Errorhead - Evolution

Errorhead - Evolution
Lighthouse Records / H’ART (2014)
(12 Stücke, 48:46Minuten Spielzeit)

Errorhead, die Band um den deutschen Ausnahmegitarristen Marcus Deml, der von Joe Satriani und Steve Lukather/Toto mit einem „Guitar Hero Award“ (= Gitarristen-‚OSCAR’) ausgezeichnet wurde, legt am 25.04.2014 ihr mittlerweile fünftes Studioalbum vor, das den Titel „Evolution“ trägt. Bassist Frank Itt und Schlagzeuger Zacky Tsoukas gehören weiterhin zum LineUp, Sänger Karsten Stiers ist dagegen neu an Bord.


Das Quartett macht straighten Rock mit Blues- und Funkeinflüssen. Rockfreunde, die Bands wie Pearl Jam, Incubus, Black Country Communion, Chickenfoot, The Winery Dogs, aber auch Living Colour und Mother’s Finest mögen sollten hier ebenfalls richtig liegen.

Mit kraftvollem Rock, der den Blues atmet, startet die Band mit dem ersten Song „Scream - People Like Us“ ins Album. Der Song handelt von Menschen, die sich außerhalb der Norm handeln, weil sie sich jenseits der Gesellschaft bewegen und gegen den Strom schwimmen. Es ist atemberaubend wie dieser erste Song schon aus den Boxen stürmt, wie muss das erst live aussehen bzw. sich anhören? Dabei lässt sich die Band lässt auch in Stücken von unter vier Minuten die Zeit für solistische Einlagen.

Etwas gemächlicher geht es dann im Stück „Hideaway“ zu, das von einem Paar handelt, das sich aus dem Hier und Jetzt ausklinkt und einen Zufluchtsort sucht. Der Song hat eine Menge Power und Melodik, was ihn auch zu einem Liveklassiker machen dürfte. Sehr schön sind die akzentuiert eingestreuten Klangtupfer. Eine Spur Funk kommt dann im Stück „One Good Reason“ auf, das sich der Frage stellt, ob es einen Grund gibt, einen Menschen, der einen nicht gut behandelt hat, zu lieben. Das ist bodenständiger Funkrock mit Bluesrockeinschlag.

Etwas sentimental wirkt die langsame Bluesrocknummer „Tell Me“. Das ist auch nicht ganz verwunderlich, spürt er doch der Ursache des Verlassenwerdens nach. „Resurrection Me“ ist ebenfalls auf eine traurige Begebenheit zurückzuführen, wurde das Instrumental doch unter dem Eindruck der an einem Herzinfarkt gestorbenen Mutter Deml’s geschrieben. Deml drückt mit seiner Gitarre den ganzen Schmerz und das Leid aus, das er in diesen Momenten gespürt haben muss.

Es gibt nur noch wenige Menschen, die das Internet nicht nutzen und nicht in Sozialen Netzwerken unterwegs sind. Dieser Thematik und der Tatsache, dass viele doch etwas leichtsinnig mit den eigenen Daten umgehen, widmen sich Errorhead in dem Stück „Thieves & Poets (The Social Network Song)“. In diesem Stück wird wieder ordentlich gerockt. Eine Instrumentalnummer die mit Orgeln aufwartet und ein wenig Retroflair versprüht ist „Purple Lord“ das dem verstorbenen Deep Purple-Keyboarder Jon Lord gewidmet ist. Der Rest der Stücke ist von gleich hoher Qualität. Herauszuheben ist wohl noch das sehr funkige „Get Off My Back“, das mit einigen Überraschungen aufwartet. Den Abschluss bildet dann ein erneut recht trauriges Instrumental. „The Mighty Tube“ hat Marcus Deml als Requiem am Tag der Beerdigung eines langjährigen Freundes geschrieben.

„Evolution“ ist ein sehr gutes Rockalbum, das nur so vor Kraft strotzt. Errorhead verstehen es gekonnt Rock, Blues und Funk zu einer perfekten Einheit zu verbinden. Bei dieser Power können die Liverperformances eigentlich nur grandios werden.

Stephan Schelle, April 2014

   

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