gestaltung sehr ansprechend ist, was sich schon am Cover der CD zeigt.

Mit „Shoot The Moon“ haben Beckers & van Bogaert alias Fish On Friday ein tolles Debüt hingelegt, das vor allem durch sehr eingängige Melodien besticht und unterschiedliche Stilrichtungen miteinander verbindet. Man hat immer das Gefühl irgendeine andere Band herauszuhören und doch sind die Stücke auf dem Album harmonisch und stimmig zueinander. Ein Album, das man gerne hört weil es locker und leicht daherkommt, aber auch glatt produziert wurde. Das ist jetzt kein anspruchsvoller Prog bzw. Rock, aber das muss es ja auch nicht immer sein. Für mich sind Fish On Friday auf jeden Fall eine Endeckung und ich hoffe, dass es weitere Veröffentlichungen dieses Projektes geben wird.

Stephan Schelle, Januar 2011

   

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