Electric Orange - -EOXXV
Eigenvertrieb (2017)
(7 Stücke, 148:37 Minuten Spielzeit)

Das 25-jährige Bestehen der in Aachen beheimateten Band Electric Orange wird nicht nur mit dem Album „Time Machine 1992 - 2017“ gefeiert, bei dem Mastermind Dirk Jan Müller die Fans auf eine zeitliche Reise durch die Dekaden der Band mitnimmt. Nein, es gibt mit dem Album „EOXXV“ auch noch neuen Output, denn die sieben enthaltenen Stücke sind zwischen 2013 und 2017 aufgenommen und in im Jahr 2017 gemixt worden. Gemastert hat wie immer Eroc.


Die erste der beiden CDs entführt den Hörer ins Jahr 2013, während der zweite Silberling Stücke enthält die in 2016 und 2017 entstanden sind. Eingespielt wurden die Instrumentalstücke von Dirk Jan Müller (Synthesizer, Hammondorgel, Mellotron, Clavinet), Dirk Bittner (Gitarren, Percussion, Darbuka, Cajon, Phonofiddle, Kuhglocke), Tom Rückwald (Bass, Gitarre) und Georg Monheim (Schlagzeug).

Electric Orange bieten auf dem Doppeldecker, der auch in limitierter Auflage als dreifach Vinyl erscheint, ihren Mix aus Psychedelic- und Krautrock. Hypnotische Sounds und Strukturen werden von teils stoischen Schlagzeugrhythmen angetrieben. Die Soundwolken aus Keyboardklängen und atmosphärischen Gitarrenlicks unterstreichen diese hypnotische Wirkung. Schon im ersten Track der CD 1, „Continuum“ wird man auf einen fesselnden und die Sinne raubenden Trip mitgenommen. Dabei streuen die Jungs immer wieder sich steigernde Rhythmen in ihre Musik ein, um sie dann wieder abebben zu lassen. So wechselt die innere Stimmungslage zwischen Ekstase und chillen. Dann geht es wieder mystisch zur Sache und die Klangcollagen bilden ein unheilschwangeres Gebilde um im nächsten Moment wieder einzustürzen.

Ein markanter Basslauf leitet dann in den nächsten Track „Under The Nun“ ein und wird mit funkigen Gitarren unterstützt. Das Ganze untelegen Electric Orange aber mit psychedelischen Klangfarben und steigern es im weiteren Verlauf in einen rockigen Part um dann wieder in einen Part aus verstörenden Klängen überzuleiten (klingt wie Pink Floyd in ihrer psychedelischen Experimentierphase), der sich aber nach einigen Momenten wieder auflöst.

Nach einem sehr flächigen Beginn kommen sanfte Dubbeats dann in „Gnosis“ zum Tragen, die von psychedelischen Soundmustern aus Keyboard und Gitarre ummantelt werden. Aber auch in diesem Stück wandelt sich die Struktur ständig und es zeigen sich gar jazzige Momente.

„Misophonia IV“ (erster Track auf der zweiten CD) ist ein recht düsterer Track, der nach experimenteller Musik klingt. Die Synthiesounds, die im ersten Teil durch den Raum ziehen, sind schon bedrückend und auch das später einsetzende Schlagzeug bringt nicht mehr Licht in diese Atmosphäre. „Misophonia V“ zeigt sich dann doch von einer ganz anderen Seite, denn auf die jetzt heller wirkenden Flächen setzen sich zunächst ein sanfter Schlagzeugrhythmus und herrlich atmosphärische Gitarren. Im Verlauf wird es dann aber auch wieder experimenteller und verstörende Klangmuster und Rhythmen werden eingebaut. Die recht elektronischen „Faint“ und „Residuum“ entwickeln dann aber wieder diese unglaubliche hypnotische Wirkung.

Die Musik auf dem aktuellen Album von Electric Orange lässt sich kaum beschreiben. Man kann aber festhalten, dass man beim Hören in einen tranceartigen Strudel gezogen wird, aus dem man sich schwer befreien kann. „EOXXV“ ist ein tolles Album und unterstreicht noch einmal die Stellung von Electric Orange in der hiesigen Psychedelic- und Krautrockszene.

Stephan Schelle, Oktober 2017

   

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