Eyevory - Aurora
Artist Station Records / Soulfood (2019)

(9 Stücke, 51:10 Minuten Spielzeit)

„Aurora” nennt sich der dritte Longplayer der aus Bremen stammenden Band Eyevory. Wie schon bei ihrem Vorgänger, dem im Jahr 2016 erschienenen Album „Inphantasia”, so wurde auch das neue Werk im Rahmen von Crowdfunding realisiert. Während die CD-Version, die mir vorliegt, bei Artist Station Records erscheint, kommt die Vinylversion beim deutschen Label Sireena heraus. Das Album wird am 27.09.2019 erscheinen.


Das LineUp der Band stellt sich bis auf die Position des Schlagzeugers seit Jahren konstant dar. Jana Frank (Bass, Gesang) und Kaja Fischer (Gesang, Querflöte) kennen sich schon aus Zeiten ihrer Pink-Coverband. David Merz (Gitarre, Keyboards, Gesang) gehört ebenfalls seit mehreren Jahren zum LineUp. Neu hinzugekommen ist Christian Schmutzer (Schlagzeug, Percussion). Es ist der Band zu wünschen, dass sie mit dem jungen Schlagzeuger nun eine feste Konstante im Bandgefüge bekommen haben.

Auf ihrem neuesten Album bieten die Nordlichter eine Mischung aus Progressive Rock, Folkrock, AOR und sogar Mininmal Music. Dabei vernachlässigen sie aber nicht ihren typischen Stil, der unter anderem von Jana’s und Kaja’s Gesang sowie Kaja’s Flötenspiel geprägt ist.

Mit sanften Keyboards beginnt der Opener „Unrest”. Nach wenigen Momenten schält sich dann Jana’s Stimme heraus, die sich direkt unter die Haut bohrt. Dann setzt das Schlagwerk ein und der Track bekommt den nötigen Drive. Sofort ist man von Eyevory’s Flair gefangen. Etwas härtere Rhythmen sowie ein schönes Gitarrensolo mit Kaja’s Querflöte garniert, sorgen für einen etwas kraftvolleren Sound, als man ihn bisher von Eyevory kennt. Aber die Musik besitzt immer noch den Charme des typischen Bandstils und hat darüber hinaus Ohrwurmqualität. Das Thema dieses Openers sind intensive Einblicke in die menschliche Seele.

Die nächsten beiden Songs strahlen Optimismus aus handelt „Limelight” doch von der Überwindung des Lampenfiebers, eine Situation, die den Musikern wohl sehr bekannt ist und „Roses”, dass die Urgewalt der Frau unter der Geburt ihres Kindes beschreibt (beide Frauen sind Mütter und wissen wovon sie singen). „Limelight” klingt sehr AORmäßig, was sicherlich auch auf die gemeinsamen Auftritte mit der kanadischen Band Saga zurückzuführen ist. Die Querflöte bringt dabei den Folkanstrich in den Song. „Roses” ist ebenfalls ein von AOR-Stilistiken getragener Rocksong, der aber mit Gefühl und Kraft vorgetragen wird und durch einen wundervollen Refrain glänzt.

Dem setzen die Bremer dann mit „Slowly Falling” eine herzerweichende Ballade entgegen, die sehr stimmungsvoll ist und traumhaft vorgetragen wird. Folkig wird es dann in „Forever Endeavour”. Allerdings lassen Eyevory es in diesem Song richtig krachen, denn der Folkrocksong hat einen treibenden Rhythmus. Etwas minimalistisch wird es dann in „Caught Between The Fires”, das die Band zu Beginn in einem neuen musikalischen Gewand präsentiert. Vor allem die elektronischen Sounds bestimmen hier zunächst die Szenerie. Auch wenn es nach einiger Zeit wieder rockiger wird, so haben sie in diesem Song doch neue Elemente implementiert, die sich aber perfekt mit ihrem typischen Stil ergänzen.

Eine Geistergeschichte haben sie dann im Track „Follow Me” vertont. Ein klasse Song mit schönen, atmosphärischen Gitarrenparts und einem druckvollen Refrain, der sich im Ohr festsetzt. Der Gesang in „Soulmates” sowie Sounds, die an die 80’r erinnern, gehen direkt unter die Haut. Ein wunderbarer, ruhiger und betörender Song. Den Abschluss bildet dann das mit fast elf Minuten längste Stück „Carry On”. Ein Longtrack der noch einmal die Stärken des norddeutschen Quartetts in sich vereint. Ein klasse Song, der zu den Highlights des Albums zählt.

„Aurora” ist ein weiterer Höhepunkt in der musikalischen Geschichte der aus Bremen stammenden Band Eyevory. Wer ihre Alben bisher mochte, der kann hier wieder blind zuschlagen. All jene, die sich ihrer Musik bisher noch nicht genähert haben, sollten sich unbedingt das Album anhören. Ein tolles Werk aus deutschen Landen.

Stephan Schelle, August 2019

   

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