Electric Moon - Lunatics

Electric Moon - Lunatics
Nasoni Records (2010)
(5 Stücke, 71:57 Minuten Spielzeit)

Knarzende Gitarren und ein nostalgischer Orgelsound, garniert mit einem monotonen Rhythmus eröffnen „Gefährliche Planetengirls“, das erste Stück des Albums „Lunatics“ von Electric Moon, dem Projekt des Sula Bassana Masterminds Dave Schmidt. In Triostärke agieren Pablo Carneval (Schlagzeug, Samples), Sula Bassana (Gitarre, Effekte) und Komet Lulu (Bass, Effekte) äußerst psychedelisch. Wer sich neben Schmidt hinter den Pseudonymen verbirgt, ist leider nicht auszumachen.


Wie die Anzahl der Stücke und die Gesamtlaufzeit schon zeigen, geben sich Electric Moon nicht mit kurzen Stücken ab, vielmehr lassen sie sich in ausufernder Weise in vier Tracks mehr als zehn Minuten aus („Moon Love“ bringt es gar auf 23 Minuten). In ihre Musik verarbeiten die drei Einflüsse aus Doom, Space-, Psychedelic-, Krautrock und Noise. Energische und doch fließende Grooves, spacige Gitarren und ein monotoner Bass zeichnen den Sound von Electric Moon aus. Und immer wieder pendelt das Trio zwischen treibenden Rhythmen und benebelnden, atmosphärischen Soundkaskaden hin und her, die oftmals wie homogene Improvisationen anmuten.

„Gefährliche Planetengirls“ wirkt auf mich wie ein nostalgischer - in die 60’er Jahre versetzter - Weltraumtrip, bei dem man durch psychedelisch anmutende Spiralnebel und Sternenkonstellationen neue Welten entdeckt. Stilistisch liegen Electric Moon hier in der Schnittmenge früher Pink Floyd und Krautrock.

Das Titelstück zeigt die vorgenannten Variationen und erweitert sie noch um eine Westcoastrock ähnliche Atmosphäre, die vor allem durch die E-Gitarre hervorgerufen wird. Der monotone Rhythmus zieht den Hörer förmlich in einen Sog aus psychedelischen Mustern. Das folgende „Brain Eaters“ bringt es auf fast 20 Minuten und schlägt in die gleiche Kerbe wie die beiden vorangegangenen Instrumentals. Ist man erst einmal im Sog von Electric Moon gefangen, kommt man aus dieser Umklammerung nicht mehr los, und so lasse ich mein Gehirn verschlingen und befinde mich in irgendeiner Zwischenwelt.

Mit „Hotel Hell“ kommt der kürzeste Track an die Reihe. Befinden sich vor allem Eigenkompositionen auf dem Album, so stellt „Hotel Hell“ eine Ausnahme dar, ist es doch eine Coverversion eines Eric Burdon-Songs. Hier kommt dann auch erstmals Gesang zum Einsatz. Der Song klingt, als wäre er in den 60’er Jahren aufgenommen. Durch den Gesang kommt es an dieser Stelle zu einem Bruch in dem ansonsten stimmigen Album. Und doch passt der Song in dieses psychedelische Album.

Fast schon wie zu Pink Floyd’s „Meddle“-Zeiten kommt der letzte Titel „Moon Love“ aus den Boxen geschwebt. Das ist Musik im Zeitlupentempo, die einem die Sinne vernebelt. Dazu der gehauchte Gesang, der wie in Trance geflüstert wirkt. Im zweiten Teil werden die Gitarren und die Rhythmen etwas druckvoller, um zum Ende hin sanft auszupendeln.

„Lunatics“ ist ein klasse Psychedelic- und Spacerockalbum, bei dem auch weitere Elemente beigemischt werden. Dave Schmidt lässt hier seine ganze Routine spielen, ohne dass das Werk langatmig klingt. Vielmehr wird man vom ersten Ton an gefesselt, in die psychedelische Klangwelt gezogen und dort festgehalten. Erst wenn der letzte Ton verklungen ist, lässt einen dieses Album, wieder in die Realität zurück. Klasse Teil!!!

Stephan Schelle, September 2010

   

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