Enochian Theory – LIFE … And All It Entails

Enochian Theory – LIFE … And All It Entails
Music Theories Recordings / Mascot Label Group (2012)
(13 Stücke, 62:39 Minuten Spielzeit)

Enochian Theory, so nennt sich ein Trio aus Großbritannien, das international bereits mit ihrem 2009’er Debüt „Evolution: Creatio Ex Nihilio“ von sich Reden machte (zuvor gab es eine Demo-CD und eine EP, die aber nur im Eigenvertrieb herausgebracht wurde). In 2012 erscheint nun der lang erwartete Nachfolger mit dem Titel „LIFE ... And All It Entails“.


Die Band besteht aus Ben Harris-Hayes (Gesang, Gitarre, Piano), Shaun Reyment (Bass) und Sam Street (Schlagzeug, Perkussion) sowie dem The Lost Orchestra. Hinter dem letzteren, dem FX & Synthesizer & Orstestral Performance zugeordnet werden, steckt aber niemand anderes als Ben Harris-Hayes.

Enochian Theory haben sich mit ihrem zweiten Album zu einem ernst zu nehmenden Act des Artrock mit Metaleinflüssen gemausert. Stilistisch sind sie nicht weit entfernt von Bands wie Riverside oder Anathema, haben aber schon ihren ganz eigenen Weg gefunden. Der ist recht melancholisch, aber nie depressiv.

Das die Jungs Humor haben zeigt sich am ersten Titel des Albums, er ist mit Startnummer 0 angegeben und trägt den Titel „Zero Is Also A Number“. Allerdings sollte man sich nicht davon irritieren lassen, denn das Stück gibt es auf dem Album nicht, vielmehr startet es mit dem Song „This Aching Isolation“ (Ein Blick auf den Songtext im Booklet hilft da weiter.)

Schon der Opener mit seinen schönen Gitarrenmotiven auf mystischen Synthesizer-Wolken, dazu die voluminöse Rhythmusgruppe aus Bass und Schlagzeug und die im späteren Verlauf noch symphonischen Einspielungen machen aus „This Aching Isolation“ ein mitreißendes Stück, das perfekt in das neue Werk einleitet. Zwischendurch bringen die drei immer mal wieder verspielt wirkende Instrumentalpassagen. Ben’s Gesang fügt sich dazu sehr angenehm in die Grundstimmung der Songs. In die gleiche Kerbe stößt auch der zweite Song „Hz“.

Dann kommt ein etwas verstörendes „Non Sum Qualis Eram“, das durch Pianomotive recht experimentell und dem etwas entrückten Sprachfetzen völlig aus dieser Welt entrückt scheint. Dem schließt sich „Distances“ an, das sofort wieder herrlichen, treibenden Artrock bietet. In diesem Stück klingen Enochhian Theory eine Spur nach Bands der Marke Frames oder Long Distance Calling. Atmosphärischer wird es dann wieder in „Inversion“. Aber auch Stilelemente wie Growlgesang finden sich in der Musik (z. B. im Stück „For Your Glory, Great Deceiver“). Dieser wird aber nur sporadisch genutzt und sehr dezent eingesetzt. Die Songs haben durchgängig eine sehr hohe Dichte und überzeugen auf ganzer Linie.

Neben einem Dutzend neuer Stücke haben die Briten dann auch noch als Bonus eine remasterte Version des Stückes „The Fire Around The Lotus“ (vom Album „Evolution: Creatio Ex Nihilio“) ans Ende des Albums gestellt.

Enochian Theory haben mit ihrem zweiten Werk ein wirklich gutes Album veröffentlicht, das sie in der Szene etablieren sollte. Im Umfeld von Bands wie Riverside, Anathema, Long Distance Calling oder Frames bewegen sie sich auf hohem Niveau. Davon konnte man sich auch bei ihrem Auftritt beim diesjährigen Night Of The Prog-Festival auf der Loreley überzeugen. Allerdings gefallen mir die Stücke auf CD noch wesentlich besser, daher kann ich das Album auch unumwunden empfehlen.

Stephan Schelle, August 2012

   

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