Feathers And Greed – Feathers And Greed
Vinyl Reservat Records (2020)
(8 Stücke, 40:40 Minuten Spielzeit)

Feathers And Greed nennt sich eine Band aus Hannover. Gegründet haben sie sich im Jahr 2017. Ihr selbst betiteltes Debütalbum ist bereits in 2019 auf 180 Gramm Vinyl und als Download herausgekommen, erreichte mich aber erst im Dezember 2020. Die Band besteht aus Jacob Jordan (Cello), Luca-Yannik Gierth (Gesang, Rhythmusgitarre), Lukas Hagemann (Percussion, Gesang), Marek Feddern (Lead-Gitarre, Gesang) und René Kretschmer (Percussion). Daneben hat Ole Backhaus beim Stück „Waste Of Time“ noch Keyboards beigesteuert.


Das Album beginnt mit dem 2:42minütigen Akustikstück „Tiny Creek“. Bestimmend sind hier die Akustikgitarre und das Cello. Beide Instrumente sorgen für einen leichten proggigen Touch. Nach einer Minute kommt ein sehr schönes Akustikgitarren-Solo auf, das von atmosphärischen Percussion vorangetrieben wird. Das ist schon mal ein sehr guter Einstieg in das Album und zeigt, dass die Protagonisten ihre Instrumente beherrschen.

Das folgende „Sharing Is Caring“ beginnt mit einer sehr mediterranen Gitarrenpassage, in die sich dann Percussion und Cello mit einbringen. Sobald der Gesang einsetzt erinnern mit Feathers And Greed musikalisch an die finnische Artrockband Overhead. Das ist atmosphärischer Artrock, bei dem die Instrumentierung die besondere Note ausmacht.

Mit dem Song „Waste In Time“ verströmen sie eine Spur Retrofeeling, denn musikalisch scheinen die Wurzeln dieses Stückes in den frühen 70’ern zu liegen. Die Keyboardflächen, die Ole Backhaus im Hintergrund eingewoben hat, verstärken diese Stimmung. Dieser sanfte Song überzeugt auch durch den herrlichen Satzgesang.

Mit 7:49 Minuten ist „Winding Stair“ der längste Track des Albums. Zunächst zeigt sich das Stück von seiner düsteren Seite. Akzentuierte Gitarrenlicks und ruhiger Gesang leiten in den Longtrack ein. Dann erhellt sich nach wenigen Momenten aber die Stimmung. Percussion und rhythmische Gitarrenlicks bestimmen die Strophen zunächst. Im Refrain steigt der Artrock-Anteil dann wieder. Langsam entwickelt sich dieses Stück und steigert sich immer weiter, bis dann die letzten zwei bis drei Minuten rockig - gar mit einem treibenden Gitarrensolo - ausklingen.

Etwas rauer im Gesangsstil zeigt sich der Song „Angry“. Ein Rocksong der wieder etwas 70’er Jahre-Flair verströmt. Und im Song „Help“ kommt gar eine Spur akustischer Led Zeppelin auf, wieder vermengt mit Ansätzen an die finnischen Overhead. „Fuck You [IWDWYTM]“ ist ein weiterer längerer Track mit sechs Minuten Spielzeit. Hier entfalten sich Percussion, Gitarre und variantenreicher Gesang zu einer sehr Ansprechenden Fusion. Den Abschluss bildet dann das 7:14minütige „Galaxies I“. Mit ihren akustischen Instrumenten erzeugen Feathers And Greed eine schwebende Stimmung in der ersten Hälfte des Tracks. Sobald der Gesang einsetzt bewegt sich die Band in einer zeitlupenartigen Artrockpassage, die dann zum Ende hin in ein ekstatisches Gitarrenspiel mit treibender Percussionarbeit gipfelt.

Feathers And Greed aus Hannover bieten akustischen Artrock auf ihrem selbst betitelten Debütalbum. Die Instrumentierung ist das Alleinstellungsmerkmal dieser Band, da sie einen besonderen Sound entwickeln. Gesanglich zeigen sich ein ums andere Mal Ähnlichkeiten zu den finnischen Overhead. Das Debütalbum überzeugt und man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein.

Stephan Schelle, Dezember 2020

   

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