Epitaph – The Acoustic Sessions
inakustik (2014)
(15 Stücke, 65:10 Minuten Spielzeit)

Die deutsche Band Epitaph gehört seit den frühen 70’er Jahren zu den erfolgreichen Rockbands des Landes. Gerne steckt man die Band in das Korsett des Krautrock, doch ist dies lediglich mit der zeitlichen Ära zu begründen, in der sie ihre Erfolge feierten. Auch heute noch touren Epitaph, die knackigen Rock, der sich an der amerikanischen Rockmusik orientiert, spielen. Als die Band im Capitol in Hannover während eines Benefizkonzertes schon einige Songs als Unplugged-Versionen in die Setliste einstreute, kamen die so gut beim Publikum an, dass sich Cliff Jackson, Bernd Kolbe, Heinz Glass und Achim Poret entschlossen eine ganze Session unplugged einzuspielen.


Nun sind Unplugged-Aufnahmen ja spätestens seit den legendären MTV-Sessions nichts Besonderes mehr, doch nicht alle, die auf diesen Zug sprangen, haben ein gutes Ergebnis erzielt. Epitaph haben es aber geschafft mit „The Acoustic Sessions“ ein wahres Meisterwerk zu kreieren, denn die Stücke aus dem langjährigen Repertoire (vom 1971 Debütalbum bis hin zum letzten Studioalbum dem 2009’er „Dancing With Ghosts“) wurden in ein neues, akustisches Kleid verpackt, das sich wahrlich hören lassen kann.

Elf eigene Songs in Neuinterpretationen, zwei Coverversionen (Bob Dylan’s „All Along The Watchtower“, das vor allem durch Jimi Hendrix Interpretation bekannt wurde und Jimi Hendrix „Villanova Junction“) sowie als Bonus die beiden Akustiknummern vom 2012’er Gig aus dem hannoveranischen Capitol („In Your Eyes“ und „Looking For A Friend“ - letzteres ist in zwei Versionen auf der CD) beinhaltet dieses grandiose Akustik-Album.

Cliff Jackson & Co. haben es fertig gebracht den Stücken neues Leben einzuhauchen. Das gelang nur deshalb, weil sie nicht einfach zu den Akustikinstrumenten gegriffen und die Stücke nachgespielt, sondern diese extra für die akustischen Versionen neu arrangiert haben. Ein weiterer Pluspunkt der Epitaph-Stücke ist, dass die Kompositionen ursprünglich auch auf Akustikgitarren entstehen.

Schon der Opener „Early Morning“ baut einen ungeheuren Spannungsbogen auf, der sich ebenfalls durch die anderen Songs zieht. Man hat das Gefühl in den Instrumentalpassagen einem Western-Soundtrack zuzuhören. Dabei hört man die Spannung förmlich knistern. Verfeinert wird das Stück durch ein Geigenintro von Tim Reese und einem herrlichen Solo auf der Akustikgitarre.

In der Originalversion ist „Another Bloody Day“ schon ein Knaller, aber in der Akustikversion klingt es nochmals eine Spur besser und zeigt, welch Qualität in den Stücken der Band steckt. In diesem Song verbindet sich die Mentalität eines Italo-Western-Soundtracks mit der Rockmusik von Künstlern á la Jon Bon Jovi (man denke nur an „Blaze Of Glory“).

Auch die beiden Coverversionen haben eine grandiose Ausstrahlung, was unter anderem an dem mehrstimmigen Gitarrensound liegt. Die beiden in Hannover aufgenommen Stücke fügen sich ebenfalls perfekt ins Gesamtbild ein.

„The Acoustic Sessions“ ist ein grandioses Werk, das von der ersten Sekunde an gefangen hält. Ob man die Stücke nun kennt oder nicht, spielt keine Rolle, die Faszination ist unbeschreiblich. Ein absolut süchtig machendes Album, daher ein Muss für jeden Rockfreund.

Stephan Schelle, Juni 2014

   

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