Efendi’s Garden - Same

Efendi’s Garden - Same
Sireena Records (1979 / 2010)
(20 Stücke, 72:15 Minuten Spielzeit)

Gitarrist und Keyboarder Wolfgang Krantz war lange Mitglied der beiden deutschen Rockbands Jane und Harlis. So um das Jahr 1978 hatte er sich aber eine Auszeit genommen und kehrte nach gut einjähriger Pause mit einer Neuen Band zurück. Die nannte sich Efendi’s Garden. Zunächst war auch Wolfgangs Jane-Kollege Klaus Hess mit von der Partie, verließ die Gruppe aber noch bevor das gleichnamige Debütalbum herauskam.


Am 23. Juli 2010 kommt dieses Werk nun in remasterter Form bei Sireena Records heraus. In gewohnt liebevoller Art hat man dieses Album restauriert und mit umfangreichen Linernotes und als besonderen Bonus um zehn Stücke erweitert, die 1990 aufgenommen worden sind und ursprünglich für ein neues Album gedacht waren, das es aber bisher nicht ins Presswerk gebracht hat. Somit ist die CD ein Sammlerstück.

Am auffälligsten ist der recht gewöhnungsbedürftige Gesang von Thomas Stender aka Curtis Efendi. Sein Stil ist außergewöhnlich, aber auf Dauer schon recht extrem. Er klingt arabisch und wirkt durch den Einsatz eines Megaphon’s auch ziemlich schrill. Auch der Sound ist ungewöhnlich, da arabische / orientalische Elemente in die Musik integriert wurden.

Die Texte wechseln zwischen englisch und arabisch, was ein besonderes Flair dieses Albums ausmacht. Das wird zum ersten Mal richtig deutlich im Song „The Garden“. In den ersten Minuten johlt Curtis auf Arabisch, um dann den zweiten Teil des Songs, der bei mir auch Assoziationen zu Cockney Rebel weckt, in Englisch weiter zu singen. Dabei klingt seine Stimme gequält und das nicht nur, wenn er zum Megaphon greift. Das weckt eine ganz merkwürdige Stimmung, der man sich kaum entziehen kann.

Der gemäßigte Rhythmus und der total verstörende Gesang in „Oh Boy“ ist aus heutiger Sicht unglaublich. Was muss der Hörer damals nur gedacht haben, als dieser Song anno 1979 aus den Boxen schallte? Das ist Avantgarde-Rock der etwas schrägeren Art. Rockiger wird es dann in „Whip Of Roses“ und in „The King“ kommt gar Jane-Feeling auf, nur der Gesang von Curtis Efendi lässt nicht so recht die Jane-Atmosphäre aufkommen. Durch die Gitarren klingt „Mary“ nach einem Südstaatenrocksong, der aus den tiefsten Sümpfen der USA stammen könnte. Und in „The Sirens“ legt Curtis mal nicht so viel schrägen Gesang in den Song, so dass er recht gut ins Ohr geht und eine willkommene Abwechslung darstellt. Auch „Fisherman“ ist stimmlich anders als die restlichen Stücke angelegt. Hier agiert Curtis in einem sehr hohen Timbre, was etwas Eunuchenhaft wirkt, aber ganz gut zur Stimmung passt.

Die zehn Bonusstücke sind 1990 entstanden und klingen wesentlich frischer, als die Stücke des Originalalbums. Das liegt zum einen an der etwas angenehmeren Art, in der Curtis die Stücke interpretiert, zum anderen sind die Songs aber auch wesentlich eingängiger. So klingt beispielsweise „Struck By Love“ wie eine sanfte AC/DC-Nummer. Und die Sounds klingen moderner, mit mehr Keyboards versehen und auch etwas poppiger, so wie es in den 90’ern üblich war. Man hört dem Bonusmaterial eindeutig den zeitlichen Unterschied zum Erstling an.

Sireena Records hat mit „Efendi’s Garden“ ein sehr interessantes Album herausgebracht, das vor allem durch Curtis Stimme beeinflusst wird. Wer aufgrund des Buttons „Special Guest Klaus Hess from Jane“ auch Musik der Hannoveraner Krautrocklegende erwartet, der wird sichtlich enttäuscht sein. Wer sich aber auf intelligent gemachte Rockmusik mit einer schrägen Note einlassen kann, der bekommt mit diesem Album ein sehr hörenswertes Werk. Schön das Sireena vor allem die 90’er Stücke, die bisher unveröffentlicht sind, mit auf den Silberling gepackt hat. Das macht die CD zu einer Empfehlung.

Stephan Schelle, Juli 2010

   

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